Prof. Dr. Eva Matthes hat seit dem Jahr 2000 einen Lehrstuhl für Pädagogik an der Universität Augsburg. Sie ist u.a. Expertin für die Bildungs- und Erziehungsgeschichte des 19. und 20. Jahrhunderts.
Sie schreiben hier nur über die Entwicklung in der BRD. Wie sah es denn diesbezüglich in der DDR aus?
Ich muss sagen, ich bin mit einem vollkommen anderen Frauenbild aufgewachsen. Gleichberechtigung war eine Selbstverständlichkeit, über die ich nicht mal nachdenken brauchte. Und als ich ungefähr mit 15 (also zur Wende) das erste Mal Alice Schwarzer sah und von Emanzipation hörte, war ich überaus verwirrt, was dieser Quatsch soll. Warum für etwas kämpfen, was ich schon als völlige Normalität kannte.
Und dieser Eindruck hat sich bis jetzt noch nicht geändert. Der größte Teil der Wissenschafter, die ich kenne, sind Frauen und von denen habe ich nie gehört, dass sie irgendwelche Probleme im Studium bzw. Arbeitsleben hatten nur weil sie Frauen sind. Oder dass sie um Anerkennung und Gleichberechtigung kämpfen mussten. Und von den Nicht-Wissenschaftlerinnen gleich gar nicht zu sprechen – ich kenne keinen einzigen Fall von Nicht-Gleichberechtigung persönlich.
Also, ich bin immer wieder schockiert und auch verärgert, wenn ich höre bzw. lese, dass sich die Realität außerhalb meines persönlichen Lebensbereiches so anders darstellt. Ich habe echt das Gefühl, in einer anderen Welt zu leben. Aber, wie gesagt, meine Ansichten zu dem Thema sind ausschließlich von eigenen Erfahrungen und meinem näheren Umfeld geprägt. Wie es wirklich aussieht, lese ich ja hier und ich weiß natürlich auch nicht, wie die Realität in der DDR wirklich aussah. Deswegen oben meine Frage dazu.
Kommentare (1)