Eine weite Reise haben die 4 kleinen Steinchen hinter sich, die an diesem Nachmittag in meinen Besitz übergegangen sind. Ausgehend von einer Frage: „Ich fliege nach Colorado Springs, kann ich dir etwas mitbringen?” und meiner Antwort: „Klar, ein paar Steinchen und Bilder dazu, wie es dort ausschaut.” wurde die kleine Sammlung, die eine ganz schön lange Geschichte erzählt.
Sie beginnt vor ca. 1.6 Milliarden Jahren, als der Granit des Pikes Peak als Pluton im Untergrund des heutigen Colorado erstarrte. Im Verlauf der Zeit und der ersten Anhebungsperiode vor 300 Millionen Jahren wurde diese erstarrte Blase (Batholith) nach und nach freigelegt und von der Erosion angegriffen. Als vor 60 Millionen Jahren die Laramid-Orogenese begann, wurde das Massiv langsam durch das Abtauchen der Pazifischen unter der nordamerikanische Platte und einer damit verbundenen Aufwölbung der kontinentalen Kruste nach oben gehoben. Dann, vor ca. 10 Millionen Jahren, kam es zur letzten und bis heute andauernden Anhebung des Granits. Die absolute Höhe des Pikes Peak wird durch die fortschreitende Abtragung, vor allem durch Frostsprengung, konstant gehalten.
Das besondere am Granit von Pikes Peak sind die außergewöhnlich großen Kristalle roten Orthoklases. Die Variationen in der Farbe dieses Feldspates reichen bis hin zum deutlichen Pink. Dazu kommen Quarzkörner von Murmelgröße.
Die heute im „Garden of the Gods” anstehenden Gesteine sind Relikte dieser drei Anhebungsperioden. Die „Alten Rockies”, die in der ersten Orogenese entstanden, wurden als grobkörnige Konglomerate in Sedimentationsbecken geschwemmt. Sie liegen heute als kompakte Lagen makrokristalliner Granitstückchen vor. („Fountain Formation”)
Darüber schichten sich feine Sandsteine („Red and White Lyons”), die zeitlich direkt anschließen (Beginn vor ca. 280 Mill. Jahren). Sie sind gut sortiert äolisch abgelagert worden und unterscheiden sich durch ihre Farbe. Die weißen Schichten sind saubere Quarzsande. In den roten Sanden wurden Eisenminerale untergemengt, die durch das warme, trockene Klima entstanden. Sie dienen auch als Kleber, der die roten Bereiche fester zusammenhält. Man findet hier Schrägschichtung und Rippelmarken, die auf Dünenbildung hinweisen.
In einem anderen Teil des Geoparks sind mesozoische Sande und Kalksteine zu finden, die in Lagunen und im Schwemmbereich der Flüsse abgelagert wurden.
Im Paleogen schließlich wurden die ganzen Gesteinskomplexe um 90° gekippt und stehen nun aufrecht. Die leicht erosiv angreifbaren Pakete bilden heute für Touristen und Fotografen, nicht zuletzt durch den rot/weiß Kontrast, eine wunderbare Kulisse.
Die Proben, die mir mitgebracht wurden, repräsentieren die ersten beiden Formationen. Ich habe hier 2 Stücke des Konglomerates (Im Bild oben die 1 und 2) mit wunderbaren Kristallen, sowie einen roten (4) und einen weißen Sandstein (3) mit schon herausgewitterten Eisenmineralen (schwarze Punkte). So ist das in der Geologie. Aus einfachen, hübschen Mitbringseln werden Geschichten. Spannende, komplexe, wunderschöne. Geologie ist wirklich cool.
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