Die Welt schien den Atem anzuhalten. Viele, sehr viele Menschen beobachtetn gebannt, was in Japan passierte. Ein Erdbeben. Ein starkes dazu. Darauf folgte ein Tsunami. Tausende Tote, Hunderttausend obdachlos. Ein Naturereignis wurde zu einer menschlichen Tragödie.
Beben und Flutwellen beschädigten Atomkraftwerke im Nordosten Japans. Reaktorexplosionen. Kernschmelzen. Man weiss nicht mit Sicherheit, was alles vorgefallen ist. Was man weiß ist, das Angst herrschte. Nicht nur in Japan selbst, auch über dem Pazifik, denn die geologische Situation ist hier ähnlich. Das gegenüberliegende Ende der Pazifischen Platte taucht unter die Nordamerikanische Platte, bzw. die Cocosplatte ab. Die Kaskadenkette zeugt von der Macht, die an so einer Zone tektonischer Aktivität herrscht.
An der San – Andreas- Störung, einer Transformstörung auf kontinentalen Boden, fanden schon mehrfach schwere Erdbeben statt.
Die Angst ist groß in Kalifornien. Kann sich dort das Unglück von Japan wiederholen? Gibt es die “Gefahr von Fukushima” auch dort?
In einem sehr spannenden und emotionalen Beitrag berichtete Garry Hayes davon, was er als Geologielehrer erlebte, als er nach den Ereignissen der letzten Wochen zum ersten Mal wieder auf seine Studenten stieß.
“Es war mein erster Tag zurück in der Klasse nach dem 9.0 Beben in Sendai, Japan.” schreibt er auf seinem Blog. “Der perfekte Moment zum Unterrichten. Nur fühlte es sich nicht nach Unterrichten an. Ich fühlte nur Trauer.”
Den Studenten erging es ähnlich. Und so gestaltete er den Plan spontan um und eröffnete eine Fragerunde. Die Studenten fragten, er versuchte zu antworten. Vieles konnte er erklären, manches nicht. Zentral war die Frage, ob man das Szenario so auch auf Kalifornien anwenden kann.
Hier ein paar Beispiele der Fragen und Antworten:
Könnte es in Kalifornien auch ein Beben der Stärke 9 geben?
Ja und nein. Die legendäre San Andreas Spalte kann Beben im Bereich der Magnitude 8 hervorrufen, das ist ungefähr ein Dreißigstel der Stärke des Sendai Erdbebens. Viele andere Störungen in Kalifornien haben Dutzende Beben der Stärke 6,5 – 7,5 produziert, manche davon waren desaströs. Magnitude 9? Nicht ganz. Die kaskadische Subduktionszone verläuft weit ab der Küste Nordkaliforniens und erstreckt sich über Oregon und Washington. Dieses Störungssystem löste 1700 ein Beben der Stärke 9 aus. Studien zeigen, dass solch ein Erdstoß alle paar hundert Jahre stattfindet. Solch ein Beben würde erhebliche Konsequenten in NKal und dem Nordwestpazifik haben.
Werden wir von einer gefährlichen radioaktiven Wolke getroffen werden?
Ich denke nicht, die Experten sagen, dass sie sich in der Atmosphäre verteilen wird und auf dem Ozean niedergehen wird bevor sie uns erreicht. Ich sorge mich mehr um die Menschen, die in der Umgebung der Atomkraftwerke wohnen. Wenn das schlimmste Szenario eintritt, könnte das Land, auf dem sie ihr ganzes Leben verbracht haben, als “unbewohnbar” deklariert werden. Wohin werden sie gehen?
Ich bin froh, dass die Kernschmelze nicht hier passierte.
Wie viele von Ihnen wissen, wo ihre Energie herkommt? Kalifornien hat zwei laufende Atomkraftwerke, beide an der Küste, beide in der Nähe von Störungszonen. Eine weitere stillgelegte Anlage liegt nur 80 Meilen von uns, mit allen Brennstäben in ihr. Die Ingenieure der Werke sagen, dass sie bereit sind für alles, was auch immer passieren wird. (Ich beisse mir auf die Zunge um zu vermeiden, politisch zu werden).
Kann uns ein Tsunami im Central Valley treffen so wie er Japan traf?
Nein, das ist unwahrscheinlich. Doch wir haben ein anderes Problem: Das Sakramento Delta. Die etwa drei Dutzend Inseln im Delta sind “beschützt” von jahrhundertealten Dämmen, die schon durch Bisamrattenhöhlen zusammenbrechen könnten. Die Inseln sind im letzten Jahrhundert abgesunken, die meisten sind mittlerweile unterhalb des Meeresspiegels. Schon ein mittleres Beben könnte zum völligen Versagen der Dämme führen und somit die Inseln völlig überfluten. Wären sie nur vereinsamte Farmen, könnten wir damit umgehen. Doch die Pumpen des Kalifornischen Wasserprojekts sind in der Mitte der Inselgruppe und die Überflutung könnte die Wasserversorgung von 20 Millionen Menschen für Monate, wenn nicht Jahre, zerstören.
Was würde “Das Große” mit uns tun?
Das kommt darauf an, von welchem “Großen” Sie reden. Eine Wiederholung des 1906er in San Francisco? Oder des 1857er von Fort Tejon? Oder das “Lone Pine” Beben von 1872? Oder ein anderes? All diese waren fast Stärke 8, und wenn sie wieder passieren würden, wären die Schäden immens. Zudem gibt es Dutzende anderer aktiver Störungszonen in Kalifornien. Doch hier im Central Valley? Das ist schwierig zu sagen. Das von 1906 war natürlich spürbar, verursachte bei uns aber nicht den massiven Schaden. […]
Zum Ende hatte Garry Hayes noch eine Frage an seine Klasse: “Wieviele von Ihnen haben ein Erdbeben Notfallset bei sich zu Hause oder im Auto?”
Es meldeten sich 2 oder drei. Das lässt nur eine Zusammenfassung zu:
“We are not ready…”
Ihr könnt den ganzen Artikel hier nachlesen.
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