Gestern erzählte ich euch, dass ich hier von meinem Diorama oder Modell oder der Rekonstruktion der Silurfauna eines “Tabulaten-Stromatoporenriffes” berichten wollte. Möglicherweise war die Einführung zu trocken, deswegen gibt es heute gleich zu Beginn einen weiteren Teaser des fertigen Dioramas:
Und nun zu Riffen.
Was sollte man über rezente, also heute existierende Riffe und deren Faunenzusammensetzung wissen? Fangen wir mal mit einer schnöden Definition an:
Ein Riff ist „… eine maßgeblich von lebenden Organismen aufgebaute, meist bankförmige Struktur, die vom Meeresboden bis zur Wasseroberfläche reicht
und so groß ist, dass sie erheblich die physikalischen und damit auch ökologischen Eigenheiten ihrer Umgebung beeinflusst. Ihre Konsistenz ist hinreichend fest,
den anbrechenden Wasserkräften zu widerstehen und damit einen vieljährigen, charakteristisch gegliederten Raum für spezifisch angepasste Bewohner zu
bilden.” (Vgl. Schuhmacher, H.: Korallenriffe. Ihre Verbreitung, Tierwelt und Ökologie, München 1976.)
Wie entsteht so ein Gebilde?
Aus einem kleinen Bioherm entwickelt sich mit der Zeit ein stabiler Riffkörper. Ein großer Störfaktor bei dessen Entstehung ist die Wasserbewegung. Eine starke Brandung erlaubt kein Wachsen in die Höhe, es bilden sich in dessen Folge weitläufige Biostrome (Äquivalent zu Bioherm, nur ohne Höhenwachstum) aus.
Kann ein Bioherm sich jedoch stabil entwickeln, bilden die Riffbildner, im Allgemeinen Korallen, das Grundgerüst. Gerüstbinder kommen hinzu, das sind meist Algen, deren Kalkabscheidungen die Oberfläche inkrustieren. Die entstehenden Hohlräume werden mit eingetragenem Sediment oder Kalkbruchstücken gefüllt, die im Brandungsbereich abbrechen.
Ein typisches Riff besteht aus 2 Teilen:
Der Riffkern wächst wie eben beschrieben zur Wasseroberfläche, bis er bei Ebbe trockenfällt. Durch den Brandungseffekt bildet sich zur Seeseite eine Schutthalde. An der Riffrückseite schließt sich ein Bereich mit wenig oder keiner Wasserströmung an, die man Lagune nennt.
Und war das im Silur anders?
Jein. Prinzipiell funktionierte das Ganze damals genauso wie heute, nur waren die Riffbildner andere.
Stromatoporen, die man den Schwämmen zuordnen kann, bildeten den Grundstock mit dicken, brandungsresistenten Kalklagen. Ebenso tabulate Korallen, die stockartige Wuchsformen annahmen, nahmen einen großen Stellenwert ein. Dazwischen wuchsen viele Arten von Brachiopoden auf den Kalkgründen, Schnecken weideten die Gebiete ab. Als Räuber spielten Cephalopoden eine wichtige Rolle.
Heute gelten Temperaturen zwischen 22 und 28°C als Bedingung für die Riffbildung, sowie lichtdurchlässige Flachwasserzonen. Für die paläozoischen Riffe nimmt man das selbe an.
Ein typisches Tabulaten- Stromatoporen- Riff entstand in drei Phasen.
Im Pionier- Stadium bestand das Bioherm aus einzelnen, zerbrechlichen rugosen und tabulaten Korallen. Blieben sie stabil, entwickelte sich im Übergang zum Riff ein intermediäres Stadium, indem sich größere, rundlichere Kolonien auf dem abgestorbenen Ausgangsbestand ansiedelten. Das dritte und Reifestadium ist gekennzeichnet durch ein Aufwachsen des Riffes zur Wasseroberfläche. Der Brandungsbereich wurde von dicken Stromatoporen bevölkert, in dessen Leeseite sich vielseitige Formen ansiedeln konnten. In der Lagune konnten feingliedrige Arten bestehen bleiben. Die Rückseite eines solchen Plattformriffs wurde wieder von Stromatoporen geschützt.
Abbildung aus: Stanley, S. M.: Historische Geologie. Eine Einführung in die Geschichte der Erde und des Lebens, Heidelberg, Berlin, Oxford 1994. Seite 347
Und im nächsten Teil dann zeige ich euch, mit welchen unterschiedlichen Präparations- und Moddelierungsverfahren/ techniken ich so eine Riffgemeinschaft nachgebaut habe. Wollt ihr noch einen kleinen Teaser? Bitte sehr:
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