Schon 1977 wurde untersucht, dass aus tieferen Gesteinsschichten Radon aufsteigt, wenn tektonischer Stress die Schichten beeinflusst. An Transformstörungen wie der San Andreas Verwerfungen wird dieses Phänomen schon sehr lange recht routiniert eingesetzt, um die Gefahr bevorstehener Erdbeben einschätzen zu können.
Die Theorie besagt, dass kurz vor einem Beben die Gesteinsschichten porös werden, sich ausdehnen und so das Radon 222 nach oben in den Boden aufsteigen kann. Hier reichert es sich zum Beispiel im Wasser an und kann gezielt gemessen werden.
In San Francisco werden bis zu 4mal erhöhte Normwerte vor Beben dokumentiert. Damit gilt diese als die derzeit sicherste “Vorhersagemethode” für Erdbeben.
Doch nicht nur im Boden, auch in der Atmosphäre erhöht sich der Anteil am Gas.
Aktuell und spektakulär sind die Daten, die von Dimitar Ouzounov vom NASA Goddard Space Flight Centre in Maryland und seinen Mitarbeitern gesammelt wurden. Sie beziehen sich auf das Beben von Japan, welches am 11.3.2011 den Tsunami von Sendai hervorgerufen hatte.
Die atmosphärischen Daten zeigen folgendes Bild:
Wie zu sehen ist, gab es drei Tage vor dem Erdbeben einen massiven Anstieg des Gesamtelektronengehalts in der Ionosphäre. Zeitgleich nahmen Satelliten einen Anstieg der Infrarotemisson über dem Epizentrum wahr, mit einer Verzögerung hierzu, denn das Maximum wurde wenige Stunden vor dem Beben erreicht. Man könnte also ganz plakativ zusammenfassen:
Die Atmosphäre heizte sich auf.
Die Lithosphären-Atmosphären-Ionosphären-Verbindung vereint die bestehende Theorie mit den neuen Erkenntnissen. An Stresszonen treten vor einem Beben große Mengen Radon aus dem Erdreich aus. Die Radioaktivität dessen ionisiert die Atmoshäre deutlich und führt so zu einer Kettenreaktion. Wassermoleküle werden von den Elektronen angezogen. Somit kommt es zu einer erhöhten Kondensation, welche exogen ist und durch die Wärmeabgabe Infrarotstrahlung freisetzt.
Dass Litho- Atmo- und Ionosphäre ein komplexes System bilden sollte allgemeinverständlich sein. Somit ist es auch nicht verwunderlich, dass ich in allen Zonen Veränderungen nachweisen lassen, wenn es Turbulenzen in einem Teilbereich gibt.
Auch in einem anderen Werk, nämlich in Ionospheric Precursors of Earthquakes findet man die Information, dass in der F- Schicht der Ionosphäre die kritische oder Plasmafrequenz, veränderlich ist. Diese Frequenz, bei der die Strahlung noch reflektiert und nicht durchgelassen wird, ist abhängig von der Gesamtionisation der Schicht. Und dass diese von elektromagnetischer Erwärmung in Form von Ionengehalt und Wärmestrahlung beeinflusst wird, wurde oben beschrieben.
Nun muss die Auswertung der Daten zeigen, wie und ob man mit einem dichten Obervationsnetz einen Nutzen für die Bevölkerung daraus ziehen kann. Leider kann man ja Daten in der Regel erst NACH einem Ereignis sammeln. Ich bin gespannt, ob das Forschungspotential genutzt werden kann, um Prognosen möglich zu machen.
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