Willkommen beim dritten Teil meiner virtuellen Exkursion durch die Mittelgebirgslandschaften Deutschlands. Nach Schwarzwald und Odenwald und ihrer sehr aufregenden, tektonisch und petrografisch vielfältigen Struktur, lasse ich es jetzt etwas geruhsamer angehen. Grund ist
DER SPESSART
Der Spessart ist geprägt von klaren Strukturen. So gilt er als das geografisch am besten zu umfassende Mittelgebirge Deutschlands. Man merke sich nur den Spruch: “Kinzig, Sinn und Main schließen rings den Spessart ein.” Dann schlage man diese Flüsse auf einer Karte nach und Tadaaa – da haben wir ihn.
Doch was gibt es zur Geologie zu sagen? Aufmerksame Blogleser kennen sich mittlerweile gut aus, wenn es darum geht, die Beschaffenheit des variszischen Gebirgsrumpfes zu erkennen.
Gneise, Glimmerschiefer und Diorit-Intrusionen kann man im Vorspessart finden – das ist die nordwestliche Region um Hanau. Hier setzen sich die abgerundeten Hügelkuppen fort, die man aus dem Odenwald kennt.
Im nördlichen Teil sind als lokale Relikte noch Ablagerungen aus dem Perm zu finden – Rotliegendes und Zechstein.
Der Großteil der für Wandersleut’ zu bewundernden Landschaft besteht allerdings aus den mächtigen Buntsandsteinschichten, die hier während der Trias abgelagert wurden. Sie sind mit 300 bis 400 Meter Dicke geringer als im Odenwald und – gemäß des Aufbaus des Südwestdeutschen Schichtstufenlandes – im Südosten von Muschelkalk überlagert.
Durch die ungestört horizontale Lage der Schichten ergibt sich ein sehr klares, fast schon eintöniges geomorphologisches Bild: langgezogene Kuppen mit nur geringen Höhenunterschieden, die vornemlich von Eichen und Buchen bewaldet sind, mit argarwitschaftlich genutzen Flanken, die zudem Siedlungsfläche sind.
Mit 586 Metern ist der Geiersberg die höchste Erhebung. Das macht den Spessart zu einem der niedrigsten Mittelgebirge Deutschlands.
Einzig der Basaltkegel des Beilsteins bildet eine Ausnahme der Regelmäßigkeit. Es handelt sich hierbei um einen Basaltkegel, der auf eine sehr junge vulkanische Aktivität zurückgeht. Aufmerksame und interessierte Wanderer können hier klassische Basaltsäulen studieren. Kühlt ein Lavastrom verzögert ab, bilden sich keine massiven Gesteinsdecken sondern durch Schrumpfungsprozesse senkrecht zur Ablagerungsfläche mitunter meterlange, hexagonale (sechseckige Geometrie) “Säulen”. Die Datierung der Beilsteinbasalte ergab ein Alter von ca. 10 bis 20 Mio Jahre.
Mineralogen und Petrografen könnte der Spessart auch ein Begriff sein, ist er doch namensgebend für gleich zwei Besonderheiten: das Gestein Spessartit und das Mineral Spessartin.
Spessartit gehört zur Gruppe der Tiefengesteine. Fast ohne Quarz und Glimmer besteht er aus Feldspäten und Hornblende. Aufgrund seiner hohen Festigkeit und dunklen Farbe ist er ein weit verbreiteter Pflasterstein.
Das Mineral Spessartin gehört der Granatgruppe an und bindet Mangan an seine Alumosilikatgruppe. Früher bei Aschaffenburg abgebaut, war es ein beliebter Schmuckstein von brauner bis orangener Farbe.
Dem biblischen Noah wird nachgesagt, seine Arche des Nachts mittels einer Granatlaterne navigiert zu haben, und auch sonst galt der Granat als im Dunkeln leuchtend, weswegen er als Talisman begehrt war. Insbesondere hellbraune bis orangene Exemplare galten ob ihrer Selteneinheit als besonders Begehrenswert. Nun, schön waren sie sicher, sie leuchten aber nicht. Die Sagen lassen sich mit dem hohen Brechungskoeffizienten des Granats erklären. Leider sind die Lagerstätten im Spessart mittlerweile erschöpft.
Nun, zumindest auf der Durchfahrt durch Hessen wisst ihr nun, womit ihr es beim Spessart zu tun habt: Vor allem mit Buntsandstein und Wald.
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