Das ehemalige Postfuhramt in Berlin ist schon eine abgefahrene Sache. Aber der Inhalt lässt sich immer wieder sehen. Das C/O Berlin, International Forum For Visual Dialogues, wie es offiziell heisst, präsentiert vom 19. Juli bis 5. Oktober 2008 die Ausstellung Weltanschauung des amerikanischen MAGNUM-Fotografen Leonard Freed.
Quelle: C/O Berlin, International Forum For Visual Dialogues
Wer bei MAGNUM an Eis denkt, liegt im Sommer nicht schlecht, aber sonst total daneben. Die Fotografen die sich zur Bildagentur MAGNUM zusammen fanden, wollte Welt durch die Fotografie zeigen. Leonard Freed selber meinte zur Fotografie:„Je mehrdeutiger eine Fotografie ist, umso besser ist sie. Andererseits wäre sie Propaganda.”
Leonard Freed ist ein untypischer Fotograf gewesen. Seine Fotoreportagen haben Jahre bis zu ihrer Reifung in Anspruch genommen. Es ist sein ruhiger, respektvoller Blick auf das Leben und den Menschen, der fasziniert und die visuelle Kraft seiner prägnanten Langzeitstudien ausmacht.
Diese dokumentieren eine Haltung, die am Besten mit „Concerned Photography” beschrieben werden kann. Denn in Freeds Fokus standen nicht Stars, Katastrophen oder Spektakuläres, sondern alltägliche Situationen, sensible Porträts von Menschen in ihren jeweiligen gesellschaftlichen Zusammenhängen.
Fotografie war für Freed ein geeignetes Mittel, um die Welt besser zu verstehen – einerseits um seine eigene Identität zu finden, andererseits um soziale Interaktion und Strukturen zu entwirren und Klarheit zu erlangen.
Freed wurde 1929 in New York geboren und starb Ende 2006. Er stammt aus einer Familie von jüdischen Einwanderern aus Osteuropa. Zuerst studierte er Malerei und Grafik, begann jedoch bald auch erste Fotografien zu machen.
Nach seiner Rückkehr in die USA studierte er 1955 „design laboratory photography” bei Alexey Brodovitch, Art Director von Harper’s Bazaar.
Im selben Jahr kehrte er nach Europa zurück, lebte in den Niederlanden und übernahm erste Aufträge für MAGNUM. Seit 1961 arbeitete er als freier Fotograf und veröffentlichte seine engagierten Reportagen über deutsche Juden (1965), Schwarze in Amerika (1964/65) und den Sechs-Tage-Krieg in Israel (1967).
1980 publizierte er sein viel beachtetes Buch „Police Work” über den Alltag in einem New Yorker Polizeirevier. Seine Fotografien wurden in allen großen Magazinen veröffentlicht, darunter „stern”, „Geo”, „Sunday Times” und „The New York Magazin”.
Die Retrospektive, die das CO zeigt, wurde aus dem umfangreichen Archiv von Freeds Werk zusammengestellt und umfasst 230 Schwarz/Weiss-Bilder – sowohl unveröffentlichte Vintage und Modern Prints, als auch zahlreiche Aufnahmen, die zu Ikonen der Fotografiegeschichte geworden sind. Die Ausstellung wird vom 19. Juli bis 5. Oktober 2008 in Berlin gezeigt
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