Wien ist mehr als Fußball, oder Nackedeis, aber das weiss man natürlich. Bis zum 14. September 2008 hat jetzt das Untere Belvedere die Ausstellung Phantastischer Realismus in ihren altehrwürdigen Räumen.
Bildquelle: Screenshot Unteres Belvedere
Beim Phantastischen Realismus ist man in Wien ganz dicht dran an der Wiener Schule. Vor mehr als vierzig Jahren gelang der internationale Durchbruch des Phantastischen Realismus als Kunstrichtung. Der eigentliche Geburtstag ist aber schon 50 Jahre her.
Die Träger dieser Entwicklung, die bis in die Jetztzeit hineinragen, sind so bekannte Namen wie Arik Brauer, Ernst Fuchs, Rudolf Hausner, Wolfgang Hutter und Anton Lehmden. Neben diesen fünf Granden, sind auch weniger präsente Künstler wie Herbert Benedikt oder Nikolaus von Bentheim zu nennen.
Die Ausstellung macht die Vorgeschichte und den Kontext dieser speziellen Strömung spätmoderner Kunst ebenfalls zum Thema. Das damals noch kriegszerstörte Wien, die Diskussionen und das Lebensgefühl werden anhand von Selbstzeugnissen und Fotos ebenfalls thematisiert.
Aber die Österreicher wären nicht sie selbst, wenn sie “Ihre” Kunststörmung nicht auch etwas monopolisieren würden. Daher der Ansatz, dass die Wurzeln des Phantastischen Realismus, der als ein spezifisch wienerisches Phänomen gedeutet wird, bis an die klassische Moderne heranreichen. U.a. dort wo der Surrealismus entstand.
(Phantastischer und magischer Realismus werden gerne getrennt gesehen).
In der Aufbruchsbewegung der unmittelbaren Nachkriegszeit in Wien, formierten sich die „Phantasten” im Freundeskreis um „Art Club”-Präsident Albert Paris Gütersloh. Der „Art Club” illustriert die undogmatische Vielfalt dieser Zeit, als viele Strömungen nebeneinander existierten.
Meisterliche Kunst, feinmalerisch und an Perspektive und Proportion geschult und doch alptraumhaft, surreal und frei schwebend. Ungleichzeitiges, irrational und irgendwie doch auch gemütlich.
Jedenfalls unglaublich sehenswert und überraschend aktuell.
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