Heute würde diese Wissenschaftskarriere keinen mehr vom Hocker hauen. 1887 war das was anderes. Der amerikanischen Anthropologen Franz Boas (1858 – 1942), der Begründer der Kulturanthropologie als wissenschaftliche Disziplin wurde vor 150 Jahren im westfälischen Minden geboren.
Bildquelle: Plakat Mindener Museum, Franz Boas
Seine Heimatstadt richtet in diesem “Boas-Jahr” eine große Ausstellung im Mindener Museum aus.
In der Ausstellung wird der Lebensweg des Franz Boas, der in einer wohlhabenden jüdischen Familie in Minden in Westfalen aufwuchs dargestellt. Sein soziale Aufstieg vom Kaufmannssohn zum Ausnahmewissenschaftler war damals eher ungewöhnlich und dürfte dadurch befördert worden sein, daß Boas 1887 in die USA auswanderte.
Seine Forschungen bei den Inuit in Baffinland und bei den Indianern der nordwestlichen Pazifikküste sicherte deren Sprache und Kultur, die bereits in Auflösung begriffen waren, für die Nachwelt. Insgesamt zeichnet sich sein Werk durch eine geistige Beweglichkeit aus, die naturwissenschaftliche und geisteswissenschaftliche Traditionen, Wissenschaft und gesellschaftliches Engagement, Persönlichkeit und Politik zu integrieren verstand.
Als in Europa die rassistischen Theorien des Faschismus an Boden gewannen, vertrat Boas die gegenteilige Auffassung: Unterschiede zwischen menschlichen Kulturen seien auf historische, ökonomische, soziale und kulturelle Bedingungen zurückzuführen.
Boas gilt heute als wichtiger Impulsgeber für Ethnologie, physische Anthropologie, Sprachwissenschaft, Archäologie und amerikanische Volkskunde. Die Ausstellung im Mindener Museum ist noch bis zum 17. August 2008 zu sehen.
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