Wie bei Hempels unterm Sofa, Farbkleckse und tausend Pinsel, Modelle wohin man schaut, hell, voll, leer, zugemüllt und klein, alles das können Künstlerateliers sein.
Die Hamburger Kunsthalle hat eine ihrer sehr schönen Räume dem Thema Künstleratelier gewidmet.

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Bildquelle: Adolph Menzel (1815-1905), Atelierwand, 1872 © Hamburger Kunsthalle / bpk, Photo: Elke Walford
 

Adolph Menzel (1815-1905) einer der Großen des 19. Jh. in der Malerei, hat zwei Mal die Wand seines Ateliers gemalt: 1852 und 1872. Die frühe Fassung befindet sich in der Alten Nationalgalerie Berlin, die zweite Fassung gehört seit ihrer Erwerbung durch Alfred Lichtwark 1896 zu den Hauptwerken der Hamburger Kunsthalle.

In der Ausstellung Adolph Menzel und Lois Renner – Das Künstleratelier werden beide Fassungen einander gegenüber gestellt. Menzels Arbeiten werden neun großformatige Photoarbeiten des 1961 geborenen Malers und Photographen Lois Renner gegenübergestellt und ergänzen die ungewöhnliche Zusammenstellung von Meisterwerken Menzels.

Menzels Bilder sind modern und nehmen die moderne Ästhetik des Fragments vorweg. Mit seinen gemalten Objekt- Assemblagen aus Bruchstücken setzte sich der malerische Autodidakt Menzel mit dem Motivrepertoire der Kunst von der Antike bis zur Gegenwart, von den bewährten Formen der klassischen Skulptur bis zu den Abgüssen nach der Natur auseinander.

Die Relativierung ästhetischer Kategorien wird in der unterschiedslosen Reihung der Gipsabgüsse augenfällig. Für Menzel besitzen die Dinge keine unterschiedlichen Wertigkeiten. Damit wird er als richtungsweisend für den Surrealismus des 20. Jahrhunderts in Bezug auf diese Darstellungsform gesehen.

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Bildquelle:Lois Renner, Atelierwand 750, 2003, C-Print/Diasec, 190 x 152 cm, © Lois Renner, Kuckei + Kuckei
 

Menzels Werke werden mit neun großen Photoarbeiten des 1961 in Salzburg geborenen und in Wien lebenden Künstlers Lois Renner konfrontiert. Renner thematisiert in seinen Arbeiten Malerei und Photographie gleichermaßen. Er baut die Motive seiner Photographien aus verschiedenen Fragmenten zusammen und inszeniert sie neu. Sein Verfahren ist mit der Objekt- Assemblage in Menzels Atelierwand-Bildern, die für Renner einen hohen Anregungswert besitzen, vergleichbar.

Renner setzt sich seit langem mit einem einzigen Thema auseinander: sein Atelier als Bühne für photographische Inszenierungen. Dabei geht es um die Wahrnehmung im Wechselspiel und Widerspruch zwischen Realität und Fiktion.