Während das Treffen für meine Damen und Herren Kolleg(inn)en aus Blogosphäre und Wissenschaft noch Zukunftsmusik ist, mache ich mich schon mal auf den Weg. Sicher ist sicher! Allerdings führt mich meine Reise zunächst nach Schweden auf eine Konferenz.
Dort möchte ich mich für eine zweite Einladung nach Lindau empfehlen. Welche einzigartige Voraussetzung man dafür erfüllen muss, kann man hier nachlesen.
Höchste Zeit also mich zu fragen, was mich in Lindau erwartet. Sicherlich Marc, der mächtige Mann im Hintergrund bei den deutschen Scienceblogs. Er ist auch der Grund, warum ich mich aus dem betönernen Elfenbeinturm in Fribourg wage, um hier zu schreiben – er, unsere Freundschaft und Neugierde.
Ausserdem weitere Blogschwergewichte wie PZ Myers und Lars Fischer, welche beide für Ihren eigenen Blog berichten werden und natürlich der Rest des Autorenteams, inclusive Beatrice Lugger, die Marcs Gegenstück auf Seiten der Lindauer ist, sprich: Mächtige Frau im Hintergrund. Nicht zu vergessen Tobias X, mein Zimmerkollege!
Auf Tuchfühlung mit den Laureaten
Dies Stars der Lindauer Inselhalle sind selbstverständlich die Laureaten. Persönlich finde ich schade, dass der kürzlich verstorbene E. O. Fischer aus offensichtlichen Gründen nicht mehr dabei ist. Nach seiner ersten Einladung 1974 war er mehr als 30 Jahre steter Gast in Lindau.
Ihm wäre ich gerne begegnet, weil ich in mehrfacher Hinsicht sein wissenschaftlicher Enkel bin: Ich habe an seiner Wirkungsstätte der TU München studiert und mache, wie er, Carben-Chemie. Ausserdem habe ich für zwei seiner “Schüler”, die Professoren H. G. Raubenheimer und W. A. Herrmann gearbeitet. Wie gesagt: Schade! Als Ersatz wird dieses Jahr Schrock dabei sein. DIE andere Größe im Carben-Geschäft. Wer Chemie studiert, kommt nicht daran vorbei, die Unterschiede von Fischer-Carben und Schrock-Carben zu pauken. Aber ich komme vom Thema ab.
Wenn man sich die Zusammenfassungen der Vorträge anschaut, fällt einem ein deutliches Gefälle bezüglich des Grades der “Wissenschaftlichkeit” auf. Die Extreme sind wohl Agres Urlaubsbericht auf der einen und Schrocks purer Chemievortrag auf der anderen Seite. Dazwischen gibt es allgemein verständliche wissenschaftliche Beiträge und nicht-wissenschaftliche Vorträge, die sich aber mit Wissenschaft in der Gesellschaft befassen.
In Lindau geht es um Wissenschaftskommunikation und darum, Menschen zu sehen, die am Ende einer Karriere stehen, an deren Anfang ich noch stehe.
Im Gegensatz zu Lars finde ich gerade Letztere interessant, denn Fachvorträge von Laureaten sind auch nicht anders, als jene Ihrer Wissenschaftskollegen. In Lindau wird es aber nicht in erster Linie um Wissenschaft gehen oder, wie in einer Pressemitteilung verlautbart, um eine “Zukunftswerkstatt”. Sondern vor allem um Wissenschaftskommunikation und darum, Menschen zu sehen, die am Ende einer Karriere stehen, an deren Anfang ich noch stehe.
Interessanterweise scheint Schrocks Eröffnungsvortrag zur Konferenz in Göteborg viel allgemeiner gehalten, als der in Lindau. Wollen wir hoffen, dass da nichts durcheinandergeraten ist. In jedem Fall wird es spannend sein, zu sehen, wie die verwöhnten Starredner mit einer halben Stunde Zeit zurecht kommen.
Soviel zu meinen persönlichen Erwartungen. Meistens kommt es ohnehin anders als man denkt. Sicher ist nur, dass es ein Problem sein wird, den 7,5 kg Bildband, den offenbar jeder Teilnehmer bekommt, noch in meinem Gepäck zu verstauen.
» Oliver Schuster ist Chemiker |
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