Für viele ist heute GFP-Tag. Für mich nicht! Zumindest nicht in erster Linie. Heute Morgen ist Richard Schrock eingetroffen. Namensgeber des Schrock-Carbens. Quasi mein Erzfeind, denn ich bin direkter Nachkomme und Jünger des Fischer-Carbens, wenn man so will… also zumindest von E. O. Fischer.
Genug der reißerischen Aufmachung. Ist ja nur Spaß, aber ich hoffe es hat trotzdem einige zum reinlesen animiert. Vielleicht lässt sich sogar jemand zu einem Kommentar hinreißen? Da sieht es im Moment nämlich mau aus.
Zurück zum Hauptdarsteller. Während sich die andere Laureaten schon einige Tage lang dem Studentenmob stellen, war Dick (wie wir Freunde Ihn nennen) noch unterwegs. Ich hatte ja schon berichtet, dass ich ihn schon auf der EuCOMC in Göteborg sehen werde. Dort war er aber nur kurz um danach in Paris auf dem Tetrahedron Symposium vorzutragen. Danach ging es nach Rennes zur Ehrendoktortitelverleihung. Das lehnt man selbst als Nobelpreisträger nicht ab, deswegen die Verspätung.
Als Erstes entschuldigt er sich dann auch für seine spätes Aufkreuzen. Danach kriegt das Publikum, wie man auf Grund des Abstract vermuten konnte, Organometallchemie aufgetischt. Pur, wissenschaftlich, schonungslos. Tatsächlich ist es genau der gleiche Vortrag wie in Göteborg vor Fachpublikum. Naja, ein bisschen kürzer und mit anderem Titel..
Es geht um seine neuen Metathese-Katalysatoren. Durch die Substitution aller Alkoxid-Liganden mit Pyrrolid kann man neue, aber schlechte Katalysatoren herstellen. Wenn man allerdings eine gemischte Spezies (Alkoxid/Pyrrolid) testet, ist diese 100mal aktiver. Die Chiralität am Zentralatom ermöglicht hohe enantiomere Überschüsse und Z-Selektivität. Man kann die Katalysatoren sogar in situ herstellen. Der Laie merkt, es wurde so richtig chemisch. Wenn man in die Gesichter der Zuschauer blickte: zu chemisch.
Zumindest dachte ich das und war dann doch sehr überrascht zu sehen, dass es bei der Diskussion am Nachmittag fast keine freien Plätze mehr gab. Dort ging es dann sehr chemisch weiter. Es gab viele Fragen über Katalyse im Allgemeinen. Man merkt aber schon, dass seine Steckenpferd die Metathese ist. Es stellte sich heraus, dass die Pyrrolid-Komplexe, also alles worüber er heute Morgen sprach eigentlich die Idee seiner Studenten war und er erst nicht so viel davon gehalten hat. Zum Schluss erwähnt er noch kurz meinen Doktorvater Hubert Schmidbaur, der nun wirklich nichts mit Katalyse zu tun haben möchte. Das hatte ich nun wirklich nicht erwartet.
Tip des Tages: “Organic chemists are chicken!” (weil sie seine luftempfindlichen Katalysatoren scheuen)
» Oliver Schuster ist normalerweise Chemiker und blogt hier aus Neugier |
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