Ich wähne mich in Wochenendanfangsstimmung, schlage die Zeitung auf und was muss ich lesen: einen Bericht über das neue Zentrum für Traditionelle Chinesische Medizin, das am Uniklinikum Hamburg-Eppendorf soeben eröffnet wurde. Die Hälfte der Kosten trägt immerhin eine private Krankenversicherung, aber die anderen beiden Viertel zahlen das UKE und die Stadt Hamburg, also auch ich.

Wollen wir doch mal sehen, was die da so machen. Vielleicht gibt es Hoffnung, dass die Forscher mit ein paar guten Studien die Spreu der TCM vom Weizen (jajaja, ich weiß, diese Studie mit der Akupunktur – da half es ein bisschen, aber nicht sehr nachhaltig) endgültig trennen können.


Der Artikel in der Hamburger Morgenpost stammt aus der Feder von Nina Gessner, die mir wegen ihres gesunden Menschenverstandes schon mehrfach positiv aufgefallen war.

(Kleiner Exkurs für alle, die mit dem Hamburger Tageszeitungsangebot nicht vertraut sind: die MOPO ist Boulevard, aber ein ehemaliges SPD-Blatt. Sie wird recht viel gelesen, gerne auch in Kombination mit der SZ oder FAZ. Die einzige Alternative ist das Hamburger Abendblatt aus dem Hause Springer. Wer keinen Internetanschluss hat, liest sie, um über die Müllabfuhrtermine informiert zu sein. Oder um die ersten Bilder der niedlichen Elefantenbabys bei Hagenbecks zu sehen).

Die MOPO schreibt also:

Tatsächlich ist an dem 120 Jahre alten Uniklinikum eine neue Ära angebrochen. Eine Ära, in der die Schulmedizin nicht mehr als einzige Wahrheit gilt, sondern in der man sich alternativen Methoden öffnet. „Wir hatten in dieser Hinsicht lange die Augen verschlossen”, gibt der Ärztliche Direktor Prof. Jörg Debatin zu.

Statistisch sei es aber mittlerweile so, dass jeder zweite Patient alternative medizinische Konzepte suche.

Klar: wer sucht, hat recht.

Die Klinik habe die Pflicht, darauf einzugehen.

Entschuldigung, das habe ich nicht ganz verstanden. Pflicht? Warum? Und warum von meinem Geld?

Und auch wenn es für TCM nach westlichen Standards keine Beweise gebe, so gelte das Motto: „Wer heilt, hat recht!”, so Debatin.

Schön, da isses, das Totschlagargument der Alternativheiler!

Aber Herr Debatin, bei Ihnen habe ich die Hoffnung noch nicht aufgegeben. Wissen Sie, wie man verlässlich herausfinden kann, OB etwas heilt? Vielleicht haben Sie schon mal davon gehört – genau: mit einer doppelblinden, randomisierten klinischen Studie. 

Allerdings dürfte das Verblinden bzw. die Behandlung in der Kontrollgruppe nicht immer einfach sein:

Sie behandeln Schmerzen, Magen-Darm-Probleme, Haut- und Lungenkrankheiten, gynäkologische und neurologische Erkrankungen und greifen dabei zur Akupunktur-Nadel, zur „Moxa-Zigarre”, zu Massagen, chinesischen Kräutern und Atemübungen (Qigong).

Und warum bleiben die TCM-Heiler dann nicht in ihren Privatpraxen, sondern kommen an eine – vorsichtig ausgedrückt – renommierte Uniklinik?

Da haben wir’s:

Außerdem verwenden die Ärzte viel Zeit für Forschung.

Da bin ich mal gespannt, was das Zentrum selbst über seine Forschung schreibt.

Klinische Forschung soll nicht nur – wie häufig zur Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) – beschreibenden Charakter haben, sondern über den Status der Kasuistik hinaus gehen. Daher sind randomisierte und verblindete Studien zu erstellen, ggf. mit anderen Zentren gemeinsam. Grundlagenforschung strebt nach dem Verständnis der Wirkung der TCM. Sie testet z.B. neurobiologische Mechanismen der Akupunktur-Analgesie, Wirkungsweisen von Kräutern über Modulation der Funktionen des autonomen Nervensystems oder Wirkungen der chinesischen Arzneitherapie auf die Immunologie oder bei der Krebsbehandlung.

Das kann man so lassen.

Weitgehend neu ist der im Hamburger TCM-Zentrum geplante Ansatz, mit den physikalischen Methoden der Gas- und Flüssig-Spektrometrie sowie der Massenspektrometrie die ganzheitliche Wirkung der TCM-Behandlungen zu untersuchen.

Ehrlich gesagt sind die spektrometrischen Verfahren NICHT der Teil der Methodik, der mich interessiert hätte. Sondern vorher: wie werden die Patienten ausgesucht? Wie werden sie den Gruppen zugeordnet? Wie werden die Gruppen behandelt? Wer wertet aus?

Ob irgendwelche Proben dann mit Massenspektrometrie oder mit Gaschromatographie auf ihre Zusammensetzung untersucht werden, ist eigentlich schnuppe. 

Aber – Kompliment – es hört sich verdammt wissenschaftlich an!

Und auf der Startseite steht gar:

In der Forschung wird durch Verfahren der Systembiologie und Komplexphysik unter Nutzung der Bioinformatik der Anschluss an die Naturwissenschaften sichergestellt.

Systembiologie, das kenne ich. Das ist das mathematische Modellieren von sehr vielen biologischen Vorgängen gleichzeitig.

Aber Komplexphysik? Komplexphysik? Nie gehört. Und siehe da – Google findet für “Komplexphysik” ganze 2 (!) Einträge.

Und der erste ist? Na? Genau, die Seite des TCM-am-UKE- Zentrums! Sollte sich da jemand das Wort ausgedacht haben?

Darf man also zweifeln, dass “der Anschluss an die Naturwissenschaften”  durch “Verfahren der Komplexphysik sichergestellt” werden? Ich denke ja.

Aber die Forschung selbst ist doch sicher frei, unabhängig und ohne jeden Interessenskonflikt?

Die Gesellschafter erwarten von der gemeinsamen Einrichtung, dass hier Nachweise der Wirksamkeit der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) durch klinische und Laborforschung erbracht werden.

Und wenn das nicht rauskommt? Hört her, Ihr Forscher, immer schön randomisieren und verblinden nicht vergessen!

Aber zum Glück gibt es Supervision.

Einem noch zu gründenden Wissenschaftlichen Beirat wird jährlich über die Tätigkeiten in Forschung und Lehre sowie in der Krankenbehandlung berichtet.

Klar, mit dem kann man sich noch Zeit lassen. Wo nicht viel Wissenschaft drin ist, braucht es auch erstmal keinen wissenschaftlichen Beirat.

Kommentare (42)

  1. #1 michael
    Juli 2, 2010

    Warum sollte das UKE nicht auf den Zug aufspringen und Therapien anbieten, die Geld in die Kasse bringen?

    Wer sich über sowas ärgert, kann ja stattdessen nach Bad Waldsee https://www.baeder-fuehrer.de/kurorte/601199.html fahren und sich ins
    elektrogalvanisches Bad legen oder eine Extensionsbehandlung mit Mikrowelle über sich ergehen lassen.

    Alternative: Klosterfrau Allergin Globuli nehmen.

    Aber warum investiert eine Krankenkasse Geld in solch ein Zentrum?

  2. #2 Heilender
    Juli 2, 2010

    kann nicht aufhören zu kotzen..
    selbst so möchtegern autoritäten wie das rote kreuz
    https://www.chinesisches-institut.de/aktuell.html
    müssen diesen schund verbreiten. wenn die sich mit diesem stuß wenigstens bloß selbst behandeln würden, aber nö… sie müssen ihren wahn ja unters volk bringen.
    hab nicht wenig lust mal so ne veranstaltung zu besuchen und dazu hab ich hier mal eine frage:
    wäre es unhöfflich, unverschämt oder gar respektlos von mir wenn ich dort auftauchen würde & vor versammelter mannschaft laut und deutlich einige kritische punkte zur tcm ansprechen würde z.B. “was ist der dreifach Erwärmer und wie macht der sich bemerkbar, was ist die indikation für Tigerpenis oder Braunbärgalle etc.” oder wäre dies zu dreist von mir? Ich meine damit das dreister als die jenigen die den kranken das geld aus der tasche ziehen in dem sie ihnen mit hokuspokus gesundheit versprechen bin ich doch wohl nicht …!!! oder ???

    …es kann nur einen geben…

  3. #3 Tina
    Juli 3, 2010

    Einen GC, eine HPLC und/oder eine MS zu nutzen ist also Komplexphysik? Da muss ich gleich am Montag als allererstes mein Labortürschild ändern: ganzheitliches Laboratorium für Komplexphysik (darunter eine Ying/Yang Kugel, ein paar chinesische Schriftzeichen und ich bin voll im Trend!)

  4. #4 Tom
    Juli 3, 2010

    Ich denke man sollte vorsichtig sein mit der westlichen Arroganz.

    Ich meine: wie viele setzen sich am Sonntag in die Copperfield-Show und knabbern am Leib Christi rum?
    Auch diese Leute werden von unserem Geld bezahlt, auch wenn man mit Christentum nichts am Hut hat – deren soziale Einrichtungen wie Krankenhäuser sogar bis zu 95%. Das klingt arrogant, oder?

    Es ist immer leicht, sich über “andere” lustig zu machen.

    Wenn man sich zum Beispiel unsere “Forschung” auf dem Gebiet der Psychologie anschaue packt mich das nackte Grauen. Das ist keine Wissenschaft, sondern Kaffeesatzlesen für Fortgeschrittene.

    Wisst ihr wie westliche “Forschung” funktioniert? Fast ausschließlich weibliche Studentinnen gehen auf den Campus, sprechen dort (fast ausschließlich) männliche Studierende im Alter von 20-25 Jahren an im Austausch für eine Tafel Schoki einen Fragebogen auszufüllen. Wobei das Untersuchungsergebnis allerdings von vorn herein feststeht. Damit auch ja bloß das erwartete Ergebnis herauskommt, ist der Fragebogen in der Regel schon biased. Notfalls werden die Ausreißer, die den Trick durchschaut haben, hinterher noch als irrelevant aussortiert.
    Danach setzen sich die Mädels bei einer Tasse Kakao in die Cafeteria und orakeln eine Weile wie man die Ergebnisse wohl so interpretieren könnte, dass sie die Forschungsthese bestätigen. Denn die Untersuchungsergebnisse korrelieren freilich mit allen möglichen anderen Dingen, inklusive dem Wetter und der Anzahl geschlüpfter Mücken pro Minute – und das sogar viel besser als mit dem Forschungsansatz.

    Ich habe im Nebenfach Psychologie studiert und selbst gesehen wie das dort abläuft. Alles nach westlichen Standards.

    Da hätte ich genauso treffsicher und höchst wissenschaftlich ein paar Knochen werfen, oder einem Getier aus den Eingeweiden lesen können. Es bleibt dabei: die Interpretation der Ergebnisse ist oft genug pure Philosophie und hat mit Wissenschaft nur noch den Namen gemein.

    Und diese Quacksalber und Scharlatane nennen wir im Brustton der Überzeugung “studierte, westliche Mediziner” und lassen sie auf Grundlage solcher “Forschungsergebnisse” an der Psyche von Patienten herum fummeln – von unserem Steuergeld.

    Selbstverständlich sind wir absolut überzeugt, dass das was bringt: belegt durch die gleichen Kaffeesatzstudien wie der ganze Rest.

    Solange wir für solchen Blödsinn Geld haben, tut mir ein Zentrum für traditionelle chinesische Medizin absolut nicht weh. Man hat ja schon Pferde kotzen sehen – vielleicht können die Kaffeesatzleser aus Fernost den Kaffeesatzlesern aus Fernwest am Ende sogar noch etwas beibringen.

    Zum Beispiel eine andere Definition von “Gesundheit” – worin man im Westen die Abwesenheit von Krankheit versteht, in Fernost aber eher die Abwesenheit von Ursachen für körperliches oder seelisches Leiden. Da fängt’s schon an.
    Wenn diese Ansätze die Köpfe zusammenstecken, warum sollte da am Ende nicht was Nützliches bei heraus kommen?

  5. #5 Wanderjoschi
    Juli 3, 2010

    Vielleicht beschäftigt sich die Komplexphysik ja mit dem gleichen Thema wie die Komplexchemie 😀

  6. #6 Science Podolski
    Juli 4, 2010

    Frau Dr. Offe,

    haben Sie schon die Polizei verständigt?

  7. #7 miesepeter3
    Juli 5, 2010

    @Julia Offe

    “Und auch wenn es für TCM nach westlichen Standards keine Beweise gebe, so gelte das Motto: „Wer heilt, hat recht!”, so Debatin.
    Schön, da isses, das Totschlagargument der Alternativheiler!

    Klingt “Wer nicht heilt, hat noch mehr recht” in Ihren Ohren besser?

  8. #8 Julia
    Juli 5, 2010

    @miesepeter3

    Nö. Wer sagt das denn?

  9. #9 SteterTropfen
    Juli 5, 2010

    @miesepeter3:

    Es kann höchstens heißen: “Wer heilt hilft” man hat aber damit noch lange nicht Recht. “Recht” bekommt man leider nur durch viel Arbeit und nachweisbar gute Daten. Recht bekommen heisst nämlich in der Wissenschaft eine falszifizierbare Theorie so zu etablieren, dass die Mehrheit der Experten sie für richtig hält. Das ist nun mal so in der Wissenschaft.

    Hinzu kommt: Das Heilen muss man dann auch noch belegen und Belege fehlen für die TCM trotz der Anwendung seit Jahrhunderten leider völlig. Dabei ist es eigentlich ganz einfach eine Wirkung d.h. Heilung zu belegen (wie auch schon von Julia beschrieben). Komisch, gell?

    Der geheime und eigentliche Leitspruch der Alternativmediziner ist sowieso: “Ich mag Heilung eigentlich gar nicht sauber nachweisen, denn ich habe sowieso Recht”. Da stören doch Fakten nur 🙂

    Wirknachweise sind für die “Dreckmedizin” TCM IMHO auch kaum zu erwarten. Und darum unterstelle ich dem UKE auch schlicht pekuniäre Interessen.

  10. #10 michael
    Juli 6, 2010

    > Das Heilen muss man dann auch noch belegen und Belege fehlen für die TCM trotz der Anwendung seit Jahrhunderten leider völlig.

    Etwas unfair: Dass man die Wirksamkeit eines Medikamentes belegen muss, ist auch in Europa noch nicht so lange Usus.

    Dass man die Wirksamkeit von anderen Heilhandlungen, wie Psychoanalyse, Massagen usw. in Europa belegen muss, ist mir neu.

    > Und darum unterstelle ich dem UKE auch schlicht pekuniäre Interessen.

    So ist es. Geld regiert die Welt.

  11. #11 miesepeter3
    Juli 6, 2010

    @Steter Tropfen

    Mit dem Recht haben tu ich mich immer ein bißchen schwer. Wenn ich krank bin und fünf Jahre lang mit Medikamenten, deren Wirkung zig mal nachgewiesen ist,
    behandelt wurde und immer noch krank bin und dann eine andere Art der der Behandlung ausprobiere und dann gesund werde (wir tun jetzt mal so, als ob das möglich wäre), dann hätte ich erhebliche Schwierigkeiten mit der Aussage, der, der mich gesund gemacht hat, hat nicht recht. Ich weiß, dass das eine nicht sehr wissenschaftliche Betrachtungsweise des Problems ist, aber als Kranker interessiert mich weniger der wissenschaftliche Wettstreit, als der Erfolg der Behandlung.
    Ich kann nicht beurteilen, ob TCM je einen solchen Erfolg haben könnte, aber das zu untersuchen kann ja nicht so falsch sein, oder?

    @Julia

    Das sagt niemand, das war nur eine Frage.
    Es mag bedauerlich sein, aber auch Universitäten brauchen Geld. Und wenn unwissenschaftliche Vorträge gehalten werden, so mag das manchem Wissenschaftler als Sakrileg erscheinen, aber vielleicht sichert das auch seine wissenschaftliche Arbeit.
    Natürlich darf man darüber anderer Meinung sein, aber der Untergang des Abendlandes ist das noch nicht.

  12. #12 Catherina
    Juli 6, 2010

    Ich bin ja schon froh, dass ich noch vor der Umstellung der Kreissäle nach Feng Shui im UKE entbunden habe. Demnächst braucht man freie Arztwahl, damit man nicht akupunktiert, eingeräuchert oder gekugelt wird (haben Sie da auch jemanden, der Evidenz-basiert arbeitet?). Wenn man sich mit einem freundlichen “das Kind hat heute nacht 4 Stunden gehustet, ich hätte gerne was was wirkt” gegen die ärztliche Empfehlung von Lavendelöl wehrt, dann muss man doch schon Angst haben, dass das Jugendamt gerufen wird…

    Aber, der Markt der genau das will (östlich, sanft, ölig) ist eben groß, die Konkurrenz zwischen den Krankenhäusern auch, und leider schauen Patienten eher auf Feng Shui als durchgehend besetzte Anesthesie. Ein Wohlstandsphänomen!

  13. #13 SteterTropfen
    Juli 6, 2010

    @Michael: “Etwas unfair: Dass man die Wirksamkeit eines Medikamentes belegen muss, ist auch in Europa noch nicht so lange Usus.”

    Wieso unfair, die wollen es ja JETZT etablieren und ggf. von den Krankenkassen bezahlen lassen (gibt es für Homöopathie ja leider schon). Das die TCM in China zur psychohygienischen Folklore gehört und zu “Behandlung” von Befindlichkeitsstörungen benutzt wird, wir davon ja nicht berührt.

    @miesepeter3: ” … aber als Kranker interessiert mich weniger der wissenschaftliche Wettstreit, als der Erfolg der Behandlung.”
    D´accord, aber deswegen sagte ich: “Wer heilt hilft” – nicht weniger, aber halt auch nicht mehr. Für den Kranken ist Wohlbefinden natürlich das wichtigste. Aber darauf kann man keinen Wirksamkeitsnachweis aufbauen, kann deswegen also nicht Recht beanspruchen. Der Placeboeffekt ist mächtig und die “Wirkung” der TCM mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit reiner Placeboeffekt.

    Deswegen macht es auch nicht soviel Sinn hier noch des Forscher Ehrgeiz zu verbrennen bzw. Doktoranden zu malträtieren, es gibt tausende lohnendere Ansätze!

  14. #14 Catherina
    Juli 6, 2010

    Was sich vielleicht lohnen würde, ist heraus zu finden *was* denn nun genau hilft an der TCM (meine Arbeitshypothese ist: die Zeit und Zuwendung die der Behandler dem Patienten widmet). Ist halt die Frage, ob die Krankenkassen das interessieren würde…

  15. #15 h.t.
    Juli 6, 2010

    Vielleicht keine uninteressante Information. Die Doppelblindstudie, für die Vertreter der evidenzbasierten Medizin so etwas wie das goldene Kalb der Israeliten, wurde ca. 1820 zum ersten Mal durchgeführt von Homöopathen. Ja sie haben richtig gehört. Den Homöopathen war auch schon damals der Placeboeffekt wohlbekannt, und um den auszuschalten hat man die Studie verblindet. Die wissenschaftliche Medizin hat das den Homöopathen abgeschaut, man könnte auch sagen geklaut und versucht heute das als Argument gegen die Homöopathie zu verwenden.
    Da sollte man sich schon was Besseres einfallen lassen.

  16. #16 Thomas J
    Juli 6, 2010

    @h.t.

    Bitte nicht hier auch noch diese Leier, bitte bitte bitte nicht.

  17. #17 h.t.
    Juli 6, 2010

    @ thomas

    Du könntest einfach auf diese geschichtliche Tatsache eingehen, die ich hier zum ersten Mal erwähne. Ich weiss das auch erst seit kurzer Zeit und finde das schon interessant. Warum soll das eine Leier sein?

  18. #18 Thomas J
    Juli 6, 2010

    @h.t.

    Das weisst du genau und das wars auch von meiner Seite.

  19. #19 h.t.
    Juli 6, 2010

    @ thomas

    Du könntest darauf eingehen, wenn Du könntest.
    Ich denke so liegen die Dinge.

  20. #20 S.S.T.
    Juli 6, 2010

    @h.t.
    A. Wilferd rides again.

  21. #21 h.t.
    Juli 6, 2010

    @ S.S.T.

    Hast Du den Beitrag von Tom weiter oben gelesen? Nicht? Das solltest Du tun.

  22. #22 S.S.T.
    Juli 6, 2010

    @h.t. aka A. Wilfert

    Wenn ich schon mal kommentiere, dann habe ich auch alle Beiträge gelesen. Soweit vorab.

    Inwiefern der Beitrag von @Tom die Wirksamkeit von TCM darlegen soll, entzieht mich meiner Kenntnis. Aber vielleicht kannst Du ja da noch etwas weiter schwurbeln.

  23. #23 SciencePodolski
    Juli 6, 2010

    @ S.S.T.,

    vielleicht schwurbelst du dir deinen Al. Dann bist du etwas entspannter.

  24. #24 h.t.
    Juli 6, 2010

    @ S.S.T.

    Tom´s Beitrag sagt nichts über TCM aus, aber viel darüber wie sogenannte Wissenschaft betrieben wird, für die Du dich immer so stark machst, dass Du glaubst jeden Andersdenkenden verächtlich machen zu müssen.

  25. #25 helduel
    Juli 6, 2010

    Interessant. Die Homöopathen haben die Doppelblindstudie zum ersten Mal durchgeführt (=erfunden?), aber haben es bis heute nicht geschafft die Homöopathie entsprechend zu belegen. Und die EBMler dürfen das nicht als Begründung für ihre Ablehnung der Homöopathie hernehmen, weil sie diese Beweisführung nicht erfunden haben? Ich seh schon: Argumentation auf höchstem Niveau.

    Ich als Homöopath würde diese Sache nicht an die große Glocke hängen. Ist schon peinlich, wenn ich die Doppelblindstudie quasi erfunden habe, aber es nicht schaffe, mein Zeugs damit zu beweisen. Und dann kommen so diebische Mediziner, stehlen mir diese Methode und sind damit erfolgreich.

    Aber eines muss man Anhängern der alternativen Medizin lassen: Ihre Kreativität im Ausreden erfinden ist Weltklasse!

  26. #26 h.t.
    Juli 6, 2010

    @ heiduel

    Reg dich wieder ab. Ich fand es nur interessant auf die Herkunft der Doppelblindstudie hinzuweisen. Sie wird auch noch immer in der Homöopathie bei Arzneimittelprüfungen verwendet. Nur bei Kranken kann sie gemäss der homöopathischen Denkungsart keine sinnvollen Ergebnisse bringen, aber dafür müsste man halt denken können. Also geht Deine Kritik da völlig ins Leere.
    Daneben kann sie auch in der EBM keinen Hinweis auf Langzeitwirkungen geben, ausser man betreibt die Studien über viele, viele Jahre, was man eigentlich tun sollte.
    Nur gäbe es dann 90 % dieser “Arzneimittel” nicht mehr. Sie haben so gut wie Alle gefährliche Langzeitwirkungen, und das wissen auch viele die damit befasst sind. Nur will man halt damit Kohle machen, also drückt man den Müll auf den Markt und zieht in nach Jahren des Abkassierens wider zurück, wenn die Gefährlichkeit allzu offensichtlich wird.
    Das Grundprinzip der Medizin, zuallererst nicht zu schaden, wird hier immer wieder verletzt.

  27. #27 helduel
    Juli 7, 2010

    @h.t.
    Warum soll sie bei Kranken keine sinnvollen Ergebnisse erzielen können?

  28. #28 Julia
    Juli 7, 2010

    @h.t.
    Stimmt. Wenn mir das wichtigste ist, dass Medikamente keine Nebenwirkungen haben: Go for homeopathy!
    Ich finde allerdings am wichtigsten, dass sie eine Wirkung haben. Und dann sind die UAW (unerwünschte Arzneimittelwirkungen, so nennt nämlich der Pharmakologe die “Nebenwirkungen”) nicht völlig zu vermeiden.

    @heiduel.
    Lustig. Immer schwerer zu verstehen, wieso Leute mit so guten Ideen wie Doppelblindstudien gleichzeitig an die Heilkraft der Wassermedizin glauben.

  29. #29 Kai Möller
    Juli 7, 2010

    Zitat aus WIKI:

    “Der erste Doppelblindversuch der Medizingeschichte im Jahr 1835:
    Viele Methoden experimenteller Medizin wurden zuerst in der Auseinandersetzung mit alternativer Medizin entwickelt. So publizierte bereits 1835 der Theologe und Redakteur George Löhner einen unter Beteiligung von Ärzten, Apothekern und anderen Honoratioren bei Nürnberg durchgeführten Test der Wirkung einer homöopathischen Kochsalzlösung an einer Gruppe von 55 freiwilligen, gesunden Probanden. 42 Personen hatten „gar nichts Ungewöhnliches“ bemerkt (19 Kochsalz-Potenz, 23 Wasser), 9 Personen hatten „etwas Ungewöhnliches“ bemerkt (6 Kochsalz-Potenz, darunter aber einer der wusste, dass er die Potenz eingenommen hatte, 3 Wasser). Während die Kommission folgerte, dass die Potenzierung keine Wirkung habe,[42] reagierten homöopathische Zeitschriften mit heftigen Polemiken.[43]”

    Demnach hätte bereits die erste doppelblinde Studie der Geschichte die Unwirksamkeit der Homöopathie belegt.

    @h.t
    Wie kommen sie auf 1820?

  30. #30 Helmut E.
    Juli 7, 2010

    Wenn ich krank bin und fünf Jahre lang mit Medikamenten, deren Wirkung zig mal nachgewiesen ist,
    behandelt wurde und immer noch krank bin und dann eine andere Art der der Behandlung ausprobiere und dann gesund werde (wir tun jetzt mal so, als ob das möglich wäre), dann hätte ich erhebliche Schwierigkeiten mit der Aussage, der, der mich gesund gemacht hat, hat nicht recht.

    Aus Sicht eines Kranken ohne Skepsis oder wissenschaftliche Vorbildung ist diese Reaktion allzu verständlich. Der Knackpunkt ist wie immer die Aussage “der, der mich gesund gemacht hat”.

    Der Mensch sieht ständig Muster wo keine sind und entwickelt daraufhin Aberglauben und Rituale. Früher war es der Regentanz, heute sind es Akupunkturnadeln oder Globulis.

    Die Aussage “wer heilt hat recht” teile ich uneingeschränkt. Dummerweise heilt TCM nicht. TCM suggeriert dem Patienten lediglich mittels Rituale und Heilsversprechen, dass sie heilt. Der Patient fühlt sich dadurch vielleicht aufgrund seiner Erwartungshaltung (kurzfristig) besser. Vielleicht fühlt er sich gar nicht besser, aber der behandelnde Arzt schreibt ihm aufgrund seiner Erwartungshaltung eine Zustandsverbesserung zu (hallo doppelte Verblindung!). Dann werden diese subjektiven Eindrücke in hübsche Anekdoten verpackt und weiterverbreitet.

    Dass sich der durchschnittliche Patient täuschen lässt, ist ihm nicht anzulasten. Er verlässt sich blind auf den “Experten”, also den behandelnden Mediziner, der sich bei Anwendung von “Alternativmedizin” leider unethisch verhält.

    Wie kann man das Problem lösen? Entweder Bildungsgrad der Bevölkerung radikal anheben oder Quacksalberei zum Schutz der weniger Gebildeten per Gesetz verbieten. Stattdessen wird der Quacksalberei auch noch mit staatlicher Förderung ein seriöser Anstrich verliehen. Sehr traurig.

  31. #31 Catherina
    Juli 7, 2010

    passend zum Thema bloggt Steve Novella, dass sich die fernöstliche “Medizin” eh nicht so als einzigartig auszeichnet:

    https://www.sciencebasedmedicine.org/?p=5998

  32. #32 SteterTropfen
    Juli 7, 2010

    Könnte mal jemand die Infos zum ersten Doppelblindversuch verlinken, würde mich interessieren.

    Danke!

  33. #34 Kai Möller
    Juli 8, 2010

    @ Tropfen,
    bin beim googeln auf diesen link gestoßen: https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC1676327/

    “From a modern point of view, the major features of the trial can be summarized as follows:

    1.The trial design (protocol) was carefully set out and the details of the study were made public in advance;

    2.The number of participants was relatively large and the differences between the two groups would have been significant if Reuter had been right;
    3.Assignment to one group or the other was apparently perfectly randomized;

    4.A control group receiving only placebo was used;

    5.The trial was double blind: neither the participants nor those who organized the trial, distributed the vials and documented the effects had any idea whether a vial contained the homeopathic high dilution or merely water;

    6.A rough comparative statistics of the results was compiled;

    7.Irregularities were carefully recorded, such as the failure of four participants to report back, and the fact that several vials were distributed only after the first tavern meeting.

    (…)

    The organizers concluded that the symptoms or changes which the homeopaths claimed to observe as an effect of their medicines were the fruit of imagination, self-deception and preconceived opinion—if not fraud.”

    Seit es doppelblinde Studien gibt, widerlegen sie offensichtlich die Homöopathie.

  34. #35 SteterTropfen
    Juli 10, 2010

    Danke für die beiden Links!!

  35. #36 SteterTropfen
    Juli 10, 2010

    Danke für die beiden Links!!

  36. #37 h.t.
    Juli 11, 2010

    @ Kai Möller

    Ich glaube ich habe um 1820 gesagt, sorry.

  37. #38 h.t.
    Juli 11, 2010

    @ Helmut E.

    Wenn Du Quacksalberei (d.h. unnötige oder gefährliche Medizin) wirklich verbieten willst dann müsstest Du frosse Gebiete der sogenannten Schulmedizin unter Strafe stelle. Aber das wirst Du ja nicht wollen.

  38. #39 michael
    Juli 11, 2010

    @h.t.
    > Wenn Du Quacksalberei (d.h. unnötige oder gefährliche Medizin) wirklich verbieten willst dann müsstest Du frosse Gebiete der sogenannten Schulmedizin unter Strafe stelle.

    Quacksalberei (aus wikipedia):

    Quacksalber bezeichnet eine Person, die nur eine unzureichende medizinische Ausbildung besitzt bzw. ohne amtliche Zulassung Kranke behandelt


    „Des Quacksalbers Praktik sei so gut,
    daß sie allen Siechtum heilen tut…
    Solch Narr kann dich in’n Abgrund stürzen,
    eh du’s gemerkt, dein Leben kürzen!“
    – Sebastian Brant

    Das Gedicht scheint allerdings eher Homöpathen zu beschreiben.

  39. #40 Gunnar
    Juli 13, 2010

    “In der Forschung wird durch Verfahren der Systembiologie und Komplexphysik”

    Bei solchen Begriffen habe ich immer den Verdacht, dass weniger die reale Bedeutung hier eine Roole spielt, sondern sie nur als wohlklingende Worthülsen unbedarften Leuten eine nichtvorhandene Wissenschaftlichkeit vorgeukeln sollen. Das gilt besonders, wenn das eine Wort wahrscheinlich auch noch extra zu dem Zweck erfunden wurde.

  40. #41 Gluecypher
    August 14, 2010

    @Gunnar

    Und der andere Begriff hat mit TCM ungefähr so viel zu tun wie die Kuh mit dem Uhrmacherhandwerk.
    Aber es klingt ja zumindest gaaaanz wissenschaftlich.

    @Wilfert
    ZU der Behauptung gibt es doch bestimmt auch Quellen. Oder? Ach ja, YouTube- Videos oder Hörensagen sind keine Quellen.

  41. #42 inge koch
    August 15, 2010

    Mich interessiert eine Statistik:
    wieviele Patienten mussten zu früh sterben, weil sie zu lange die Quacksalber konsultiert hatten? Wenn die alternative Medizin jetzt aufgewertet wird (aus finanziellen oder durchsichtigen “publikumsfreundlichen” Gründen) ohne auf den Placeboeffekt hinzuweisen, werden noch mehr Patienten irgendeinen Heiler vorziehen, aber nicht einem ehrlichen, vertrauenswürdigen Mediziner glauben.

    Vor einigen Jahren hatte ich sehr leichte Schmerzen. Ich hätte ja in meinem Bekannten = und Verwandtenkreis die vielen Angebote der alternativen Medizin nutzen können. “Glaubwürdig” hatten diese laut genug verkündet, dass nur TCM, Bachblüten, Handauflegen, Homöopatie, Lourdes, etc., Wunder bewirkt hätten.
    Das lehnte ich ab und konsultierte den Arzt meines Vertrauens. Diagnose: Brustkrebs, eine besonders bösartige, schnellwachsende Sorte. Zwei Operationen, frühzeitig, noch keine Metastasen. Chemo und Bestrahlung konnte man vermeiden.

    Ja, was soll diese einzelne Erfahrung lehren? Gar nichts! Zufall, dass das ein guter Arzt war? Lourdes oder TCM hätten besser geholfen? Hier kann man kaum noch Doppelblindversuche machen, es sei denn bei Tierversuchen. Oder sollte man so zynisch sein und sagen: Gebt den Patienten doch ihre Wundermittel gegen den Krebs, auch dann, wenn keine Wirkung im Tierversuch nachgewiesen wurde? Das mendelt sich irgendwie aus? Wenn genug dran früher sterben, dann wird man das schon irgendwann zur Kenntnis nehmen, oder? Durch Versuch und Irrtum haben ja sogar viele Wildtiere selber gelernt, was ihrer Gesundheit schadet. Das dauert dann in der Natur aber länger, als bei medizinischen, evidenzbasierten Versuchen. Und hat dafür den Vorteil, das die “Dummen” früher sterben. Zynischer Vulgärdarwinismus? Aber das ist doch die “natürliche” Methode, oder?

    Ich meine, Placebos sollte man nur dort benutzen, wo die Krankheit von vornherein Harmlosigkeit signalisiert. Aber muss man dazu noch ein Placebo bezahlen? Bettruhe oder frische Luft tun´s oft genauso gut.