Erleichtert Akupunktur die Geburt? Erhöhen ein paar Nadeln an der richtigen Stelle gar die Chance, durch IVF schwanger zu werden? Diesen Fragen gingen jetzt Forscher in mehreren Studien nach, die in letzter Zeit veröffentlicht oder neu ausgewertet wurden.
Wer ein Kind erwartet, kommt heutzutage an der Akupunktur nur schwer vorbei. Einige Wochen vor dem errechneten Geburtstermin setzen Hebammen oder Ärzte gerne das erste Mal die Nadeln, deren Wirkung die Geburt schneller und weniger schmerzhaft machen soll.
Und der Glaube an die Akupunktur als Weg zur sanften Geburt hat in den prenzlauerbergisierten Teilen der deutschen Großstädte in den letzten Jahren rasant um sich gegriffen.
Höchste Zeit also für eine systematische Analyse.
Edzard Ernst und koreanische Kollegen suchten in 19 Datenbanken nach Studien zur schmerzlindernden Wirkung der Akupunktur bei der Geburt. Sie fassten alle methodisch guten Studien zusammen und werteten sie neu aus. Und siehe da: Akupunktur scheint einen – wenn auch nur sehr leichten – schmerzlindernden Effekt zu haben. In einigen Studien brauchten die Frauen weniger schmerzstillende Medikamente.
Aber wie Edzard Ernst im Telegraph kommentiert:
Acupuncture has many qualities that maximise placebo effects: it involves touch and is invasive and, psychologically, is attached to the mysticism of the East. Our findings are in keeping with much of the recent research on acupuncture which demonstrates that the more one controls for such confounders, the smaller the effect of acupuncture gets.
Aber vor der Geburt kommt die Schwangerschaft. Und wenn die nicht “von selbst” eintritt, heißt die Hoffnung IVF.
Aber nicht jede im Reagenzglas befruchtete Eizelle nistet sich richtig ein und entwickelt sich weiter. Jetzt veröffentlichten amerikanische Forscher eine Studie, in der sie den Effekt von Akupunktur auf das Entstehen einer Schwangerschaft untersuchten.
Die Studie ist methodisch recht gut gemacht. Die Wissenschaftler randomisierten 160 Patientinnen auf eine Akupunktur bzw. eine Scheinakupunkturgruppe. Bei der Scheinakupunktur sticht der Akupunkteur (heißen die so?) die Nadeln weniger tief in die Haut und/oder setzt sie an anderen als den klassischen Punkten an.
Das Ergebnis: Es gab keinen signifikanten Unterschied in der Schwangerschaftsrate beider Gruppen. Beim Schwangerwerden mittels IVF hilft Akupunktur also nicht.
Ein ähnliches Ergebnis erzielten Wissenschaftler aus Hongkong, die die Chance auf eine Schwangerschaft nach dem Einsetzen von gefrorenen-und-wieder-aufgetauten Embryonen (frozen-thawed embryos) mit oder ohne Akupunktur untersuchten. Akupunktur am Tag des Embryotransfers erhöhte auch hier die Schwangerschaftsrate nicht.
Wie ging es eigentlich den Frauen selbst in den beiden “Armen” der Studie bei der Nadelstecherei?
Dazu gab es in der amerikanischen Studie ein interessantes Ergebnis:
There were significant differences in the subjective, affective, and total pain experience between both arms. The subjects in the true arm described their acupuncture session as being more “tiring” and “fearful” and experienced more “achiness” compared with their sham counterparts.
Die echte Akupunktur tut einfach mehr weh.
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