Die Kommerzialisierung der Gelotologie: Zunehmend entwickeln sich
Wissenschaftsdiziplinen, welche bestimmte Aspekte unseres Menschseins
zur Grundlage ihrer Forschungsdisziplin erklären. Ergebnisse aus
diesen Disziplinen führen gerne zu Verallgemeinerungen, 


ein Teilaspekt
“menschlichen Reagierens und Funktionierens” wird “hochgerechnet” auf
den Menschen als Ganzen. Und schon gibt es wieder eine neue Möglichkeit
gutgläubigen Laien vollmundige Wirkungsversprechen zu machen und ihnen
den Geldbeutel zu erleichtern:

Zum Bericht aus der Wochenzeitung “Die Welt”:

Zitat:  Warum Lachen gesund und glücklich macht

Die
Medizin ist kostenlos und frei von Nebenwirkungen: Lachen ist gesund –
das beweisen immer mehr Studien. Mit einem kurzen “Haha Hihi” ist es
jedoch nicht getan. Je länger und je öfter man lacht, desto intensiver
sind die Effekte – und die sind erstaunlich heilsam.

Wissenschaftlich untersuchte und bestätigte Wirkungen:

  • Reduktion der Stresshormone Adrenalin und Kortisol
  • Ausschüttung Glückshormon Serotonin
  • Stärkung der Immunabwehr: Aktivierung der T-Lymphozyten
  • Aktivierung Gamma-Interferon (soll die Vermehrung von Tumorzellen verhindern)

Behauptete Wirkungen der Lachtherapeuten( Zitat – ausführlich: hier)

  • anhaltende Verbesserung der Grundstimmung (heiterer, optimistischer)

  • stress-entlastende, entspannende Wirkung; man wird besser mit den Belastungen des täglichen Lebens fertig
  • in Gruppen und Teams anhaltende positive Veränderungen des sozialen Klimas
  • bei
    regelmäßigem Training am Arbeits- oder Ausbildungsplatz Förderung der
    Motivation und der Verbundenheit mit den Kollegen/Innen und der Firma,
    Schule, usw.
  • körperliche Gesundheit:
    wenn durch regelmäßiges hoho-haha Training eine dauerhafte Verbesserung der Grundstimmung erreicht wird,
  • können
    dadurch negative Effekte von Sorgen, Deprimiertheit und Stressbelastung
    auf die körperliche Gesundheit verhindert oder zumindest abgeschwächt
    werden
  • dadurch sind Verbesserungen des körperlichen Wohlbefindens, in Krankheitsverläufen und Genesungsprozessen möglich
    vor allem kann erwartet werden: Erleichterung bei (chronischen) Schmerzen, Blutdruckregulierung
  • bei
    Schwerkranken kann häufiges Lachen durch das schöne Erlebnis während
    des Lachens, durch Ablenkung und durch eine längerfristige Verbesserung
    der Grundstimmung wesentlich zu einer Verbesserung der Lebensqualität
    beitragen
    Voraussetzung für diese Wirkungen ist regelmäßiges Training, bei dem auch regelmäßig ein Zustand der Erheiterung erreicht wird.
  • weitere
    Effekte können unter Umständen dadurch erzielt werden, dass Lach-Yoga
    Übungen mit einer zumindest geringfügigen körperlichen Betätigung und
    einer verstärkten Atmung verbunden sind.        
    ( Zitat Ende)

Schlussfolgerungen der Lachtherapeuten: Lachen als “Therapie” bewirkt eine Steigerung der Immunabwehr, baut den Streß ab und  eine “Selbstmedikation” bei Depressionen
==> Entstehung eines neuen “gewinnbringenden Moduls auf dem “Psychomarkt”

  • Ausbildung zum Lachtherapeuten
  • Lachseminare, veranstaltet von ausgebildeten Lachtherapeuten

Wirkungsversprechen der Lachtherapeuten zum “Lach-Yoga” (Zitat):

“Körperliche
und seelische Gesundheit wird genauso gefördert wie mentale Energien.
Durch das Lachen finden wir leichter Zugang zu Kreativität, Intuition
und unbewußten Potentialen. Humor, Kontaktfreude und gegenseitige
Akzeptanz werden entwickelt und verstärkt.
Indem die Gefühlsebene
aktiviert wird, entsteht ein liebevollerer Umgang mit sich selbst und
auch mit unseren Mitmenschen. Die Abwehrkräfte des Körpers werden
gestärkt und die Lebensfreude wird erhöht.”“Jeder
kann die einfachen Übungen erlernen. Lachen hat keine schädlichen
Nebenwirkungen.” (außer für Asthmatiker, schwer herzkranke Patienten –
seltene Fälle des “Totlachens”)
Ausführlicher hier 

“Lach-Therapie” kostenlos und frei von Nebenwirkungen ;-)):
Die “Zeit” zum Thema Lachen im Fernsehen: hier

Kommentar und Kritik:
Merkwürdig
ist, dass hier “nur” ein Teilaspekt des Menschseins, das “Lachen”, zu
therapeutischen Zwecken genutzt wird und dennoch der Anspruch an
Ganzheitlichkeit gestellt wird. Lachen wird künstlich produziert und in
Seminaren geübt. Ja richtig, das Lachen ansich ist kaum schädlich.
Außer für einige Asthmatiker, die manchen Lachanfall mit einem
Asthmaanfall quittiert bekommen. Sie müssen ihr Glücksempfinden auf
anderem Wege “produzieren”, oder besser leben, als innere Einstellung
und nicht nur als äußerlich wahrnehmbares Phänomen.

Betrachten
wir die wissenschaftlichen Ergebnisse der Gelotologen und die
behaupteten Wirkungen der Lachtherapeuten und Seminaranbieter, so fällt
auf, dass die angenommenen Wirkungen der Therapeuten weit über das
hinaus gehen, was die Wissenschaftler festgestellt haben.

Nun
bekommt das Lachen Wirkungen zugeschrieben, welche – wissenschaftlich
belegt – nur bestimmte weitaus komplexere Therapieformen der
kassenzugelassenen Psychotherapie zu leisten vermögen.


An
der Schnittstelle “Lachen um das Leben zu bereichern” und “Lachen als
Therapie” liegt auch meine Kritik am “kommerzialisierten Lachen”,
nämlich:

Familiäre
Probleme, Depressionen, chronische Schmerzen, die Situation am
Arbeitsplatz und die komplexe psychische Belastung chronisch Kranker
lässt sich nicht einfach “weglachen”, wie dies die Lachtherapeuten
suggerieren möchten.

In
den genannten Bereichen kann “lachen” sicherlich nützlich sein, aber
die Dinge sind zu komplex, als dass sich hiermit “therapeutische
Effekte” erzielen ließen im Sinne einer Behebung der familiären
Probleme, Depressionen und Schmerzen etc.

Die
o.g. Betroffenen haben Anspruch auf eine weit wirkungsvollere Therapie
und die Kosten werden von gemeinnützigen Einrichtungen
(Familienberatungsstellen) und/oder von der Krankenkasse übernommen.


FAZIT:
Wer
das “Lachen” erst in Seminaren lernen muss, hat meines Erachtes so
große Probleme, dass eine Therapie am Symptom nicht mehr ausreicht. Den
größten Nutzen dieser Therapie allerdings ziehen ohne Zweifel die
Lachtherapeuten selbst……..