„Oh Gott!“ bekomme ich regelmäßig zu hören, wenn es um meinen Job geht. Erstens wird man von seinem Gegenüber als Lehrer überwiegend klischeehaft in eine Schublade gesteckt, aus der man nur schwerlich wieder herauskommt. Zweitens wird dann noch die Schublade abgeschlossen und der Schlüssel ganz tief im Gully versenkt, wenn man erzählt, dass man neben Chemie und Physik auch noch Mathematik und Erdkunde unterrichtet bzw. studierte. Warum Naturwissenschaften gesellschaftlich keinen sonderlich hohen Stellenwert genießen und man diese gepaart mit dem Beruf des Lehrers öffentlich grässlich finden darf, darüber kann man viel diskutieren.
Naturwissenschaften sind cool, wenn man Wege findet, sie interessant zu gestalten und so seinem Gegenüber zum Nachdenken und Ausprobieren anspornt. Mit offenen Augen seine Umwelt zu betrachten, die Natur in all seinen Facetten zu erleben, die dahinterstehenden Gesetzmäßigkeiten zu entdecken, Lösungsstrategien zu entwickeln und diese auf Probleme zu übertragen muss das Ziel naturwissenschaftlichen Unterrichts und Handelns sein, um den Lebensstandard auch für die kommende Generation zu erhalten.
Dieser innere Antrieb, seine Umgebung zu erkunden, ist zunächst zweidimensional. Jedoch stehen uns heute durch die technische Entwicklung Möglichkeiten offen, mit wenig Aufwand die Welt auch dreidimensional zu erforschen.
Angestoßen durch verschiedene Beiträge (u.a. auch hier bei Geograffitico und Astrodicticum Simplex) und Internetvideos, in dem Jugendliche und auch Erwachsene mit einfachen Mitteln wie einem Wetterballon, GPS-Tracker und Kamera spektakuläre Videos der Erde von oben erstellten, sah ich darin eine Möglichkeit, projektorientiert und von starren Unterrichtsbedingungen losgelöst den Jugendlichen in meiner achten Realschulklasse die Gesetzmäßigkeiten der Naturwissenschaften näherzubringen. Dies hat nicht nur zu einem enormen kreativen Schub geführt, an dessen Ende im Februar und März 2012 die ersten beiden Starts standen, sondern auch zur Bildung einer Gruppe interessierter Kollegen und Schüler, die dieses Grundkonzept weiterentwickeln. Derzeit loten wir Möglichkeiten aus, wie man mit Hilfe eines eigenen Steuerprogramms Gase oder auch Partikel in der Atmosphäre sammeln kann, um diese dann näher zu untersuchen.
Diese Thematik hat einiges, was dem ursprünglichen “Forschergeist” sehr nahe kommt: Man probiert auf der Grundlage des eigenen bekannten Wissens eine Vorgehensweise aus, evaluiert und veröffentlicht im Anschluss den Erfolg bzw. Misserfolg, lernt Neues hinzu, verbessert die Vorgehensweise und probiert es erneut. Mit „Open Skies“ möchte ich diesen Entwicklungsprozess dokumentieren. Auch bietet ein Blog immer eine Möglichkeit, mit seinen Lesern in Kontakt zu treten und so auch neuen Input zu bekommen. Ferner möchte ich mit diesem Blog auch Anleitungen zum Nachbau als auch Konzepte und Materialien zur Umsetzung in der Schule liefern.
Mir ist durchaus bewusst, dass die wissenschaftlichen Hintergründe kaum Neues bieten, das Schema in den Grundzügen ähnlich und man die Ergebnisse auch in einem Lexikon theoretisch nachlesen könnte. Jedoch finde ich es interessant zu zeigen, dass man mit relativ einfachen Mitteln, einer Portion gesundem Experimentiergeist selbst seine Umgebung erforschen und viele Zusammenhänge in den Naturwissenschaften damit erkennen kann. Meiner Meinung nach wird dies nach außen viel zu wenig vermittelt.
Diese Thematik und die heutigen Möglichkeiten zeigen aber auch einige Schatten auf. Verwandte Themen wie beispielsweise die Satellitentechnik zur Bilderzeugung und Überwachung von oben oder Drohnen möchte ich ebenso aufnehmen wie interessante Meldungen oder Experimente aus den Naturwissenschaften.
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