Wie weit ist es nach unten?«, fragt der Untertitel der aktuellen Soziologiemagazin-Ausgabe, »Prekäre Lebenswelten«. Das Magazin wird von Studierenden und sogenannten Nachwuchswissenschaftler*innen herausgegeben – seit beachtlichen zehn Jahren. Es erscheint zweimal jährlich und ist als Online-Ausgabe frei zugänglich. Vor die beiden Schwerpunktartikel zu den prekären Arbeits- und Lebensverhältnissen von Pflegenden und geflüchteten Syrern stellt die Redaktion zwei akademisch-selbstreflexive…
Was mich immer wieder aufbaut, sind die Stunden in meinen Lehrveranstaltungen, in denen die Gedanken einer Gruppe zusammenfließen und wir gemeinsam die Welt etwas besser verstehen lernen, auch ich. Das ist erfüllte Lebenszeit, gut und schön selbst ohne jeden äußeren Zweck. Wenn der Flow von Sitzung zu Sitzung wieder entsteht und sich die einzelnen Arbeitsepisoden zu einem…
Ob gewollt oder ungewollt, Wissenschaftler treten oft als Bescheidwisser auf. Spannende, wichtige, lustige Fakten über die Welt sind Außenstehenden leichter zu vermitteln als der Theorienstreit, das Untersuchungsdesign und das Scheitern plausibler Ideen, die erst den Weg zu konkreten Forschungsergebnissen bereiten. Das gilt nicht nur für die allgemeine Öffentlichkeit. Auch Studierende sind es oft gewohnt, Fakten…
Ein Ferienzimmer, ein Klapprechner, keine Termine. Das ist ein Rezept, um zu schreiben. Und das habe ich getan in diesen Tagen in Freiburg. Ruhe und Rückzug machen es in der Regel erst möglich, einen Text zustandezubringen. Im Hochschulalltag sieht es oft anders aus. Da entsteht leicht eine scheinbar widersprüchliche Situation: Einerseits jonglieren Forschende und Studierende mit einer…
Man redet immer über die ›Forschung und Lehre‹ und weiß eigentlich gar nicht so genau, wie sie organisiert ist«, schreibt der Leser mit dem Nickname Beobachter in Kommentar #11 zu meinem jüngsten Beitrag. »Wer entscheidet/bestimmt eigentlich darüber, über was ›geforscht und gelehrt‹ wird?« Wer oder was (Gremium, Kommission) entscheidet darüber, an wen Lehraufträge vergeben werden…
Heute möchte ich irgendetwas über Ethik schreiben, denke ich, als mein erster Unterrichtstag zur Mittagszeit endet. Ich gebe als Lehrbeauftragter an der Universität Freiburg einen jährlichen Kurs, den ich diesmal »Ethics in Sustainable Development« nenne, und die heutige Tagesüberschrift lautete »What is ethics?«. Die Teilnehmer sind eine große, buntgemischt internationale Gruppe vorwiegend aus Naturwissenschaftlern und…
Einmal im Jahr fahre ich nach Freiburg im Breisgau, um dort zu lehren. Freiburg hat viele Vorzüge. Für mich ist der größte unter ihnen, daß es sehr weit von Greifswald entfernt liegt. Selbstverständlich ist von Greifswald aus fast jeder Ort weit entfernt, außer Wackerow, Neuenkirchen und vielleicht noch Lubmin. Aber in Freiburg zu sein, macht…
Unser Problem besteht ja nicht darin, daß wir nicht wüßten, was gut und richtig ist, sondern daß wir uns als unfähig erweisen, unsere abstrakten Ideale des Guten in konkrete Handlungsprogramme zu übersetzen. Aus diesem Grund stand für mich fest, daß der Workshop über die Ethik der nachhaltigen Entwicklung in erster Linie davon zu handeln habe,…
Idealvorstellungen von Wissenschaft feiern die Beweglichkeit, Schönheit und Klugheit des menschlichen Geistes. Die realexistierenden wissenschaftlichen Institutionen aber sind oft träge, häßlich und dumm. Dies ist nur ein besonders augenfälliger unter den vielen inneren Widersprüchen „der Wissenschaft“. Im Sprachgebrauch, aber auch im Denken unterscheiden wir oft nicht zwischen Anspruch und Wirklichkeit, zwischen Fächern und Erkenntnissen, zwischen…