Eine Dänische Forschergruppe hat bei der Untersuchung von Neugeborenen und deren Verlaufsuntersuchung über sieben Jahre festgestellt, dass die Produktion impfinduzierter Antikörper mit der Belastung durch der perfluorierten Kohlenstoffverbindungen abnahm. Das ist alarmierend, da die beobachteten Verringerungen bis zu einem nicht mehr gegebenen Impfschutz gegen Tetanus und Diphterie führten.
Perfluoroctansulfonat (Bild: Wikipedia)
Die Stoffgruppe der perfluorierten Kohlenstoffverbindungen setzt sich aus Molekülen zusammen, die Kohlenwasserstoffverbindungen ähneln, jedoch sämtliche Wasserstoffatome durch Fluoratome ersetzt wurde. Die bekanntesten Vertreter und auch die am besten untersuchten sind Perfluoroctansulfonat (PFOS) und Perfluoroctansäure (PFOA). Diese Stoffe sind ausgesprochen stabil und können durch keinen bekannten biologischen Prozess abgebaut werden. Die Halbertszeitim Menschen beträgt etwa vier Jahre, um aufgenommene Substanzen wieder auszuscheiden. In Tierversuchen führte eine erhöhte Aufnahme dieser Stoffe ein gesteigertes Risiko für Leber-, Schilddrüsen- und Brustkrebsraten, wobei die verabreichten Konzentrationen in diesen Versuchen zu Blutwerten führten, die weit über den im Menschen ermittelten Werten lagen. Außerdem handelt es sich um eine rein anthropogen erzeugte Substanz, die so in der Natur nicht vorkommt.
Da es sich bei diesen Chemikalien um wichtige Bestandteile industrieller Fertigungsprozesse handelt, die wichtigste Eigenschaft ist wohl die Verringerung der Haftung an Oberflächen, kam es in den letzten Jahrzehnten zu einer zunehmenden Anreicherung dieser Stoffe in der Natur und auch im Menschen.
Die dänischen Forscher rekrutierten eine Gesamtzahl von 656 Neugeborenen auf den Färöer Inseln, die sich verstärkt von Meerestieren ernähren, was aufgrund der starken Belastung dieser Nahrungsmittel zu einer gesteigerten Aufnahme von PFOS und PFOA führt. Auf den Färöer Inseln wird standardmäßig mit 3, 5 und 12 Monaten gegen Diphterie und Tetanus geimpft und im 5 Lebensjahr noch eine Booster-Impfung vorgenommen. Von diesen 656 Studienteilnehmern vervollständigten letztendlich 464 die Studie, wobei Blutuntersuchungen zu Beginn der Studie, vier Wochen nach der Booster-Impfung und im 7 Lebensjahr stattfanden.
Die Belastung mit perfluorierten Kohlenstoffverbindungen wurde in den Müttern in der 32. Schwangerschaftswoche und in den Kindern zu den Blutuntersuchungen ermittelt. Außerdem wurde die Antikörperproduktion der Kinder gegen die Geimpften Antigene untersucht.
Dabei zeigte sich, dass die Antikörperproduktion umgekehrt proportional zur Belastung mit PFOS und PFOA war. Es also mit steigender Belastung zu einer signifikanten Abnahme der Antikörperproduktion kam. Am klarsten stellt e sich dies für die PFOS-Verbindungen und die Diphterie-Impfung vor dem Booster dar, wobei eine zweifache Steigerung von PFOS im Serum der Patienten in einem fast 40%igen Verlust der Diphterie spezifischen Antikörper resultierte. Die negative Korrelation zwischen Belastung und Antikörperverlust waren aber auch im siebten Lebensjahr und für die Tetanusimpfung signifikant. Insgesamt verursachten eine prä- und postnatale Belastung mit PFOS sowie eine postnatale Belastung mit PFOA zu den benannten immunotoxischen Befunden und gesteigerten Wahrscheinlichkeiten eine protektive impfinduzierte Antikörperkonzentration zu verfehlen.
Es könnte sich hierbei um ein tatsächlich globales Problem handeln, da eine derartige Umweltbelastung möglicherweise zu einem Unwirksam Werden der heute üblichen protektiven Impfungen führen könnte. Die Auswirkungen einer solchen Entwicklung wären in vieler Hinsicht fatal. Außerdem könnten diese Ergebnisse auf einen viel weiter reichenden immuntoxischen Effekt hinweisen, dessen Tragweite wir bis heute noch nicht abschätzen können.
Das Europäische Parlament hat bereits im Oktober 2006 einem weitgehenden Verbot der perfluorierten Kohlenstoffverbindungen zugestimmt, doch die Langlebigkeit dieser Substanzen in der Umwelt wird eine Entsorgung und die Entfernung aus den Nahrungsketten sehr schwierig machen.
Grandjean, P., Andersen, E., Budtz-Jorgensen, E., Nielsen, F., Molbak, K., Weihe, P., & Heilmann, C. (2012). Serum Vaccine Antibody Concentrations in Children Exposed to Perfluorinated Compounds JAMA: The Journal of the American Medical Association, 307 (4), 391-397 DOI: 10.1001/jama.2011.2034
Info zu perfluorierten Kohlenstoffverbindungen des Helmholtz Zentrum MÜnchen/GSF
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