Der Antwort auf diese Frage sind Wissenschaftler einen Schritt näher gekommen. Aus vorangegangenen Zellkulturuntersuchungen war bekannt, dass die Familie der IFIT Gene, das sind Interferon Stimulierte Gene, massgeblich an der Blockierung der Infektion der Influenza-Wirtszellen beteiligt ist. Und diese Gene können Mutationen tragen, die die Pathogenität des Virus vervielfachen.
Humanes Interefron alpha (Bild: Wikipedia)
Bei einer Infektion mit einem Krankheitserreger kommt es als erstes zu einer Aktivierung des angeborenen Immunsystems. Dieses erkennt Muster, die nur in Verbindung mit Kranheitseregern vorkommen und diese eindeutig von körpereigenen Zellen und deren Proteinen unterscheidet. Bei dieser Erkennung werden Signalkaskaden zeitnah aktiviert, die einen antiviralen Status der infizierten Zelle auslösen und diesen durch Signalmoleküle auch auf benachbarte, durch die Infektion gefährdete Zellen, übertragen können. Die angeborenen Immunantwort ist schnell, aber im Vergleich zur adaptiven Immunantwort relativ unspezifisch, hat aber die wichtige Aufgabe den Erreger zu kontrollieren, bis die viel langsamere adaptive Immunantwort etabliert ist.
Eines der wichtigsten antiviralen Signalproteine ist das Intereferon, das in zwei Gruppen mit jeweils mehreren Vertretern eingeteilt wird. Und die erste Gruppe, die Typ I Interferone sind massgeblich an der schnellen, angeborenen Immunantwort beteiligt. Die Typ I Interefrone, namentlich Interferon alpha und beta (mit zig subtypen), stimulieren wiederum eine ganze Phalanx der Interferon Stimulierten Gene (ISG). Und zu eben diesen gehört auch das IFITM3 (Interferon Induzierbares Transmembranprotein 3).
Nun konnten die Forscher anhand einer Knock-Out Maus, also einer gezüchteten Mauslinie, bei der gezielt das Gen für IFITM3 ausgeschaltet wurde, zeigen, dass es selbst bei der Infektion mit geringpathogenen Influenzaviren, also relativ unproblematischen Vertretern der Influenzaviren, zu schwersten Krankheitsverläufen mit hoher Sterblichkeit kam. In den nicht genmanipulierten Kontrollmäusen lösten die Viren nur geringfügige Symptome aus.
Ausserdem untersuchten die Forscher menschliche Patienten, die während einer Influenzainfektion ins Krankenhaus eingeliefert werden mussten und mit Lungenentzündungen oder schweren Folgeerkrankungen eine intensivmedizinische Behandlung benötigten. In diesen Patienten fanden sie ein signifikant erhöhtes Auftreten einer Mutation im IFITM3 Gen. Bei der beobachteten Mutation handelt es sich um eine Veränderung in einem regulatorischen Element und in Zellkulturversuchen zeigte sich, dass diese Mutation im IFITM3 Gen die Blockierung der Influenzainfektion erheblich verringerte.
Diese Resultate erklären sicherlich nicht die schwerwiegenden Verläufe der letzten Influenzapandemien, da es in einem Mass zu tödlichen Verläufen kam, der nicht durch die natürliche Anzahl solcher Mutationen zu erklären ist. Doch die Parameter, die die schwere einer Influenza-Epidemie oder -Pandemie beeinflussen sind mit grundsätzlich multifaktoriell und von Eigenschaften sowohl des Infizierten, wie auch des Virus abhängig. Ausserdem soielen soziale und kulturelle faktoren eine grosse Rolle. Aber diese Entdeckung eröffnet die Möglichkeit neue Medikamente auf der Wirkweise der IFIT Proteine zu entwickeln.
IFITM3 restricts the morbidity and mortality associated with influenza. Aaron R. Everitt, The GenISIS Investigators, et al. (2012) NATURE. doi:10.1038/nature1092
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