Der Erreger Plasmodium falciparum, Auslöser der Malaria, zählt zum tödlichsten, was die Evolution hervorgebracht hat (natürlich vom Menschen abgesehen) und der wissenschaftliche Kampf gegen den Parasiten verläuft seit Jahren zu Gunsten von P. falciparum. Nun haben Wissenschaftler herausgefunden, dass der sehr übliche Eisenmangel bei Kindern in Afrika, den man bisher auf eine mangelhafte Ernährung zurückführte, gegen die Infektion und ihre schweren Folgesymptome helfen kann. Vieleicht muss man also die Rolle des Eisenmangels neu überdenken, was vor allem Einfluss auf Programme hat, bei denen afrikanischen Kindern unter anderem Eisen verabreicht wird um diese vermeintlichen Mangelerscheinungen auszugleichen.
Hier der sehr komplizierte Infektionsablauf der Malaria (Bild: Wikipedia)
Insgesamt haben die Forscher rund 800 Kinder in Tansania über drei Jahre ab der Geburt begleitet und bei Routinebesuchen verschiedene Messgrössen des Eisenstoffwechsels erhoben und diese anschliessend mit dem Auftreten einer Malariainfektion und der schwere des Verlaufs koreliert. Dabei stellten sie fest, dass ein Eisenmangel die Wahrscheinlichkeit eines nachweisbaren Parasitenbefalls fast 7-fach verringerte und einen schweren Parasitenbefall sogar 24-fach. Ausserdem wurde die Wahrscheinlichkeit einer schweren Malariaerkrankung in Kindern mit Eisenmangel 4-fach verringert. Das sind schon sehr gravierende Messwerte, die durch Medikamnte so nur selten erreicht werden.
Doch ganz neu ist diese Geschichte auch nicht. Ich beschäftige mich ja auch wissenschaftlich mit dem Eisenstoffwechsel und erinnere mich an ein beeindruckendes Paper von Hal Drakesmith und Silvia Portugal. Dort konnten die Forscher zeigen, dass durch die Parasiten der Malariainfektion im Blut die Bildung des Peptidhormon Hepcidin stimuliert wird. Dies führt dazu, dass Leberzellen kein Eisen mehr aufnehmen können, und somit der Infektionszyklus, der zum Teil in der Leber stattfindet und von Eisen abhängig ist unterbrochen wird. Dies resultiert in einer Hemmung von weiteren Malariainfektionen in Kindern mit einer bereits im Blut vorhandenen Parasiteninfektion.
Durch den Mangel an Eisen wird nun ebenfalls das Hormon Hepcidin gebildet, was zur Abreicherung von Eisen aus der Leber, einem Speicher für Eisen, führt. Dies würde dann ebenfalls die eisenabhängige Phase der Infektion in der Leber beeinträchtigen und könnte sowohl die Infektion, als auch die Malariaerkrankung abschwächen oder verhindern.
Diese Ergebnisse zeigen eindeutig, dass Programme zur Substitution von vermeintlichen Ernährungmangelerscheinungen sehr kritisch betrachtet werden sollten, da eine Gabe von Eisen in Malariaendemiegebieten durchaus zu einer Verschlimmerung der Situation führen könnte.
Kommentare (14)