Das Ebola-Virus gehört zum Fiesesten, was sich die Natur in den zentralafrikanischen und asiatischen Virusküchen einfallen liess. Bis heute ist eine Infektion mit Ebolaviren fatal und endet in 50-90% der Infektionen mit dem Tod. Nun verspricht ein neues Medikament basierend auf Antikörpern Hoffnung für die Behandlung.
Das Virus, das mit fünf Spezies und diversen Subtypen vorkommt verursacht das Ebolafieber, ein hämorrhagisches Fieber, bei dem Blut aus den Kapilargefäßen gelangt und auch aus den Körperöffnungen austritt. Dies trägt zur hohen Infektiosität der Erkrankten bei und letztendlich kommt es zu einem inneren Verbluten.
Eine Therapie für die Ebolavirusinfektion gibt es bislang keine und weltweit suchen Forscher nach wirksamen Behandlungsmethoden. Bisher gab es Berichte über erfolgreiche Behandlungen mit zum Beispiel ebolavirusspezifischen siRNAs, die in den Replikationszyklus des Virus eingreifen und Affen vor einer tödlichen Infektion schützten.
Im Jahr 2009 verletzte sich eine Mitarbeiterin im Hochsicherheitslabor des Bernhard-Nocht-Institutes in Hamburg mit einem Nadelstich, der potentiell Ebolaviren übertragen konnte. Die Frau wurde daraufhin mit einem experimentellen Impfstoff behandelt und entwickelte kein hämorrhagisches Ebolafieber. Ob es bei der Nadelstichverletzung jedoch tatsächlich zu einer Ebolaexposition kam, lässt sich nicht exakt bestimmen.
Eine neue Studie hat nun an Primaten einen signifikanten Schutz vor dem Ebolafieber gezeigt, selbst bei einer Posrexpositionstherapie, also bei einer Gabe des Medikamentes nach 24 oder 48 Stunden. Das Medikament besteht aus einem Mix aus drei monoklonalen Antikörpern, die in Hamster- oder Tabakzellen produziert wurden.
Antikörper sind Proteine, die normalerweise von B-Zellen des Immunsystems als Antwort auf eine Infektion erzeugt werden. Diese Proteine können spezifisch an Strukturen des Erregers binden und dadurch dessen Bindung an die Wirtszelle verhindern und ihn für die Elimination durch Fresszellen markieren. Im Falle von Ebolaviren verläuft die Infektion aber so schnell und intensiv, dass das Immunsystem nicht genug Zeit hat, um diese Antwort auszubilden. Ausserdem produziert das Ebolavirus eine spezielle Form seines Virusoberflächenproteins, die von der infizierten Wirtszelle sezerniert wird, also ins umgebende Medium abgegeben wird. Dieses Protein dient als sogenannter Antikörper-Decoy, also als Köder für vom Immunsystem des Infizierten gebildete Antikörper, wodurch das Virus einer Elimination entgehen kann. Bei diesem Vorgang scheint es sich um eine Immunevasionsstrategie des Virus zu handeln.
In der aktuellen Studie wurden Rhesusmakaken mit einer tödlichen Dosis Ebolaviren behandelt und dann nach einer Stunde mit dem Antikörpermix. Dabei zeigte sich, dass alle Tiere symptomlos überlebten. Auch bei einer Behandlung nach 24 oder 48 Stunden überlebte eine signifikant größere Anzahl an behandelten Tieren im Vergleich zur scheinbehandelten Gruppe.
Diese Ergebnisse könnten eine potentielle Postexpositionstherapie für Ebolainfizierte darstellen und auch die Verwendung von Antikörpern ist nichts neues und wird in verschiedenen Bereichen der Medizin bereits seit Jahren eingesetzt. Ob eine solche Behandlung jedoch in Zentralafrika, wo es nach wie vor die meisten Infizierten geben wird, zum Einsatz kommen wird, wag ich erstmal zu bezweifeln.
Gene Garrard Olinger, Jr. et al. Delayed treatment of Ebola virus infection with plant-derived monoclonal antibodies provides protection in rhesus macaques. (2012) PNAS
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