Dies ist nicht der Stern von Bethlehem, falls sich jemand durch die Überschrift in diese Richtung irregeführt fühlen sollte. Die Aufnahme, die am 22. Dezember dieses Jahres von der Internationalen Raumstation aus gemacht wurde, zeigt den Kometen Lovejoy in voller Schönheit über dem Horizont der Erde. In den meisten Illustrationen der biblischen Weihnachtsgeschichte wird ja jener eher beiläufig erwähnte Stern, der die Weisen aus dem Morgenland geleitet haben soll, als ein Schweifstern dargestellt. Doch darauf gibt es astronomisch keine Hinweise – die diesem Ereignis am nächsten beoachtete Kometenerscheinung (die aber auch eine Nova hätte sein können) wurde von chinesischen Astronomen im 5. Jahr vor Beginn unserer Zeitrechnung gemacht, war jedoch zu unscheinbar, um diesen biblischen Status zu rechtfertigen. Zudem hatten Kometen bis weit in die Neuzeit hinein den Ruf, Unheilsbringer zu sein – was allein schon dieser Erklärungsversion widerspräche. Die biblischen “Quellen” sind bestenfalls vage: Eigentlich erwähnt nur eines der vier neutestamentarischen Bücher, dessen Verfasser als Matthäus bezeichnet wird, überhaupt einen solchen Stern (und zwischen den Angaben laut Matthäus und denen seines Evangelisten-Kollegen Lukas klaffen solche großen Lücken, dass es sehr unwahrscheinlich ist, dass beide auf Tatsachenberichten beruhen können) – “Wo ist der neugeborene König der Juden? Wir haben seinen Stern gesehen im Morgenland und sind gekommen, ihn anzubeten”, lässt er seine Sterndeuter (die später in drei Könige umgedeutet wurden) fragen. Johannes Kepler beispielsweise interpretierte im Jahr 1604 den Stern als eine Supernova, modernere Interpretationen gehen von einer ungewöhnlichen Planetenkonstellation aus, zum Beispiel einer Dreifach-Konjunktion von Jupiter und Saturn (und zeitweise auch Mars) im Jahr 7 vor unserer Zeitrechnung.
Foto: Nasa/Dan Burbank
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