Der erfahrene Science-Slam-Besucher weiß es, der Science Slammer erst recht: Science Slam macht Spaß, schafft Wissen, bringt oft Ruhm und Aufmerksamkeit, manchmal auch Geld.
Und wenn etwas gut läuft, dann ist die Gefahr, kopiert zu werden, ganz groß. Und manchmal, ganz selten, sind die Kopien besser als die Originale selbst. Oft aber schleichen sich hier und da einige Fehler ein, die dann den Ruf des Originals gefährden oder sogar zerstören. Das muss nicht immer Absicht oder Kalkül sein, sondern kann auch ganz aus Versehen passieren. Fest steht nur: Das Ergebnis schadet allen.
Derzeit benennen einige Leute kurzerhand ihre eigene Veranstaltung, wenn sie mit „Wissenschaft“ und „Bühne“ zu tun hat, in „Science Slam“ um. Daher möchten wir hier klarstellen: Nicht überall, wo Science Slam drauf steht, ist auch Science Slam drin.
Ein paar Beispiele gefällig? Die gibt es, leider, reichlich. Beim Café Scientifique, wo ein Brain-Quiz zur Brain Awareness Week 2016 stattfand, stand zu lesen: „In einem Science Slam stellt die Doktorandin XY außerdem ihr Forschungsthema vor.” Doch: Eine Vortragende alleine macht noch keinen Science Slam.
Ebenso wenig wie mehrere Vortragende beim TCM-Science-Slam bei der „Nacht des Wissens“ in Hamburg 2015 einen Slam machen, wenn es sich schlicht um staubtrockene Kurzvorträge ohne Moderation handelt, denen das Publikum nur lauscht, die es aber nicht bewertet.
Wo bleiben da die Interaktion mit dem Publikum und der Wettbewerb? Wo unterhalten sich Menschen über wissenschaftliche Themen, während sie sich auf eine Punktzahl zur Bewertung einigen?
Dieses Benennungschaos toppen jetzt auch noch die Macher der Veranstaltung „Science Slam bei der Nacht der Ideen“ des Centre Marc Bloch, bei dem die einzelnen Vorträge auf 3 Minuten gekürzt sind, eine Fachjury ihr weises Urteil spricht und Gebrauch von PowerPoint und Co untersagt ist.
Sogar in den Vorentscheiden des Formats Fame Lab werben die Veranstalter mit dem Slogan: “Fame Lab 2016 – Internationaler Science Slam”. In 3 Minuten werden allgemeine Forschungsthemen ohne Hilfsmittel aus den MINT-Fächern vorgestellt und von einer Fachjury bewertet. Zu gewinnen gibt es Geldpreise. Das ist kein Science Slam. Das ist ein dotiertes, internationales Vortragsturnier in Fachkreisen.
Das Publikum ist dann natürlich verwirrt oder sogar enttäuscht: Was, das ist dieser Science Slam, von dem alle immer so schwärmen? Nö, da muss ich nicht nochmal hingehen.
Und wie wir alle wissen: Negative Erfahrungen bleiben länger hängen und werden auch häufiger verbreitet.
Daher hier nochmal für alle kurz und knapp:
- Beim Science Slam erleben die Zuschauer Vorträge von Nachwuchswissenschaftlern (vom Bachelor bis zum Postdoc) zu einem EIGENEN, hochschulangebundenen Forschungsprojekt, bei dem Hilfsmittel (PowerPoint, Requisiten, Live-Experimente) erlaubt sind, um die Forschungsprojekte anschaulich und unterhaltsam zu erklären.
- ALLE Fachgebiete sind willkommen.
- Jeder einzelne Vortrag ist auf 10 Minuten begrenzt.
- Ein Science Slam ist ein Wettstreit mit mehreren Vortragenden.
- Das Publikum bildet die Jury und bewertet die Vorträge.
Wir, als Science Slam Veranstalter aus über 30 deutschen Städten, verständigen uns in einer jährlich stattfindenden Slam-Master-Konferenz über Regeln und Vorgaben der Science Slams. Wir veranstalten seit 2010 jährlich die Deutschen Meisterschaften im Science Slam, für die sich Slammer über mehrere lokale und regionale Runden qualifizieren.
Wir sind gerne bereit interessierten Veranstaltern mit Rat und Tat zur Seite zu stehen, wenn sie einen Science Slam in einer weiteren Stadt etablieren möchten. Wir beraten auch gerne Universitäten, Institute oder andere Einrichtungen, die einen Science Slam als Programmpunkt im Zuge einer Veranstaltung organisieren möchten.
Was wir nicht gerne machen: uns ärgern, wenn jemand denkt, er könne irgendwo „Science Slam“ draufschreiben, weil es gerade „in“ ist oder man hofft, damit Publikum zu ziehen – und damit das von uns allen mit viel Engagement etablierte Format beschädigt.
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