Als die britische Boulevard-Presse mitten in den August-Unruhen eine Meldung der Uni Cardiff zu Neurotransmittern für eigene Zwecke missbrauchte, machten sich die drei unverstandenen Forscher Petroc Sumner, Frederic Boy und Chris Chambers bereit zum Gegenschlag. Die Zeitung The Guardian druckte ihre ausführliche Replik, die man als konstruktive Medienschelte bezeichnen könnte:
How can we stop newspapers distorting science?
Recent news stories reported a study that supposedly linked rioting to low levels of a brain chemical. The scientists behind the research put the record straight
[…] Such proliferations of falsehood are dangerous, not only because they misinform the public, but also because they undermine public respect for science and support for the use of taxes to fund it. […]
Wie ich gerade erst gesehen habe, hat der deutsche Freitag die Geschichte dankenswerterweise übersetzt und nachgedruckt. Kollege Wolfgang Stieler von der deutschen Online-Redaktion der Technology Review erläutert zudem den Hintergrund der Geschichte.
Für die drei Forscher liegt eine der Lösungen darin, einen “Faktencheck” in Form von Freigaben wissenschaftsjournalistischer Berichterstattung einzuführen. Ein Modell, das bei den Medienschaffenden natürlich auf Ablehnung stößt und Fragen der Unabhängigkeit der Presse aufwirft. Oder liegt die Lösung vielleicht eher in einer Selbstkontrolle der Wissenschaftsjournalisten im Sinne eines Mediendoktors?
In diesem Kontext hatte übrigens Marcus Anhäuser in einem Kommentar (s.u.) noch auf ein Posting von Nature-Chefredakteur Ananyo Bhattacharya vom heutigen Donnerstag beim Guardian hingewiesen. Demnach ist ein Faktencheck durch Wissenschaftler auf breiter Basis längst Realität, obwohl dies mit Blick auf die Unabhängigkeit und Kontrollfunktion des Journalismus eine durchaus bedenkenswerte Praxis sei:
Scientists who demand to see a draft or journalists who let them may be doing so with the best of intentions. But ultimately it betrays the reader.
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