Ein Gast(blog)beitrag von Florian Fisch, Biochemiker, freier Wissenschaftsjournalist und Blogger auf dem ScienceSofa in der Schweiz, im Vorfeld des zweiten Schweizer Forums für Wissenschaftskommunikation — ScienceComm
Wissenschaft braucht Geld, und damit der Mammon auch kräftig sprudelt, müssen die Projekte den Geldgebern (Steuerzahler und Konsumenten) verkauft werden. Eine deutlich lockerere Wissenschaftskommunikation wünscht sich deshalb Philipp Egger, Geschäftsführer der Wissenschaftsförderstiftung Gebert Rüf aus Zürich und Basel:
Wissenschaftskommunikation im Format Sitcom beim Schweizer Fernsehen wäre der Hammer. Eine im Wissenschaftsmilieu angesiedelte Serie mit Liebe, Untreue, Erfolgen, und Verbrechen und Krankheiten, die in einem jungen Segment der Schweizer Bevölkerung spielt – inklusive Migration, Sexualität, Gender und was weiss ich noch alles. Die Hauptbotschaft aber wäre: In unserem Land sind junge Leute sozial mobil, sie entwickeln sich, weil sie sich ausbilden. Wenn sie mal durchfallen, treten sie nochmals an. Die Wissenschaft ist immer so… ach… schwer!
[Vollständiges Interview mit Philipp Egger auf ScienceComm]
Ein gutes Beispiel sieht Egger in der ORF Sendung Science Busters. Dort ist Wissenschaft etwas so komisches, unkonventionelles und witziges, dass sich wohl einigen seriösen Wissenschaftler die Haare sträuben.
Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) hat sich schon in die Züge gewagt: Ihr fundiertes und umfangreiches DFG-Magazin lässt die Mittelscheitel der Wissenschaftler ungestört.
Egger stört sich nicht, wenn den Wissenschaftlern die Haare zu Berge stehen – im Gegenteil. Sein Rezept gegen schwere Wissenschaft und für mehr Geld: eine wöchentlichen Doppelseite zum Thema Wissenschaft in der Gratiszeitung 20 Minuten.
Ein Pendlerblatt mit 1,4 Millionen Auflage ist ein geeigneter Kommunikationskanal. Wir wollen Wissenschaft als good Message unter die Leute zu bringen – auf eine subversive Art: mit nackter Haut, etwas skandalisiert – echtes Scientainment.
Aber ist das nicht zu unseriös?
Wir unterliegen selbstverständlich den Gesetzmässigkeiten des primitivsten Boulevards. Die Leute sollen nicht gähnen und umblättern, sondern sagen “Geil, was die an der Eidgenössischen Technischern Hochschule in Lausanne machen!” Das ist im weitesten Sinne PR für Wissenschaft.
Die Frage nach der richtigen Kommunikation für die Haarpracht der Wissenschaftler bleibt offen. Soll sie spannend oder erklärend, fundiert oder zugänglich sein? Wer hier seinen ganz eigenen Ansatz hat und diesen gerne präsentieren möchte, der könnte einen Blick auf den Call for Abstracts des zweiten Schweizer Forums für Wissenschaftskommunikation werfen — ScienceComm.
TERMIN:
ScienceComm’12
Am 27. – 28.9. 2012 veranstalten der Schweizerische Nationalfonds, der Verbund der Akademien Schweiz und die Stiftung Science et Cité den zweiten jährlichen Kongress der Wissenschaftskommunikation – ScienceComm’12. Das diesjährige Thema: Gesundheit, Umwelt und Kinder / Jugendliche.
Die Veranstaltung hat zum Ziel, die Akteure der Wissenschaftskommunikation zu vernetzen. Zielpublikum sind Bildungspolitikern, Lehrmittelproduzenten, Museumsvertreter, Wissenschaftsjournalisten, Repräsentanten von Stiftungen, Wissenschaftler und Kulturvermittler. Zudem sind auch Agenturen und Vertreter interessierter Firmen eingeladen.
Videozusammenschnitt über die ScienceComm 2011:
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