Die anfängliche Nano-Euphorie klassischer Massenmedien in Deutschland weicht offenbar einer neutraleren, weitgehend unpolitischen Berichterstattung, zumindest wenn man die Entwicklung der letzten drei Jahre betrachtet. Dies zeigt eine Untersuchung von Kolleginnen und Kollegen bei Prof. Kohring in Mannheim. Sie hatten über 12 Jahre hinweg (2000 – 2011) insgesamt rund 2.000 Artikel mit nanotechnologischem Kontext inhaltsanalytisch unter die Lupe genommen.

Demnach weisen die Artikel in der Regel verhalten optimistische Prognosen auf – etwa in Bezug auf die Nanotechnik als Nutzen für den Umwelt- und Naturschutz. Im Schnitt gab es in einer Zeitung pro Jahr nur eine negative Bewertung. Kohring zufolge sei dies nicht zuletzt ein Ergebnis unverminderterer PR-Bemühungen.

Generell geht allerdings auch das Interesse der deutschen Medien an Nanotechnologie zurück. Höhepunkte waren demnach die Jahre 2004 und 2009; heute sind jährlich noch 15 Artikel pro Presseorgan zu finden, in denen über Nanotechnologie berichtet wird, und in drei Viertel der Fälle handelt es sich zudem um sehr kurze Artikel. Das Themenspektrum innerhalb der Berichterstattung habe sich hingegen auch vergrößert und beziehe in den letzten beiden Jahren verstärkt auch nanotechnologische Anwendungen in die mediale Darstellung ein – zum Beispiel Oberflächenbeschichtung, Rüstungsmaterialien, Luft- und Raumfahrt, Energiewirtschaft, Bauwesen und chemische Industrie.

Auffällig ist die besonders hohe Anzahl von Beiträgen in der gerade eingestellten FTD im Jahr 2005, in der ZEIT in 2009 sowie der allgemeine Tiefpunkt im Umfang der Berichterstattung in 2008.

Eine auffallend positive Themenkarriere haben verbraucherferne Anwendungsbereiche genommen, vor allem seit 2009, während das mediale Interesse vor allem an der Nano-Grundlagenforschung am stärksten zurückgegangen ist.

Laut BMBF wird aktuell an 445 Hochschul- und 173 außeruniversitären Forschungsinstituten im Bereich Nanotechnologie geforscht (https://nano-map.de).

Mehr dazu hier:
F. Marcinkowski, M. Kohring, K. Pruisken, A. Donk, J. Metag (2012).
Das Bild der Nanotechnologie in der deutschen Presse. WWU Münster.

Kollege Ronzheimer versucht genau hierzu übrigens gerade einen Hintergrundbeitrag ‘crowdzufunden’.

Kommentare (3)

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