Nachdem ich (nicht nur umzugsbedingt) diese Woche laut geschwiegen habe zum ansonsten vieldiskutierten (und vor allem kritisierten) Akademien-Papier (Download bei Leopoldina / acatech / BBAW), will ich hier zumindest kurz auf ein paar sehr treffende Verrisse hinweisen, die allesamt den gescheiterten Versuch analysieren, dass Wissenschaftsakademien meinten, einen Wandel der Wissenschaftskommunikation analysieren zu können, ohne dabei den Wandel der Medien zu betrachten. Ähnlich wie bei ‚vendor-driven innovation‘ ist dies hier ein klarer Fall von ‚academy-driven research‘. Oder frei nach Pippi Langstrumpf: „Ich analysiere mir die Welt so wie sie mir gefällt.“ Dass es auf den entsprechenden Seiten aller drei Projektpartner keine Kommentarfunktionen gibt, ist wohl nicht nur bezeichnend, sondern vielleicht auch besser so.
Markus Pössel weist zurecht darauf hin, dass der Online-Bereich, insbesondere Blogs und Wikipedia, sowie Fragen zu den (mir genauso wichtigen) systemischen Auswirkungen von ‘public science’ und ‘citizen science’ viel zu kurz gekommen sind in dem Projekt.
Auch Beatrice Lugger staunt (“Rolle rückwärts”), wie man ausgerechnet im Wissenschaftsjahr zur “digitalen Gesellschaft” die Digitalisierung als vielleicht wichtigsten Themenaspekt des Wandels vergessen oder ignorieren kann.
Ernst Peter Fischer (nahezu zeitgleich zu diesem Posting hier publiziert) sieht nur “neue Schlagworte auf dem Jahrmarkt der Eitelkeiten” und “ziemlich hilfloses Gestammel [zum] Informationsauftrag der Medien”. Für Fischer bleibt damit nur das Fazit, dass die Wissenschaftsvermittlung in einer schlimmen Krise sei und vor allem “die dafür zuständigen Kommunikatoren nicht wissen, wie sie dies kommunizieren sollten. Ein Trauerspiel. Ein großer Aufwand, schmählich vertan.”
“Auf der Suche nach der verlorenen Zeit” wähnt Annette Klinkert die drei Akademien und warnt eindringlich davor, sich mit diesem (Miss)verständnis von Wissenschaftskommunikation bei der Beantragung eines EU-Forschungsantrags erwischen zu lassen.
Henning Krause von Helmholtz hatte bei der Akademien-PK besonders genau hingehört und förmlich live mitgebloggt, wodurch schnell deutlich wird, wie sehr die einzelnen Akteure ihre eigenen Teilprojekte und Interessen beschützt haben und welche Fragen komplett ausgeblendet wurden.
Auch Reiner Korbmann wundert sich, warum die Akademien “völlig verkennen oder verleugnen, dass es bei der Kommunikation nicht darum geht, wie man selbst gern gesehen werden möchte, sondern darum, wie man die Empfänger erreicht.”
Jens Rehländer fragt sich vergeblich, wie man dem selbst gesteckten Anspruch dieses Akademie-Projekts gerecht werden will, wenn man von vornherein die Wissenschafts-PR ausblendet. “Eine große Chance großartig verschenkt.”
Alles weitere zu diesem Projekt sei — Schweigen.
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