Letzten Dienstag war ich zufällig bei einer sehr schönen Veranstaltung im Aachener Krönungssaal. Unter dem Titel Science for Peace, Warum Forscher Frieden schaffen und Frieden brauchen, wurde zu einer Podiumsdiskussion eingeladen. In diesem Zusammenhang wurde das Projekt SESAME vorgestellt: Ein Teilchenbeschleuniger in Jordanien, an dem Wissenschaftler aus dem Iran, Pakistan, Ägypten, Türkei, Israel, Zypern den palästinensischen Autonomiegebieten und Jordanien seit diesem Jahr gemeinsam forschen. Der 93-jährige!!! Initiator dieses Projektes Prof. Herwig Schopper war zu Gast geladen um von diesem Projekt zu erzählen. Anstatt das Projekt trocken an Fakten zu präsentieren erzählte er allerdings sehr viele persönliche Geschichten und koppelte dies an seine Zeit als Direktor im CERN in den 80ern. Bei einigen Geschichten argumentierte er, das ist so lange her, das kann ich ja jetzt erzählen, während er bei anderen Punkten anmerkte, das ist zu neu und zu heikel, das darf ich noch nicht öffentlich sagen. Dabei berichtete er, wie er amerikanische und sowjetische Physiker für Abrüstungsverhandlungen ans CERN zum Abendessen eingeladen hat und sprach in diesem Zusammenhang vom Geist von CERN, wie ein Treffen mit einem Mitglied der jordanischen Königsfamilie beim joggen die Wahl des Standortes bestimmt hat, was seine Pläne für die Zukunft und die nächsten 10 Jahre sind und vieles mehr.
Für die Standortwahl musste das Gastland zustimmen, dass keinem Wissenschaftler der Zugang zur Anlage verwehrt werden, nur Jordanien konnte diese Bedingung erfüllen. Der Name SESAME wurde dabei bewusst an das Märchen von Alibaba und 40 Räuber angelehnt, denn dieses Projekt soll ganz im Sinne von Sesam öffne dich als Türöffner fungieren…
Während Herwig Schopper in seinen Projekten versucht Wissenschaftler (im Geist von CERN) in sehr großen Projekten zusammen arbeiten zu lassen, arbeitet Prof. Ghaleb Natour mit einem anderen Ansatz. Der gebürtige palästinensische Araber aus Israel forscht am Forschungszentrum Jülich und ist unteranderem Gründer und Vorsitzender des Vereins: Verein zur Förderung des Friedens in Israel und Palästina e.V.. Er versucht wissenschaftliche Kooperationen in den palästinensischen Autonomiegebieten zwischen Deutschland und Palästina zu etablieren und die Forschungslandschaft direkt vor Ort zu verbessern. In diesem Zusammenhang ist auch das Projekt Palestinian-German Science Bridge mit Unterstützung des Bundesministeriums für Bildung und Forschung entstanden. Da viele palästinensische Forscher ins Ausland gehen müssen, möchte er helfen, den Menschen Zugang zu wissenschaftlichen Einrichtungen in Deutschland zu geben, mit dem Ziel wieder zurückzukehren und die Forschungsbedingungen in den Autonomiegebieten zu verbessern. Dabei werden auch durch Kooperationen mit israelischen Universitäten wie dem Technion in Haifa Brücken geschlagen.
Als dritter im Bunde zeigte Herr Prof. auf, dass solche Projekte sehr oft im Bereich der Ingenieur- und Naturwissenschaften zu finden sind, was daran liegen könnte, dass die Naturgesetzte überall gleich sind, wohingegen Sozialwissenschaften oft durch lokale oder kulturelle (religiöse) Ansichten geprägt sind.
Am Ende der Diskussion blieb für mich hängen, dass Wissenschaftler zwar nicht im Alleingang für Frieden sorgen können (das kann nur David Hasselhoff…), aber das Wissenschaftler Brücken schlagen, die zu gegenseitiger Akzeptanz und Anerkennung führen können. Dadurch können wichtige erste Schritte auf einem Gebiet auf dem die selbe Sprache gesprochen wird gemacht werden und deswegen bin ich sehr froh Wissenschaftler zu sein…
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