Als ich im Januar das Buch Ready Player One von Ernest Cline in die Finger bekommen habe, habe ich es innerhalb von zwei Tagen verschlungen. Ich liebe gute Science Fiction und dieses Buch ist wie ein Tropfen auf den heißen Stein: Im Jahr 2045 sind die Erdölvorräte aufgebraucht und dadurch ein Großteil der heutigen Mittelschicht weggebrochen. Es herrscht große Armut und viele Menschen leben in den sogenannten Stacks. Dort leben sie in übereinandergestapelten Wohnwagen wie Ratten in der Kanalisation. Um ihrem Elend zu entgehen verbringen sie die meiste Zeit in der Oasis, einer virtuellen Welt, die einem jeden Wunsch erfüllt.
In seinem Buch nimmt Ernest Cline seine Leser auf eine superspannende und sehr durchdachte Reise durch die virtuelle Realität. Ganz im Sinne guter Science Fiction ist vieles davon heute noch nicht real, aber sehr gut recherchiert oder durchdacht. Quasi parallel dazu schafft Cline es eine Lobeshymne über die Popkultur der 80er und 90er zu verfassen. Da ich als Kind (und eigentlich immer noch) selber viel Zeit mit Popkultur verbracht habe, konnte ich gar nicht genug von den ganzen Anspielungen im Buch bekommen. Endlich hatte ich das Gefühl, dass keine Sekunde von Godzilla, Power Rangers oder Star Craft verschwendet war, da in Clines Zukunftsszenario die Entwicklung der VR Hand in Hand mit der Popkultur einhergeht.
Da ich dieses Buch vor allen meinen Freunden komplett in den Himmel gelobt habe, konnte ich den Kinofilm natürlich gar nicht abwarten… Und was war passiert? Das Buch, dass vor Detailiebe nur so strotzte, sich Seitenweiße mit den Vor- und Nachteilen der virtuellen Realität auseinandersetzte und dabei einen spannenden Plot aufweist, wurde in einen 08/15 Hollywoodfilm verwandelt…
Eigentlich bin ich überhaupt kein Fan der, das Buch ist aber viel besser als der Film, Floskeln, aber hier geht es leider nicht anders, der Film weicht inhaltlich leider komplett vom Buch und der so abwechslungsreiche Plot, kann problemlos mit jedem anderen Mittelklasse Hollywood ausgetauscht werden.
Das ärgert mich nicht nur, weil ich als 8-jähriger Druckerpapier meterweise ausgefaltet habe, um die Galaktika im Kampf mit den Zylonen als komplettes Szenario zu malen, sondern weil hier eine die Chance verpasst wurde Themen, die unglaublich relevant für unsere Gesellschaft sind, durch eine entsprechende Verfilmung einer breiten Masse zugänglich zu machen. Die Vorlage dafür bietet das Buch allemal. Cline entwickelt eine Welt die der unseren gar nicht so weit entfernt scheint und thematisiert Probleme, die wir im Ansatz heute schon sehen. Von daher hätte ich mir nicht nur gewünscht dass der Film die ganzen Dungeon & Dragon Schauplätze gezeigt hätte (weiß leider auch nicht vorgekommen ist…), sondern die Chance genutzt hätte, sich sinnvoll mit dem Thema auseinander zu setzen. Demnach lege ich jedem das Buch nahe, der sich für solche Themen interessiert (und auch jedem der nicht…), aber den Kinofilm braucht man sich nicht unbedingt antun…
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