Einige der spannenden Vortragsthemen der nächsten Tage hatte uns Kongresspräsident Prof. Wolfgang Schlegel bereits gestern vorgestellt. Heute erklärt der Wissenschaftler vom Heidelberger DKFZ, welche neuen Ansätze in der Strahlentherapie verfolgt werden und weshalb die Kritik an der vermeintlich kostspieligen Apparatemedizin seiner Meinung nach verfehlt ist.
ScienceBlogs: Eines der Hauptthemen der Tagung ist die Onkologie und die Strahlentherapie, wo auch Sie selbst ihren Arbeitsschwerpunkt haben. Gibt es möglicherweise neue, vielversprechende Ansätze im Bereich der radiologischen Tumortherapie?
Wolfgang Schlegel: Einige davon hatte ich ja gestern schon genannt: Die spannenden neuen Ansätze sind vor allem die bildgeführte Strahlentherapie und die Strahlentherapie mit Ionen (Protonen, Hadronen). In Deutschland gehen in diesem Jahr voraussichtlich 3 Anlagen in Betrieb: München (Rinecker, Protonen, ist schon angelaufen), Uni Heidelberg (HIT, Schwere Ionen) und in Essen (WPE, Protonen).
ScienceBlogs: In der Öffentlichkeit wird häufig von der unpersönlichen Apparatemedizin gesprochen, die außerdem unverhältnismäßig hohe Kosten verursache. Mit welchen Argumenten können Sie dieser Kritik entgegentreten?
Dass die Apparatemedizin zu hohe Kosten verursacht, sieht nur auf den ersten Blick so aus. Betrachtet man die Medizintechnik etwas differenzierter und vor allem aus gesundheits-ökonomischer Sicht, dann werden eher Kosten eingespart.
Wolfgang Schlegel: Dass die Apparatemedizin zu hohe Kosten verursacht, sieht nur auf den ersten Blick so aus. Betrachtet man die Medizintechnik etwas differenzierter und vor allem aus gesundheits-ökonomischer Sicht, dann werden eher Kosten eingespart: Viele Untersuchungen und Behandlungen sind durch moderne Medizintechnik schonender und effizienter geworden, d.h. sowohl Lebenserwartung als auch Lebensqualität haben sich immer weiter verbessert, behandlungsbedürftige Nebenwirkungen werden verringert.
Gerade auf meinem Gebiet, der Radioonkologie gibt es hierfür Beispiele: Wenn bei einer Bestrahlung eines Tumors im Kopf/Halsbereich mit moderner Präzisionsstrahlentherapie eine (bisher unumgängliche) Mitbestrahlung der Speicheldrüsen vermieden werden kann, kann als Folge auch Zahnausfall vermieden werden, und es können dadurch erhebliche Kosten für Zahnprothetik eingespart werden, die die ursprünglichen Behandlungskosten deutlich überstiegen hätten.
Weiterhin kann man argumentieren, daß die durch Medizingeräte verursachten Kosten nur einen sehr geringen Prozentsatz (höchstens 5-10%) der Gesamtkosten des Gesundheitswesens ausmachen (siehe z.B. Wikipedia: Medizintechnik, Kosten), der Hauptanteil setzt sich aus Medikamenten und Personalkosten zusammen.
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