Der mündige Patient, der Einblick nimmt in seine Krankenakte: In Deutschland gibt es das noch nicht, aber in Großbritannien. Dort hat Brian Fisher das System PAERS (Patient Access Electronic Record System) vor sechs Jahren eingeführt. 50 Praxen bieten ihren Patienten den Zugang an. Fisher hat untersucht, wie die Patienten ihre passwortgeschützte Krankenakte online nutzen.
In der Datenbank sind alle Krankheiten des Patienten samt Verlauf, Untersuchungsresultaten und Behandlungen verzeichnet. Alles ist mit Hintergrundinformationen angereichert, sodass auch medizinische Laien die Zusammenhänge verstehen. „Das stärkt den Patienten”, sagte Fisher bei seinem Vortrag beim Weltkongress der Medizintechnik in München.
Die Patienten haben großes Interesse an ihren medizinischen Aufzeichnungen: „Ich weiß, was bei meiner Behandlung passiert, ich verstehe mehr,” fasst ein Studienteilnehmer zusammen. Fisher hat herausgefunden, dass sich besonders ältere Patienten mit PAERS informieren.
Sie fühlen sich besser vorbereitet für den Arzttermin, um in der kürze der Zeit sich optimal mit dem Mediziner austauschen zu können. Das stärkt das Vertrauen in die Behandlung. Die Patienten nutzen die Datenbank auch nach dem Arzttermin: Habe ich alles richtig verstanden? Welche Empfehlungen habe ich erhalten?
Fisher: „Wir gehen davon aus, dass in fünf Jahren die meisten Praxen ihren Patienten Zugang zu ihren persönlichen Krankenakten anbieten werden.” Die Hürde dabei liegt nicht bei den Patienten. Sie sorgen sich laut der Studie kaum um die Sicherheit ihrer Daten. Es sind eher die Mediziner, die eine Zunahme der Patientenbesuche wegen banaler Beschwerden befürchten. Laut Fisher hat sich diese Befürchtung in den USA, wo ähnliche Datenbanken wie PAERS existieren, jedoch nicht bestätigt.
» Markus Thierbach beschäftigt sich aus freier Journalist mit Alltagsphänomenen. » Er bloggt auf www.besondersalltag.de |
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