Die Sache ist eigentlich ein alter Hut. Die Hyperthermie – also die gezielte Erwärmung des Körpers oder einzelner Bereiche – wurde schon Ende des 19. Jahrhunderts in der Krebsbehandlung eingesetzt. Doch bis heute fristet die Hyperthermie ein Schattendasein in der Onkologie. Das könnte sich möglicherweise ändern: einige klinische Studien weisen darauf hin, dass die Hyperthermie in Kombination mit den konventionellen Methoden der Krebsbekämpfung sinnvoll eingesetzt werden könnte. Bis es soweit ist, müssen freilich noch manche Schwierigkeiten bewältigt werden.

Wenn man von Hyperthermie spricht, so kommt einem immer Manfred von Ardenne in den Sinn. Der egozentrische Wissenschaftler propagierte seine systemische Krebs-Mehrschritt-Therapie in den 60er und 70er Jahren. Die Erfolge waren freilich bescheiden.

In den letzten 15 Jahren hat sich auf dem Gebiet allerdings einiges getan. Deutschland und v.a. die Niederlande haben sich zu Zentren der Hyperthermieforschung entwickelt. Klar ist inzwischen – so auch die eindeutige Aussage in der Hyperthermie-Session am heutigen vormittag – , daß die Erwärmung des Tumors nur in Kombination mit einer klassischen Strahlen- oder Chemotherapie sinnvoll ist. Als eigenständiges Verfahren taugt sie nicht.

Mehr Kontrolle, mehr Zielgenauigkeit, mehr Wärme

Studien aus Rotterdam oder auch Berlin zeigen, dass die hohen Temperaturen (das Gewebe wird idealerweise auf 40-44°C erhitzt) zu einer verstärkten Durchblutung im Tumorgewebe führen und somit die Effizienz einer parallel verlaufenden Chemo- oder Strahlentherapie erhöhen. (Bei 40-41°C tritt ein gewisser strahlensensibilisierender Effekt auf. Die Tumorzellen sind weniger gut in der Lage die Schäden durch eine Strahlentherapie zu reparieren und sprechen insofern besser an. Ab 42°C kann die Überhitzung direkt zum Krebszelltod führen. Es werden so genannte Hitzeschockproteine (HSP / Stresseiweiße) gebildet, die als Signal für die körpereigene Immunabwehr dienen, die die jeweiligen Zellen dann angreifen.)

Das größte Problem ist bis heute die zielgenaue Erhitzung des Tumorgewebes, ohne Hotspots außerhalb.

Das größte Problem stellt allerdings bis heute die zielgenaue Erhitzung des fraglichen Gewebes dar. Einerseits wird mit den gängigen Applikatoren meist nur eine ungleichmäßige Temperaturverteilung erzielt. Erforderlich bzw. wünschenswert wäre aber eine möglichst homogene Hyperthermie von 40°C (oder mehr) im gesamten Zielvolumen.

Peter Wust (Radio-Onkologe von der Charite Berlin und einer der führenden Forscher in diesem Gebiet) machte in seinem Vortrag mehrmals klar: das Maximum der Wärme muß in den Tumor, Hotspots außerhalb müssen vermieden werden. Doch im Gegensatz zur Bestrahlung ist die Zielgenauigkeit der Hyperthermie-Geräte leider noch nicht befriedigend. Wust arbeitet mit seinem Team daran – das ist (so wurde in seinem Vortrag deutlich) Fleißarbeit. Immer wieder gilt es an Modellorganismen die berechnete Temperaturverteilung mit der tatsächlich erzielten Erhitzung abzugleichen, über MR-Scans zu kontrollieren und die Antennen entsprechend zu justieren etc.

Inzwischen ist es Wust gelungen, seinem Ziel näher zu kommen, wie er in seiner Präsentation anhand mehrerer Beispielaufnahmen zeigte (Optimization of Clinical Radiofrequency Hyperthermia by Use of MR-Thermography in a Hybrid System). Man darf also gespannt sein, ob man aus dieser Richtung in den nächsten Jahren noch hören wird. Nun sind (neben weiteren Optimierungsmaßnahmen) erstmal weitere klinische Studien notwendig, die den Mehrwert einer Hyperthermie belegen. Dann ist Hyperthermie vielleicht wirklich eine Option. Ein Instrument im konzertierten Kampf gegen Krebs.

Links die berechnete, rechts die tatsächlich erzielte Wärmeverteilung (Folie aus dem Vortrag von Prof. Peter Wust):

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