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Schwitzen wir uns die Seele aus dem Leib oder frösteln wir espenlaubig vor uns hin? Der Deutsche Wetterdienst ist nicht der einzige, der Jahreszeitenprognosen herausgibt. Und prinzipiell sind solche “Vorhersagen” auch eine tolle Sache, man sollte sie nur richtig interpretieren.

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Womit wir schon beim Kern des Problems wären: Was kann so eine Langfrist-Wettervorhersage überhaupt leisten? Denn wie ja bestimmt die meisten wissen, ist die Atmosphäre ein chaotisches System, dessen genauen Anfangszustand wir nicht einmal ermitteln können. Und schon die kleinste Änderung kann große Folgen haben. Je weiter man dabei in die Zukunft schaut, desto mehr.

Mittlerweile ist das Messnetz dichter geworden und die Computermodelle leistungsstärker. Trotzdem geht es ab 5 bis 7 Tage in der Zukunft rapide bergab mit der Genauigkeit. Wie also sollte man einen ganzen Sommer voraussagen können? Ganz einfach:

Man kann keinen Sommer vorhersagen.

Tja. Das ist wohl die bittere Wahrheit, die man einfach akzeptieren muss. Man kann aber versuchen, aufgrund der Strömungsmuster wahrscheinliche Hoch- und Tiefkonstellationen zu finden, die dann erkennen lassen, ob eher die kühle Luft aus polaren Breiten oder die Afrikahitze häufiger bei uns ankommt. Ob das bedeutet, dass Sie auf Mallorca genau zwischen der 3. und 4. Juliwoche einen grandiosen Sommer erleben dürfen, weiß kein Mensch.

So sollte man auch aufpassen, wenn man die Jahreszeitenprognose des DWD liest. Werden die Temperaturen als überdurchschnittlich angegeben, so gibt es noch lange keinen Jahrhundertsommer am Strand, wie gewisse Boulevardzeitungen dann schnell in die Welt hinausprusten. Denn es kann genau so gut sein, dass wir es mit feuchtwarmer Südwestpampe zu tun hat, die uns ein Gewitter nach dem anderen vorbeischickt. Und da es in puncto Niederschlag keine nennenswerten Abweichungen geben soll, würde ich nicht gleich einen strahlend blauen Himmel versprechen.

Schauen wir uns zwei Modelle an:

IRI an der Columbia Universität

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Sommer 2008: Temperaturprognose des IRI an der Universität Columbia

Die roten Flächen sprechen eine deutliche Sprache: auch nach diesem Modell soll die Temperatur höher als normal sein, insbesondere besteht von Deutschland in Richtung Osten eine erhöhte Wahrscheinlichkeit. Jedoch lässt sich auch hier kein Trend für Niederschläge erkennen.

Met Office Großbritannien

Die Kollegen von der Insel legen sich da schon etwas mehr fest. In ihrer Sommerprognose 2008 steht zu lesen:

Für Nordwest-Europa sagen wir weiterhin einige Ecken mit durchnittlichem oder überdurchschnittlichem Niederschlag voraus. In Süd- und Osteuropa wird der Niederschlag dagegen unterdurchschnittlich ausfallen. Die Durchschnittstemperatur wird über weite Teile Europas über dem Mittel der Jahre 1971 bis 2000 liegen mit der höchsten Wahrscheinlichkeit für zu warme Bedingungen in den Mittelmeer-Regionen.

Was kann man nun daraus ableiten?

Der Urlauber und Durchschnitts-Konsument hat herzlich wenig von dieser Vorhersage, weiß er doch immer noch nicht, wie das Wetter zu einem bestimmten Zeitpunkt sein wird. Zielpublikum solcher Vorhersagen sind viel mehr Energiefirmen, die ihren Energievorrat planen oder damit handeln und andere industrielle Kunden. Nehmen Sie es also einfach hin: auch wenn 10, 15 und noch mehr Tages-Vorhersagen angeboten werden: so weit in die Zukunft kann man immer noch nicht blicken. Nie vergessen: vorhersagen kann man Vieles. Nur stimmen sollte es auch zu einem befriedigenden Prozentsatz.

Kommentare (2)

  1. #1 meteoralf
    Juni 21, 2009

    Tja, die “Langfrist” – dabei scheint der Terminus “Witterungsvorhersage” viel treffender. Dann wird der Unterschied zu Kurz- und Mittelfrist deutlicher…
    Es gäbe ein paar Details, über die man diskutieren kann, z.B.:
    – Chaos: numerische Rechnungen sind ihm regelmäßig ausgeliefert aber es sieht etwas anders aus, schaut man sich Grundmuster der Strömung an. Da sind durchaus absehbare Abfolgen dabei, die sich über (Mittel-) Europa beispielsweise in Form von absehbaren Wetterlagen zeigen. Bei der Umsetzung dieser in meteorologische Parameter wiederum entsteht erneut “Chaos” aber es scheint, als könne man diesem entgegenwirken, indem man Zeiträume mit zu erwartenden ähnlichen Zeiträumen zusammenfasst.
    – Sommer zu xy % zu warm? Das bezieht sich oft auf das Mittel 61-90 und das ist längst überholt. Da sollten – angesichts des Klimawandels durchaus höhere Trefferquoten bei der Temperatur “drin” sein aber ist das das, was wir wissen möchten? Ein aktuelles Mittel wäre längst fällig…
    – Sommer 2009 – da müssen wir tatsächlich ersteinmal die Lostage 6.-10.07. abwarten, da sich zu dieser Zeit meist die Strömungskonstellation für den Hochsommer einstellt. Man sagt dazu “Siebenschläfer” dabei hat dieser damit garnichts zu tun (Singularität) – ich schlage deswegen (erneut) den Terminus “KLEE-Tage” vor. Eine sinnvolle Bezeichnung fehlte bisher…
    – Nocheinmal zu zusammengefassten Zeiträumen als Witterungsvorhersage:
    Man kann sie “Witterungsphasen – WiPs” nennen und diese reduzieren nachweislich das Chaos, da Verschiebungen im Wetterlagenablauf “integriert” werden.
    Das einzige, das diese kontinuierlichen Wetterlagen unterbrechen und nachhaltig “stören” kann sind offenbar verschobene Sonnenaktivitäten, beispielsweise Sonnenfleckenminima, die – wie es momentan geschieht – zu spät bzw. zu ausgedehnt auftreten.

  2. #2 Frank Abel
    Juni 25, 2009

    Hallo meteoralf,

    wie bereits an anderer Stelle bin ich immer dankbar, etwas von Dir zu lesen, das stets konstruktiv ist. Insbesondere findet der Terminus “Witterungsvorhersage” sehr meinen Geschmack, da dieser sehr viel intuitiver ist und den Unterschied zur Kurz- bis Mittelfrist herausstellt.

    Mindestens hunderprozentig 😉 unterstütze ich, dass die Klimareferenzperiode endlich geändert wird. Ich verstehe da ebenfalls die starre Haltung nicht. Es ist ja nicht nur so, dass es jetzt im Mittel wärmer geworden ist, sondern in den Jahren davor auch. 1961-90 waren im weiteren Vergleich eher kühle Jahre, weswegen “etwas zu warm” momentan ja eher normal heißen dürfte. Was wäre mit einer schleifenden Referenzperiode (Im Vergleich zu den letzten 30 Jahren)?

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