Es lief durch die Nachrichten: Bei einer alljährlichen Sportveranstaltung, einem Extremlauf auf die Zugspitze, sind zwei Menschen ums Leben gekommen. Sie starben an Erschöpfung und Unterkühlung (Gesamter Bericht in der Zeit).
Es ist unfassbar, wie fahrlässig der Veranstalter hier vorgegangen ist! Ich zeige heute, dass dieser Wetterumschwung sogar von einem Anfänger in Sachen Wettervorhersage leicht hätte vorhergesagt werden können, meiner Meinung nach müssen sich die Verantwortlichen hier fahrlässige Tötung vorwerfen lassen.
Um das zu beweisen, benutze ich ausschließlich Karten, die deutlich vor Start des Berglaufs um 9 Uhr bereits jedem zugänglich waren.
Wetterlage
Deutschland war am frühen Sonntagmorgen (um 2 Uhr) bereits zweigeteilt: kühlere Luft hatte sich von Nordwesten eingeschlichen, im Südosten lag warme und feuchte Meeresluft.
Der Wind
Geht es um den Wind, so wurde gesagt, dass dieser überraschend stärker geworden sei. Dazu las ich ein sehr bizarres Interview bei Spiegel Online, woraus ich nur dieses Zitat wiedergeben möchte:
Natürlich habe ich wie alle Bergsportler die Tage davor immer das Wetter überprüft. Aber den Wind kann man nicht abschätzen.
Das ist bei dieser Wetterlage – gelinde gesagt – vollkommener Quatsch. Genügt hätte ein Blick in diese Karte, die ebenfalls bereits am frühen Morgen zur Verfügung stand:
Windprognose für Sonntag, den 13.07.08 8 Uhr. Quelle: MeteoGroup
Angezeigt sind dort 40 bis 50 Knoten Wind, entsprechend ca. 75 bis 95 km/h. Dazu sinkt bei Durchzug der Kaltfront natürlich auch die Temperatur, was auch für jeden sichtbar war:
Sprich: wir hatten es mit vorhergesagten Temperaturen von -2 bis -4°C in 3 km Höhe zu tun, die Windgeschwindigkeit lag zwischen 75 und 95 km/h, entspricht einem Windchill-Faktor, also gefühlten Temperaturen zwischen -20 und -26°C, für jeden in dieser Tabelle nachzuprüfen.
Noch einmal: alle diese Karten waren vor dem Start des Rennens für jeden frei zugänglich. Mir ist absolut unverständlich, wie ein Veranstalter dann die Sportler zum Teil mit kurzen Hosen und T-Shirts die Zugspitze hinaufjagen kann. Ich hoffe inständig, dass hier zumindest eine hohe Geldstrafe fällig ist, obwohl ich eher auf Haft plädieren würde. Denn mich wird niemand davon überzeugen können, dass es absolut überraschend ist, dass bei einem Windchill von -26°C einem Menschen in T-Shirt der Tod durch Erfrieren droht.
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