War es ein Tornado oder war es keiner?
Am Montagnachmittag sind bis zu 50 Häuser in Nottuln bei Münster schwer beschädigt worden. Augenzeugen berichten von einem Wolkentrichter, der sich dem Ortsteil Appelhülsen genähert haben soll.
In wenigen Sekunden wurden dann auf einer Breite von 500 Metern Dächer abgedeckt und Bäume abgeknickt. Wie wahrscheinlich ist es nun, dass wir es dort mit einem Tornado zu tun hatten?
Dazu schauen wir uns erst einmal die Wetterlage an: das kleinräumige Sturmtief Yvonne ist dabei gestern von der Nordsee über Deutschland hinweg gezogen, am Dienstagmorgen befand es sich mit dem Zentrum im Berliner Raum:
Bodenanalyse des DWD vom frühen Morgen des 22.07.08
Winddrehung
Nachdem das Regengebiet durchgezogen war, haben sich dann in der kühlen Meeresluft ein paar kräftige Schauer gebildet. Damit sich ein Tornado bilden kann, ist aber besonders der Wind interessant: er muss sich nämlich mit der Höhe drehen und an Geschwindigkeit zunehmen. Nur so kann eine Luftsäule zum Rotieren gebracht werden.
Tatsächlich drehte der Wind, als sich Yvonne weiterbewegte. In der Analyse von 14 Uhr gestern erkennt man schon die Winddrehung an der Nordseeküste von Südwest auf Nordwest:
Wind in 10 Metern Höhe am 21.07.08, 14 Uhr. Quelle: MeteoGroup
Dabei wehte zum Zeitpunkt um 17:30 Uhr der Wind in Nottuln wahrscheinlich noch aus dem Südwesten, während in der Höhe schon (kräftigerer) Nordwestwind unterwegs war. Damit sollten die Bedingungen erfüllt sein, dass sich bei dem kräftigen Schauer, der dort durchzog, auch ein Tornado gebildet hat.
Wichtige Erkenntnis
Durch die Dachziegel, die dort wie Geschosse umhergeflogen sind, durch Augenzeugenberichte und durch die Schadensbetrachtungen gilt damit der Tornado als gesichert (Gruß an Thomas Sävert). Was ist die Erkenntnis, die wir daraus ziehen? Es braucht nicht zwingend schwülwarme Luft, dass ein Tornado entstehen kann. Es kommt im Wesentlichen auf den Temperaturunterschied mit der Höhe und vor allem auf die so genannte Windscherung an, also die Änderung des Windes mit der Höhe in Richtung und Stärke.
Ich meine mich auch zu erinnern, dass sogar die meisten Tornados in Deutschland in polarer Meeresluft entstehen, was man zunächst gar nicht vermuten würde. Damit ist auch klar, dass Tornados auch im Winter möglich (und ja bereits auch entstanden) sind.
Weitere Links zum Tornado in Nottuln:
- Tornado im Münsterland (WDR)
- Windhose wütet in Nottuln (Ahlener Zeitung)
- Foto des wahrscheinlichen Tornados
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