Ein bisschen kann man schon über die Überschrift stolpern. Vb (sprich: fünf b)? Was ist das denn? Genauer gesagt haben wir es momentan mit einer Vb-Wetterlage zu tun. Vb ist dabei eine römische Nummerierung. Ein Vb-Tief ist ein Regenbringer für den Osten Deutschlands und zum Beispiel auch für die Oderflut 2002 verantwortlich gewesen. So ein Tief ist jetzt auf dem Weg:
Die Bezeichnung Vb-Tief hat sich im Gegensatz zu den anderen Nummerierungen bis heute gehalten. Doch was ist so Besonderes daran? Das wird etwas klarer, wenn wir uns die Zugbahnkarte ansehen, die seinerzeit der deutsche Meteorologe Wilhelm Jacob van Bebber angefertigt hat:
Für uns sind also die südlichen Zugbahnen, die Ver-Tiefs interessant. Ein Vb-Tief entwickelt sich also im südlichen Europa und zieht dann östlich an den Alpen vorbei weiter nordwärts über Polen in Richtung Ostsee beziehungsweise Baltikum.
Wie entsteht der Starkregen?
Ein solches Tief hat sich nun beim Golfe du Lion, also südlich von Frankreich entwickelt. Das konnte es, weil wir es, wie wohl viele gemerkt haben, gerade einen massiven Kaltluftvorstoß von Norden erleben, der bis nach Spanien und sogar Nordafrika die Temperaturen sinken lässt. Die Kombination: kalte Luft, noch warmes Mittelmeerwasser ist dann ideal für die Entwicklung von solchen Systemen. Das gegenwärtige Vb-Tief heißt übrigens Yulietta.
Dass Vb-Tiefs so viel Niederschlag mitbringen, verdanken sie also ihrem Ursprung, da sie mit feucht-warmer Luft des Mittelmeers angefüllt sind. Sie wandern dann an den Alpen vorbei, wobei diese warme Luft auf die viel kältere trifft. Da kalte Luft eine höhere Dichte hat, schiebt sich die Warmluft darüber. Sie wird also gehoben und gleichzeitig abgekühlt. Dadurch muss das Wasser also wie an einer kalten Cola-Dose kondensieren, und ein flächiges Niederschlagsgebiet entsteht.
Jetzt kommt es dann noch sehr auf die Zugbahn an, inwiefern Deutschland von dem Stark- bis Dauerregen betroffen ist. In diesem Fall deuten die Vorhersagen daraufhin, dass Yulietta doch von Tschechien kommend sehr knapp an der deutsch-polnischen Grenze vorbeizieht. So nah, dass die warme Luft dann sogar den Osten Bayerns und auch die Neiße erreicht:
Temperatur in ca. 1,3 km Höhe, Vorhersage für Donnerstagmorgen. Quelle: MeteoGroup
Teils Regen, teils Schnee
Das bedeutet also, dass das Wetter recht unübersichtlich wird, weil auf kleinem Raum so viele Unterschiede entstehen: Im Laufe der kommenden Nacht nehmen jedenfalls die Niederschläge im Süden und Osten Deutschlands immer mehr zu. Ob nun viel Regen oder viel Schnee fällt, hängt dann ganz von der genauen Zugbahn des Tiefs ab. Im Osten Bayerns wird es wohl meist kräftig regnen, während die Schneefallgrenze in der kalten Luft auf 500 bis 400 Meter absinkt.
Am kältesten wird es wohl im Raum Thüringen, wo die kälteste Luft herangeführt wird. Hier sollte man dann auch im Flachland mal mit einer weißen Überraschung am Donnerstagmorgen rechnen.
Ganz unspektakulär wird das Wetter dann im Nordwesten, denn außerhalb des Einflussbereichs von Yulietta gibt es nichts außer vielen Wolken und vielleich hier und da etwas leichten Regen oder Sprühregen.
Gigantische Niederschlagsmengen
Beeindruckend ist hierbei die Maximalabschätzung des Multi-Model MOS der MeteoGroup für den Donnerstag. Maximalabschätzung deshalb, weil es die höchstmöglichen Mengen zeigt, die natürlich nicht überall erreicht werden:
Maximal mögliche 24-std. Niederschlagsmenge in mm am Donnerstag, 30.10.08. Quelle: MeteoGroup
Unwettergefahr!
Man sieht auch, dass insbesondere die Schweizer und Südtiroler mit heftigem Regen und Schnee zu kämpfen haben werden. Zum Vergleich: im gesamten Jahr fallen in Berlin etwa 590 mm! Überflutungen und Erdrutsche dürften die Folge sein.
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