Unübersichtlicher könnte das Wetter kaum sein. Selten hat man so viele Wetterzustände an einem Tag auf so engem Raum: Regen, Schneeregen, Schnee, Graupel, Nebel, Sonne. Es wird also Zeit für eine kleine Übersicht und für eine Erklärung, warum man am Wochenende im Süden Ski fahren kann.

Adventskalender für Meteorologen

Aber zunächst beginnen wir mit einem kleinen Spielchen und betrachten uns in der unteren Abbildung die Wettermeldungen von heute Morgen, 6 Uhr (wofür man sie anklicken sollte). Wie bei einem Adventskalender können wir jetzt die Zahlen suchen, und dabei kann ich auch gleich die Wettersymbole erklären, die man dort findet:

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Wettermeldungen am 10.12.08, 6 Uhr. Quelle: MeteoGroup

Diese sind:

  1. Locker bewölkt
  2. Bedeckt
  3. Leichter Sprühregen
  4. Nach Regenschauer
  5. Schneeregenschauer
  6. Leichter Schneefall
  7. Nebel
  8. Gefrierender Nebel

Das ist schon eine ganze Menge auf so engem Raum, und das zeigt auch, wie schwierig es ist, vorherzusagen, was denn da nun wirklich vom Himmel kommt. Woher kommt das?

Fronten ziehen aufeinander zu

Dafür brauchen wir schon wieder Bilder, um die Wetterlage zu verstehen. Zunächst dieses hier:

Frontenkarte mit Namen, Vorhersage für den 10.12.08, 13 Uhr

Wir sehen dabei über der Ostsee ein Tochtertief von der mächtigeren Sabrina, und wir haben auch etwas mit dem Tief Tine über dem Mittelmeer zu tun. Die gezackte Linie über Deutschland zeigt eine Kaltfront, hier arbeitet sich also die kühlere Luft mit Schauern südostwärts vorn. Gleichzeitig kommt die gewellte Linie (Warmfront) von Tief Tine aus dem Süden. Zwei Fronten, die aufeinander zuziehen? Wie geht das denn?

Dazu präsentiere ich Ihnen dann Karte Nummer drei, welche da die Karte mit dem Wind in ca. 5 bis 5,5 km Höhe darstellt. Diese Höhenströmung gibt dabei die Zugrichtung der Tiefs vor:

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Wind in 500hPa (5 bis 5,5 km Höhe). Quelle: MeteoGroup

Die Zugrichtung habe ich durch die schwarzen Pfeile verdeutlicht. Was wir dort sehen, ist ein außergewöhnlich scharfer “Trog”, also ein ganz enger Bereich, in dem die Kaltluft in Richtung Biskayabucht vorstößt. Die Luft macht also von Großbritannien kommenden über dem westlichen Mittelmeer eine scharfe Linkskurve, um von dort aus wieder nach Nordosten zu ziehen.

Das bedeutet gleichzeitig, dass westlich des Tiefdruckzentrums über der Ostsee die Kaltluft nach Südosten zieht, und das Tief Tine die feucht-warme Mittelmeerluft von Süden zu uns schiebt. Das geschieht in der Höhe und ist auch im Satellitenfilm schön zu sehen:

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Infrarot-Satellitenfilm vom Morgen des 10.12.08. Quelle: sat24.com

Wolken nicht immer mit dem Wind

Wohlgemerkt: Das passiert in der Höhe. Am Boden sieht es da etwas anders aus. Denn das Tief Tine zieht weiter in Richtung Italien und wird kräftiger, wodurch am Boden der Wind ab heute immer mehr aus dem Nordosten kommt:

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Wind in Bodennähe am 11.12.08, 13 Uhr. Quelle: MeteoGroup

Und was kommt aus dem Nordosten? Zumindest nichts Warmes:

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Temperatur in 850hPa (1,1 bis 1,5 km Höhe) am 11.12.08, 13 Uhr. Quelle: MeteoGroup

Am Boden rutscht also die kalte Luft aus Westsibirien und Skandinavien in den Nordosten Deutschlands, während von Südosten die feuchte Luft auf die kältere aufgleitet. Alles zusammen sorgt dafür, dass die Schneeneigung immer weiter zunimmt. Höhepunkt dürfte die Nacht zum Freitag sein, hier traut sich der Schnee dann am weitesten nordwärts voran. Im Nordwesten wird es auch kühler, bleibt aber trocken, sodass wir hier in keinen winerlichen Spaß kommen.

Im Süden Schnee, sonst Gammelwetter

In Richtung Brandenburg und Sachsen bekommen wir dann weiter das Ratespiel auf der Kippe aller Wetterzustände. Denn ob Schnee fällt oder nicht, dass ist nicht nur eine Frage der Temperatur selbst, sondern auch der Luftfeuchte. Ist die Luft richtig trocken, so kann auch bei über 10°C noch Schnee fallen. Ist sie aber feucht, so muss man schon nahe bei 0°C liegen, damit der Regen in Schnee übergeht.

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