Normalerweise bin ich bei Warnungen ja eher zurückhaltend. Aber die Wetterlage in den Südalpen ist so brisant, da kann man mit Superlativen nicht sparen: In Kärnten fielen gestern 5 bis 10 cm Schnee pro Stunde, einige Hochtäler könnten von der Außenwelt abgeschnitten werden, und auch die Lawinengefahr steigt abrupt an. Erinnerungen an die Lawinenkatastrophe von Galtür (1999) werden wach.
Lawinenkatastrophe Galtür ’99
Damals, im Jahr 1999, fegte eine Lawine mit teils über 300 km/h in das Jamtal bei Galtür und tötete 31 Menschen. Zur Erinnerung habe ich noch einen Videobericht bei Youtube gefunden, allerdings auf Englisch:
Droht uns wieder solch eine Katastrophe?
Ausschließen kann man das nicht. Denn wie schon eingangs gesagt, ist die Situation in den Südalpen mit Schwerpunkt Osttirol und Kärnten katastrophal bis verheerend. Seit gestern ist die Schneehöhe rapide angewachsen. Besonders für Kärnten und Osttirol warnt die ZAMG (der nationale österreichische Wetterdienst) herrscht die höchste Warnstufe:
In den höheren Tälern wie zum Beispiel dem Lesachtal können bis Freitag noch einmal 50 cm hinzukommen, auf den Bergen fällt noch einmal 1 Meter Neuschnee, in den Karnischen Alpen in Tirol sind sogar 150 cm möglich.
Lawinen und Stromausfälle
Diesen Zuwachs an Schnee hat man selbst in Österreich selten gesehen. Dementsprechend steigt auch die Lawinengefahr rapide an, zum Teil herrscht schon die zweithöchste Warnstufe 4. Dementsprechend ist auch nicht auszuschließen, dass sich Lawinen ablösen und ins Tal rasen. Noch wahrscheinlicher ist, dass einige Höchtäler wieder von der Außenwelt abgeschnitten werden können, und auch Stromausfälle drohen.
Wie kommt es zu dieser dramatischen Lage?
Wettertechnisch ist die Sache natürlich hochinteressant. Wir haben hier eine außerordentlich brisante Sammlung mehrerer Faktoren, die zu diesem Schneechaos führen:
- Kaltluftvorstoß
In der Höhe schießt in einem sehr engen Bereich die kalte Luft bis ins Mittelmeer:
Temperatur in ca. 5,3 bis 5,5 km. Höhe. Quelle: MeteoGroup
- Lage des Tiefs
Das Tief Tine, das dabei entstanden ist, befindet sich genau auf der Vorderseite dieses Vorstoßes, den die Meteorologen “Trog” nennen. Genau das erhält das Tief am Leben und verstärkt es sogar. Der Grund dafür ist die differentielle Vorticityadvektion. Was ist das nun wieder? Grob übersetzt bedeutet das so viel wie “Heranführen von Wirbelhaftigkeit”. Durch diese wird die Bildung eines Tiefs unterstützt, und so kann es über längere Zeit für Niederschläge sorgen.
- Windrichtung
Eng damit zusammenhängend ist die Windrichtung ein Faktor. Mit dem Mittelmeertief Tine kommt feucht-warme Luft aus Süden bis Südosten und drückt sich gegen den Alpenhauptkamm.
Bodendruck und Windrichtung am Morgen des 11.12.08. Höhe. Quelle: MeteoGroup
Da am Boden aber noch die schwere kältere Luft liegt, steigt die wärmere Luft auf, was Niederschläge bedeutet. Der Effekt wird dann natürlich noch durch die Berge verstärkt, da es auch hier nur nach oben gehen kann.
- Vorwitterung
Hinzu kommt, dass bereits beträchtliche Schneemengen in dieser Region liegen, denn schon mehrere Male haben Mittelmeertiefs für ähnliche Effekte gesorgt. Das Lesachtal in Kärnten war zum Beispiel vor kurzer Zeit bereits einmal von der Außenwelt abgeschnitten. Die enormen Neuschneemengen machen die Sache also umso dramatischer.
Wer also plant, zum Wochenende oder schon in den Weihnachtsurlaub zu fahren, der sollte sich vorher informieren, wie die Lage am Wintersportort aussieht. Wollen wir hoffen, dass sich solch ein Unglück wie 1999 nicht so schnell wiederholt.
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