Wenn Tiefs im Winter über das Mittelmeer ziehen, dann ist für Bewegung in weiten Teile Europas gesorgt. Seit mehreren Wochen haben wir solch eine teils brisante Lage: Neben Schneechaos in Teilen Österreichs und der Schweiz hat es auch Mallorca erwischt:
Heftige Regenfälle traten hier am Sonntag auf. Besonders gefährlich war ein Hagelschauer: Die Nachrichtenagentur EFE meldet:
Weite Teile des Gebirges der Sierra de la Tramuntana im Norden der Insel lagen am Sonntag unter einer mehrere Zentimeter dicken Eisschicht.
Woher kommt diese Brisanz?
Momentan ist ein kleiner, engräumiger Kaltluftvorstoß der Verursacher für diese Unwetter. Südöstlich dieser “Zunge” entstehen immer wieder Tiefs, die dann mit der Höhenströmung schön über das noch warme Mittelmeer weiter ostwärts ziehen, um sich dann entweder dort aufzulösen oder östlich der Alpen weiter nordwärts zu wandern. Die Zugbahn dieser Tiefs beschreibt also gewissermaßen ein zurzeit sehr eng gefasstes “U”.
Dieses kann man nachvollziehen, wenn man die Linien von West nach Ost auf der Höhenkarte mitverfolgt. Hier sieht man auch eindrucksvoll, wie die Kaltluft nach Spanien schießt:
Höhenkarte für ca. 5 bis 5,5 km Höhe am 14.12.08, 13 Uhr MEZ. Quelle: MeteoGroup
Der Antrieb für Unwetter stammt hier aus dem großen Temperaturunterschied von unten nach oben: Das Mittelmeer ist warm, in der Höhe kommt die sehr kalte Luft anmarschiert. Dabei fällt die Temperatur also ziemlich stark, wenn es nach oben geht. Das sorgt dafür, dass die wärmere Luft ganz leicht aufsteigen kann, denn die Dichte der Umgebungsluft ist dann höher, womit wir ein ähnliches Prinzip haben wie bei einem Gasluftballon. Wie stark die Temperatur mit der Höhe fällt, sieht man dabei am Radiosondenaufstieg am Sonntag:
Radiosondenaufstieg von Mallorca Son Bonet am 14.12.08, 13 Uhr MEZ. Quelle: University of Wyoming
Dabei wird die Luft natürlich auch abgekühlt, wodurch die Niederschläge entstehen. Das klappt umso besser, wenn sich der Wind mit der Höhe in Stärke und/oder Richtung ändert (man spricht dann von Windscherung). Es können kräftige Schauer oder Gewitter entstehen, wodurch das Wasser oder Eis wie in einem Fahrstuhl immer wieder auf- und abtransportiert wird.
Ist es dort kalt genug, so kann sich an kleinen Teilchen in der Luft immer mehr Eis anlagern. Das geschieht so lange, bis das Gewicht so hoch ist, dass die Schwerkraft gegen den Aufwind gewinnt. Es fällt also Hagel.
In diesem Fall kam dann direkt die sehr kalte Luft hinterhermarschiert (sie sorgte ja auch für Schnee im Norden Spaniens), sodass die Temperatur am Boden sogar so weit gesunken ist, dass in den höheren Lagen Mallorcas, die am nächsten an der kältesten Luft lagen, nämlich die nordwestlichen, die Hagelkörner frieren konnte, wodurch die Eisschicht entstanden ist.
Durch dieses Tief namens Verena, das zumindest zu Beginn eine sehr ähnliche Zugbahn wie ihre Vorgängerin Tine hat, ist damit auch die Unwettergefahr für Italien, Frankreich und für die südlichen Alpen nicht gebannt. Es sieht aber wenigstens danach aus, als sei dies vorerst die letzte Unwetter-Bringerin ihrer Art.
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