Sehr tragisch, was der Tornado am gestrigen Himmelfahrtstag in Plate bei Schwerin angerichtet hat. Nach den bisherigen Informationen hat er rund 63 Häuser beschädigt und zwei komplett zerstört. Für uns zum Glück hat ein Amateurfilmer den Tornado aufnehmen können. Für mich Gelegenheit, Ihnen noch einmal die “Zutaten” dieses Unwetters zu zeigen.
Doch zunächst zur oben genannten Amateuraufnahme:
Filtert man das ganze Fäkaliengebete heraus, so werden hier von dem Filmer tatsächlich ein paar Zusammenhänge schön erkannt. Aber dazu später.
Aus meiner G.E.I.L. wissen Sie vielleicht noch, dass man drei Hauptzutaten für einen Tornado benötigt: 1. Feucht-warme Luft, 2. Labilität, 3. Windscherung. Für die genauere Erklärung empfehle ich noch einmal, bei dem entsprechenden Tornado-Artikel vorbeizuschauen. Wir kümmern uns jetzt um die Hauptzutaten.
- Feucht-warme Luft? – Ja
Denn das Tief, das über uns hinweg in Richtung Nordsee zog, hat erst einmal die feucht-warme Luft vor sich hergeschoben. Siehe hier:
Zu erkennen ist die energiereiche Luft an diesen äquipotenziellen Temperaturen (Quelle: MeteoGroup). Wenn Sie diese nicht kennen, macht das nichts. Je roter die Werte, desto mehr Energie liegt in der Luft, das genügt für’s Erste zu wissen.
- Labil? – Ja
Denn in der Höhe rauschte bereits die kühlere Luft herein. Man erkennt dies zum Beispiel an dem Radiosondenaufstieg um 14 Uhr aus Bergen in Niedersachsen:
Man erkennt, dass die dick gezogene Temperaturlinie sich mit der Höhe stark nach links neigt. Die Temperatur nimmt also mit der Höhe stark ab, das begünstigt, dass die feucht-warme Pampe aufsteigen kann.
- Scherung? – Ja
Wir erinnern uns: Scherung ist die Änderung des Windes in Betrag und Richtung mit der Höhe. Das ist die Hauptzutat für den Tornado, weil dann die Luftsäule in Rotation gerät. Schauen wir noch einmal auf den Radiosondenaufstieg, so sehen wir an der rechten Seite, wie tatsächlich der Wind am Boden aus Ost weht und mit der Höhe auf Südwest dreht. Durch die Drehung passiert tatsächlich genau das, was der Amateurfilmer beobachtet hat: durch den “Pirhouetteneffekt” konzentriert sich die Luft im Aufwindschlauch, die Wolken werden also förmlich “angesogen”. Sichtbar wird die Rotation dann meist durch die Wassertröpfchen, die sich beim Abkühlen bilden, und die Windgeschwindigkeiten im Bereich des “Rüssels” können enorm sein.
Wir haben gesehen, wozu das führen kann. Am Dienstag bahnt sich eine ähnlich brisante Lage an. Hoffen wir, dass es zu weniger großen Schäden kommt. Bis dahin wünsche ich ein schönes Wochenende.
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