Mit Spannung saßen Wissenschaftler und Journalisten im National Solar Observatory in Tucson, Arizona. Unsere Sonne ist zurzeit so inaktiv, wie sie es seit einem Jahrhundert nicht war, manche befürchteten sogar eine neuerliche Kleine Eiszeit. Doch das Rätsel um die Sonne ohne Sonnenflecken scheint nun gelöst.

Dazu muss man wissen, dass die Größe und Anzahl der Sonnenflecken ein Maßstab für die Aktivität der Sonne ist. Wenn, so wie in den vergangenen Jahren, die Sonne über längere Zeit gar keine Flecken aufweist, so strahlt sie weniger Energie ab. Und wenn unser Hauptmotor etwas schwächelt, so kann dies auch gut die Ursache dafür sein, dass die Globaltemperatur seit Jahren rückläufig ist.

Tatsächlich warten viele seit Monaten auf den Beginn des 24. Sonnenfleckenzyklus, bei dem wieder vermehrt Aktivität beobachtet werden kann. Doch obwohl jeder neue “schwarze Punkt” auf der Sonnenoberfläche fälschlich als Beginn gefeiert wurde, blieb die Sonne inaktiv, und zwar so inaktiv wie seit 100 Jahren nicht mehr.

Viele glaubten dabei sogar an ein neues Maunderminimum. So bezeichnet man eine längere inaktive Phase der Sonne, die auch mit der Kleinen Eiszeit im 17. Jahrhundert zusammenfällt. Zu dieser Zeit gab es lange Winter und kühle Sommer:

14C Gehalt erlaubt Rückschlüsse auf die Sonnenaktivität. Hier die letzten 1.100 Jahre (invertierte Ordinate). Quelle: USGS

Während also die einen die globale Erwärmung in 90er Jahren größtenteils dem Einfluss der Sonne zugedachten, die anderen den Einfluss für völlig überbewertet hielten, sank während der Inaktivität die globale Temperatur in unserem Jahrzehnt (, was eine Beobachtung ist. Ob eine Kausalität existiert, sei dem Leser überlassen).

Eine neue Eiszeit? – Wohl nicht

Egal aus welchem Lager, alle warteten und wunderten sich, dass die Sonne nicht ihren 24. Fleckenzyklus begann. Wieso bleibt die Sonne so inaktiv? Und nun kommen wir zu dem Vortrag von Rachel Howe and Frank Hill, der ein bisschen (Sonnen-)Licht in die Sache bringt. Das Ergebnis ist nämlich leicht: Der 24. Zyklus beginnt, er hat sich nur verspätet.

Sie haben mit Hilfe so genannter Helioseismologie einen “Jetstream” unterhalb der “Sonnenoberfläche” verfolgt bis in Tiefen von 7.000 Kilometern. Etwa alle 11 Jahre entstehen solche neuen Jetstreams in der Nähe der Sonnenpole und wandern allmählich in Richtung Äquator. Wenn diese Jetstreams eine kritische geografische Breite von 22° überqueren, dann entstehen die Sonnenflecken eines neuen Zyklus’.

Das Sonogramm der Helioseismografie der Sonne. Die schwarzen Konturen zeigen Sonnenflecken-Aktivität, die gelben bis roten Bereiche zeigen den Jetstream unter der Sonnenoberfläche. Quelle: NASA

24. Sonnenfleckenzyklus beginnt jetzt

Nun benötigte der Jetstream für 10° geografischer Breite im letzten Sonnenfleckenzyklus 2 Jahre. Momentan ist der neue Jetstream jedoch träge und benötigt drei für die gleiche Distanz. Dies erklärt, warum wir so lange auf den 24. Sonnenfleckenzyklus warten mussten, der in den nächsten Monaten und Jahren die Sonne “reaktivieren” sollte.

Wissenschaftler Hill freut sich: “Es ist aufregend zu sehen, dass in dem Moment, als dieser träge Jetstream mit einem Jahr Verspätung die 22° Breitenlinie passiert, neue Gruppen von Sonnenflecken auftauchen”. Bisher sieht es da allerdings noch sehr verhalten aus:

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Sonnenflecken am 2. Juni 2009. Quelle: SOHO

Klimadiskussion geht weiter

Spannend finde ich die Entwicklung ebenso. Gehen wir von der Hypothese aus, dass die Sonne für einen Großteil der Änderung der Globaltemperatur verantwortlich ist, so dürfte diese in den kommenden Jahren wieder steigen. Ja, und nun? Haben wieder einmal beide Fraktionen Recht: Die einen werden es als Beweis für die “Sonnentheorie” betrachten, die anderen werden sagen: “Siehst Du, war doch nur ein unbedeutender Knick in der Temperaturkurve”, und der CO2-Treibhauseffekt schlägt wieder zu.

Und nach wie vor wird jeder Recht behalten wollen, und nach wie vor werden wir keine handfesten Belege haben, und die Diskussion brodelt mit den kommenden Sonnenflecken um die Wette.

Zum Schluss hier noch ein Video zu den Aktivitäten im Inneren der Sonne:

Ein Film über die Bewegungen im Sonneninneren. Blau bezeichnet langsame Ost-West-Bewegungen, rot schnelle. Ein rotes Band im äußeren Drittel der Sonne läuft von den Polen in Richtung Äquator. Dieses ist der Jetstream, der auf einer Breite von 22°C die Sonnenflecken auslöst. Quelle: SWRI

Kommentare (7)

  1. #1 Chlorobium
    Juni 19, 2009

    Mit was wird eigentlich bei der “Helioseismologie” gemessen?

    P.S. Schoener Beitrag, kurz und auf den Punkt gebracht!

  2. #2 Christian W
    Juni 19, 2009

    Ein sehr interessanter, spannender Artikel. Vielen Dank. Besonders gefallen haben mir auch die vielen “?”, “scheint”, “sollte” und “dürfte” anstelle der leider an anderen Stellen viel zu häufig verwendeten “.”, “ist” und “wird”. Hier sieht man sehr gut, dass man auch glaubwürdig und verständlich erklären kann, ohne absolut und universell formulieren zu müssen.

    Grüße
    Christian W

  3. #3 Florian Freistetter
    Juni 19, 2009

    @Chlorobium: Da misst man, wie die Sonnenoberfläche schwingt. D.h. man schaut sich das Licht der Sonne an und nimmt ein Spektrum auf. Da die Oberfläche aber schwingt, kommt sie mal ein bisschen auf den Beobachter zu; mal entfernt sie sich ein wenig. Das erzeugt einen Dopplereffekt und die Spektrallinien sind ein wenig rot- bzw. blauverschoben. So kann man genau identifizieren wie und auf welche Art die verschiedenen Teile der Sonne schwingen und diese Wellenbewegung erlaubt – wie Erdbebenwellen auf der Erde – Rückschlüsse auf das Innere der Sonne.

  4. #4 Frank Abel
    Juni 19, 2009

    Vielen Dank für das ganze Lob, das mich sehr freut. Das muss ich aber jetzt gleich an Florian zurückgeben. Auch diese Kurzerklärung ist eine tolle Ergänzung zum Beitrag.

    Gruß
    Frank

  5. #5 Krishna Gans
    Juni 30, 2009

    Ich finde es interessant, daß eine Autodidakt, ein gewisser Landscheidt schon Ende 90er vorausgesagt hat, und es auch begründet hat, daß der 24 Zyklus ein mikrieger wird.
    “Schade”. daß er sich außerdem auch noch mit seinen astronomoschen Kenntnissen und Fähigkeiten zu astrologischen Themen geäußert hat, schade deshalb, weil man seine anderen, wichtigen Forschungen deshlab nicht mehr für voll nimmt.
    Etlich El Niños hat er ebenfalls etliche Jahre im voraus angekündigt.
    Er begründete vieles, und kann es auch berechnen, mit den Schwerkraftverhältnissen Sonne, Jupiter und den anderen größrern Planeten.
    Man kommt auch in der etablierten Wissenschaft langsam auf diesen Trichter.

  6. #6 Alexander Becher
    Februar 3, 2010

    Wir haben jetzt januar 2010. Ich habe mir gerade die neuesten bilder des SOHO-Satelliten angesehen. Ich sehe einen einzigen fleck. Wo bleibt denn bitte schön die in dem artikel so hoch gepriesene sonnenfleckenphase? Ein fleck das ist ja wohl nicht als phase zu bezeichnen. Wo es doch auf der sonnenrückseite, sprich die farsite, ziemlich heftig abgehen muss -.-

  7. #7 Ronny
    Februar 9, 2010

    @Alexander
    Auf der Sonne gibt es keine Rückseite, sie rotiert ziemlich schnell.

    EIne Phase dauert auch 11 Jahre und somit kanns noch ein paar Jährchen dauern bis die Sonne voller Flecken ist.

    Ich liebe Wissenschaft, nachvollziehbare Erklärungen.

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