Ein paar Tage genügen ja schon, um uns an etwas zu gewöhnen. So zum Beispiel auch die schwüle Hitze, die einen Großteil Deutschlands beschäftigt hat. Doch wird sich an diesem Wochenende daran einiges ändern, und die Frage bleibt, inwiefern sich die neue, deutlich kühlere Witterung durchsetzen wird. Denn immerhin ist immer noch Siebenschläferzeit.

Immerhin brauchen Kreislaufpatienten nicht schockiert zu sein, denn wir werden langsam an das neue Temperaturniveau herangeführt. Denn die kühlere Luft sickert ab heute nur sehr langsam von Westen ein. Darum können wir uns zumindest westlich der Elbe nach den Schauern und Gewitter vom Samstag meist über einen angenehmen Sonntag freuen, an dem die Luft nicht mehr so schwül ist, dennoch bleibt es sommerlich warm (siehe hier).

Der wahre Umschwung kommt dann zum Wochenwechsel mit dem Tief Rainer mit der noch etwas kühleren Luft:

Bodendruck mit Fronten, ich habe mal die Temperaturniveaus mit den farblichen Pfeilen angedeutet. Quelle: MeteoGroup

So dürfte der Montag dann in den westlichen Bundesländern maximal nur noch rund 19 bis 24°C im Flachland bringen, dafür gibt es aber auch sonnige Abschnitte neben ein paar Schauern oder kurzen Gewittern. Bis Mittwoch wird es besonders am Rhein noch etwas kühler, dann liegen dort die Temperaturen flächig knapp unter 20°C.

Gerade zu Siebenschläfer
Dabei kommt diese Umstellung natürlich sehr ungünstig, gerade zum Siebenschläfer-Zeitraum, der dann ja eigentlich ist. Denn nach der gregorianischen Kalenderreform hat dieser sich verschoben, und immerhin hält sich die Witterung zwischen dem 5. und 10. Juli tatsächlich zu knapp zwei Dritteln über die nächsten sieben Wochen.

Kommt also ein durchwachsener Sommer? Das sehe ich als ziemlich wahrscheinlich, denn nicht nur der Siebenschläferzeitraum spricht dafür, auch der überdurchschnittlich gute Frühling. Oft deutet dieser auf einen durchwachsenen Sommer hin. Die Modelle sprechen diese Sprache:

Mittlere Temperatur im Deutschland-Durchschnitt, 15-Tages-Prognose. Quelle: MeteoGroup

Man sieht also: Bis Mitte des Monats geht es abwärts, wird sogar zu kühl für den Juli. Was danach passiert, ist eigentlich noch viel interessanter: Die Kurve sieht so aus, als würde sie wieder steigen. Aber gleichzeitig wird die graue Rauchfahne immer breiter.

Diese Rauchfahne deckt 80% der Ensembleprognosen ab. Es wird nämlich nicht nur eine Wettervorhersage berechnet, sondern viele verschiedene mit leicht variierten Anfangsparametern. So simuliert man das “Rauschen” bei den Messungen und das Chaos des Wetters. Je breiter also die Rauchfahne, desto größer wird die Unsicherheit der Vorhersage.

Wieso sollten die Temperaturen wieder steigen? Weil sich im Mittel der Vorhersagen der Kaltluftvorstoß wieder ein bisschen westwärts auf den Atlantik zurückziehen soll. Damit kämen wir auf die so genannte Vorderseite. Das würde besonders im Südosten wieder schwül-warme Luft und auch entsprechende Unwetterneigung bedeuten.

Mittlere Höhe des 500 hPa Geopotenzials. Hieraus kann man die Zugrichtung der Drucksysteme sowie auch die Temperaturentwicklung ableiten. Quelle: MeteoGroup

Aber noch ist es nicht so weit. Was relativ sicher scheint sind die spürbar zurückgehenden Temperaturen in der nächsten Woche. Und angesichts der Siebenschläferregel und sonstiger Erfahrungen gehe ich davon aus, dass sich die kühle Periode doch länger halten wird als von den Modellen vorausberechnet. Ein durchwachsener und nicht allzu heißer Sommer scheint also für die nächste Zukunft am wahrscheinlichsten.

Reise-Tipp

i-36f8cd162b2f422953a6120108a7d589-1194174_jet_plane_2-thumb-150x100.jpg

Übrigens kann man aus der Prognose auch eine Urlaubs-Empfehlung ableiten. Demnach wird das Wetter am ruhigsten und sonnigsten, je mehr es in den Südwesten Europas und damit in das sich aufbauende Hochdruckgebiet geht. Unruhiger wird es nach Osten hin. Aus dem Grund haben Portugal, Spanien (also auch Mallorca) und Südfrankreich die Nase beim Reisewetter deutlich vor Kroatien oder der Türkei. Guten Flug!

Kommentare (7)

  1. #1 Timo
    Juli 3, 2009

    guter Artikel!!

  2. #2 Krishna Gans
    Juli 4, 2009

    Stimmt, dem pflichte ich gerne bei – stelle ich den Mono-Block eben wieder in den Keller…..

  3. #3 Christian A.
    Juli 7, 2009

    Mir gefällt der Blogeintrag auch – nicht nur, weil mir das warme Wetter am Freitag ziemliche Kopfschmerzen bereitet hat 😉
    Ich finde es ziemlich beeindruckend, dass so etwas banal scheinendes wie die Siebenschläferregel in einem komplexen System wie dem Wetter so eine Aussagekraft hat, und zwar egal in welche Richtung (wenn ich das richtig verstehe).

  4. #4 Frank Abel
    Juli 7, 2009

    Hallo Christian,

    richtig verstanden. Die Siebenschläferregel hat durchaus Relevanz, weil sich zum Monatswechsel Juni/Juli die Lage und Verteilung des Hochdruckgebietes entscheidet.

    Gruß
    Frank

  5. #5 Krishna Gans
    Juli 8, 2009

    @Christian A
    Die Siebenschläferregel ist wohl Teil einer statistische Klimaauswertung aus der Vorcomputerzeit, auch als Bauernkalender oder Bauernregel bekannt.

  6. #6 Karl Mistelberger
    Juli 9, 2009

    Einer Ihrer Kollegen von der ZAMG hat sich zur Siebenschläferregel sinngemäß wie folgt geäußert: Prinzipiell sei was dran. Andererseits könne man sie ebenso für jeden anderen Tag des Jahres anwenden. Wie das Wetter zu Allerheiligen zum Beispiel, so ist es sieben Wochen danach. Der Siebenschläfertag würde nur ziemlich wenig aus der allgemeinen Statistik hervorragen.

  7. #7 Frank Abel
    Juli 16, 2009

    Hallo Herr Mistelberger,

    das mag für Österreich zutreffen. Der Ursprung der Siebenschläfferregel ist ja die Etablierung und Position des Hochdruckgebiets über dem Ostatlantik. Von daher mag die Siebenschläferregel für Deutschland relevanter sein als für die Alpenländer. Ich kann mir allerdings nicht vorstellen, dass man diese Regel für jeden beliebigen Tag anwenden kann. Es gibt bei den Bauernregeln aber eine Menge von Erhaltungsregeln, die an bestimmten Stichtagen die Situation für Wochen oder wie in diesem Fall Monate festlegen möchten.

Über Frank Abel auf Google+