i-62210a537c5f2b5e6ca8ce69819d37cb-805832_monsoon.jpgDer allsommerliche Monsunregen ist die Lebensgrundlage für viele Landwirte in Indien und Pakistan. Doch die Monsunsaison verlief bisher einigermaßen ungewöhnlich.

Bisher wurden 441 Menschen durch die Fluten getötet. Wie entsteht eigentlich der Monsun, und warum ist er Fluch und Lebensgrundlage gleichzeitig?

Monsun ist kein Regen!

Fangen wir wie bei der “Feuerzangenbowle” an: Was ist das überhaupt, so ein Monsun?

Zunächst einmal bezeichnet “Monsun” keinen Regen und der Monsun taucht auch nicht nur im Indischen Ozean auf. Ein Monsun ist vielmehr ein Strömungsmuster, das dadurch gekennzeichnet ist, dass sich die Hauptwindrichtung innerhalb eines Jahres zwei mal beinahe umgekehrt.

Die Ursache des Monsuns sind die Passatwinde, die Ursache der Passatwinde ist die Rotation der Erde zum einen (Corioliskraft) und die Einstrahlung der Sonne zum anderen, was wiederum zur Innertropischen Konvergenzzone (ITC) führt. Also eins nach dem anderen:

  1. Die ITC (Innertropische Konvergenz)
    entsteht, da die Luftmassen dort aufsteigen, wo sie durch die Sonne am meisten erhitzt werden. Dies ist in Äquatornähe der Fall, also in den Tropen. Wird Luft erhitzt, so steigt sie auf, am Boden sinkt also der Luftdruck, gleichzeitig entstehen an der ITC ständig Schauer und Gewitter.
  2. Die Passatwinde
    Sind ein Windsystem, das aus diesem Automatismus zwangsläufig entsteht. Denn wenn an der ITC der Luftdruck durch Aufsteigen der Luft sinkt, so muss er von den Seiten nachgeführt werden. Durch die Erdrotation werden diese Winde dann abgelenkt, es entsteht nördlich der ITC ein Nordostwind, südlich davon ein Südostwind, genannt Nordost- und Südostpassat:

    ITC und Passatwinde im Satellitenbild. Quelle: NOAA

  3. Wanderung der ITC
    Durch die Neigung der Erdachse bzw. die dadurch entstehenden Jahreszeiten wandert die Sonne von der Erde aus gesehen im Laufe des Jahres zwischen den beiden Wendekreisen. Mit einigem Abstand muss ihr daher auch aus obigen Gründen die ITC folgen (Erwärmung braucht etwas). Das bedeutet, dass zwischen den Wendekreisen die Winde im Laufe des Jahres wechseln müssen, da sie auf die jeweils andere Seite der ITC gelangen.

Was ist Monsunregen?

Damit wären die Grundbegriffe geklärt. Was ist jetzt so besonders am Monsun, speziell dem indischen Monsun? Hier verschiebt sich die Lage der ITC noch etwas weiter nordwärts als in ihrer Umgebung. Grund ist die starke Erhitzung großer kahler Landflächen, speziell die tibetische Hochebene. Durch diese enorme Erhitzung entsteht nördlich des Himalajas ein Tief. Der Südostpassat wird bei Übertreten des Äquators durch die Corioliskraft zu einem Südwestwind, dem Südwestmonsun. Dabei strömt die Luft in Richtung des Tiefs, also einen langen Weg über den erhitzten Indischen Ozean.

Sommermonsun, Quelle: NOAADadurch wird eine Menge Wasser aufgenommen, das dann über Indien und Pakistan wieder abgeladen wird. Es kommt zum Monsunregen, der 90% des Jahresniederschlags ausmacht. Er beginnt normalerweise Anfang Juni im Südosten Indiens und ist dann am 15. Juli im Nordwesten angekommen.

Auf diese zuverlässigen Niederschläge verlassen sich die Landwirte, bedeutet es doch die Existenzgrundlage für viele Landwirte. Die Indus-Kultur ist berühmt für ihre weit entwickelten Wasserbau-Kenntnisse.

Denn die Zeit des Monsunregens dauert nicht ewig. Im Winter passiert nämlich in Indien genau das Gegenteil: Über den ausgedehnten Landflächen Sibiriens und Chinas kühlt es stark aus. Die Luft sinkt ab, es entsteht ein Kältehoch, angefüllt mit sehr trockenen Luftmassen.

Wintermonsun, Quelle: NOAADer Wind strömt also aus diesem Hoch heraus in Richtung Äquator, es kommt zu einem Nordwest-Monsun, der mit Regen nun überhaupt nichts mehr zu tun hat.

Der Sommermonsun zieht sich so am 1. September aus dem Nordwesten, am 15. Oktober aus dem Südosten Indiens zurück, und ab dann regnet es kaum noch.

Ob nun eine Monsun-Saison für die Landwirtschaft erfolgreich oder für die Menschen gefährlich wird, hängt ganz von der Intensitätsverteilung der Niederschläge ab. Kommt der Regen kräftig und regelmäßig, so ist dies kein Problem. Besonders in diesem Jahr kommt es aber zu eher verstärkten Niederschlägen, die so extrem sind, dass sie zu Erdrutschen führen und Menschen mit sich reißen, und dann wird die indische Lebensgrundlage Monsunregen zu einer Katastrophe.

Spezialfall Monsun 2009

Die indische Monsun-Saison 2009 begann bereits sehr ungewöhnlich.Im Süden Indiens setzte der Regen bereits am 22. und 23. Mai ein und arbeitete sich schnell nordwärts voran. Nach der ersten Juniwoche aber kam der tropische Regen nicht mehr weiter nordwärts voran.

Dementsprechend folgte durch die ausbleibenden Niederschläge und Wolken eine unsägliche Hitzewelle für den Nordwesten Indiens:

Bericht über die Hitzewelle mit über 40°C

Aber der Monsun kam, und er kam dann in Wellen mit heftigem Regen. Das war dann schon etwas zu viel des Guten. In Ratnāgiri zum Beispiel sind in diesem Monat Juli mehr als 1.470 Liter pro Quadratmeter gefallen, das ist mehr als das Doppelte der sonst üblichen Monatsmenge (zum Vergleich: Der mittlere Jahres(!)niederschlag in Deutschland liegt bei rund 700 Litern pro Quadratmeter).

So in etwa kann man sich das dann vorstellen:

Monsunregen im Wayanadu Bezirk, Kerala, Indien. Eine schöne Beschreibung zu den Monsunverhältnissen dort auf der Youtube-Seite unter “weitere Informationen”

Monsunregen und Klimawandel?

Wird der Mensch den Monsunregen beeinflussen? Viele Wissenschaftler sagen, dass dies bereits passiert ist. Nicht nur durch die so genannten “Treibhausgase”, sondern insbesondere auch durch die Luftverschmutzung. Das Potsdamer Institut für Klimafolgenforschung hat 2005 den indischen Monsun auf im Hinblick auf seine Veränderung durch Auto- und Industrieabgase untersucht. Der braune Dauersmog soll dabei die Temperatur über dem Festland absenken, wodurch die Temperaturgegensätze zwischen Land und Wasser sinken. Dadurch würde dem Monsun der Antrieb ausgehen, er bliebe aus.

Prof. Dr. Mojib Latif, seines Zeichens Klimaprognostiker der eher apokalyptischen Form, folgt durch eine insgesamt höhere Temperatur ein höherer Wasserdampfgehalt der Luft und damit ein extremerer Monsun. Das folgende Zitat aus scinexx sagt wohl alles:

“Wird der Subkontinent nun wärmer, oder kühler? Kommen Überschwemmungen oder Dürre? Bislang konnten die Wissenschaftler aus Mangel an Daten noch keine realistische Prognose berechnen, um etwa vorherzusagen welcher Effekt dominieren wird. Im schlimmsten Fall würde wohl ein „Achterbahn-Szenario” entstehen: Für einige Jahre unterdrücken die Aerosole den Monsun und Indien vertrocknet, nur um in den Jahren darauf durch den gewachsenen Treibhauseffekt von Extrem-Niederschlägen überschwemmt zu werden.”

Im nächsten Absatz wird aber auch diese Aussage wieder angezweifelt. Es ist wieder wie so oft in der Klimaforschung: “Nichts Genaues weiß man nicht.”

Kommentare (4)

  1. #1 Krishna Gans
    Juli 24, 2009

    In Sachen Monsun gibt es unter den Klimaforschern arge Differenzen.
    Mangini verweist auf die Siedlungsgeschichte Trojas, das im Wechsel von Feucht- und Trockenklima, je nachdem, wie weit sich der Monsun nach NW ausdehnte, besiedelte oder aufgegeben wurde.
    Rahmstorf bestritt diesen Schluß mit dem Verweis auf den “lokalen” Charakter und damit auf die Zusammenhanglosigkeit des Beobachteten.

  2. #2 Georg Hoffmann
    Juli 24, 2009

    @Gans
    In der Tuerkei gibt es keinen Monsun. Es gibt dutzende Speleothem Rekords in Indien, sicherlich besser fuer Mangini geeignet ueber den Monsun zu raisonieren.

    @Frank Abel
    Ich glaube eine kurze Zusammenfassung der IPCC Ergebnisse waere nicht schlecht gewesen.
    Die Modelle (effektiv die gleichen, die Sie jeden Tag benutzen) gehen von einem hoeheren Feuchteanteil aus (waermere Luft) welche zu einem moderaten positiven Trend in der Regenmenge des Suedostasiatischen Monsuns fuehrt (plausibel) bei gleichzeitig einer leichte Abschwaechung der Zirkulation (nicht in allen Mengen und mit relativ grossen Schwakungen in den Modellen).
    Diese Unsicherheit ueber die Monsunintensitaet ist IPCC Resultat und nicht das Resultat einer zweiten “unabhaengigen” Analyse.
    Interessant ist uebrigens Cherrapunji an der indischen Himmalayaflanke. Es regnet so viel, dass es dort keine Boeden mehr gibt und die Leute 20km fahren muessen um Trinkwasser zu holen.

  3. #3 Krishna Gans
    Juli 25, 2009

    @GHoffmann
    Du weißt was Siedlungsgeschichte heißt ?

    Auch außerhalb Indiens tritt der Monsun auf. So kann man grob alle Küstengebiete zwischen je 5 und 25° vom Äquator polwärts als Erscheinungsgebiete angeben (GOUDIE 2002). Wegen der Überlagerung durch die Westwindzirkulation kann man in den Gebieten nördlich und südlich davon nur selten monsunbedingte Ausprägungen erkennen (WEISCHET 2002). Aber am Beispiel der „Etesien“ sommerliche Nordwinde in Griechenland lassen sich auch noch im Mittelmeer Monsuneinflüsse entdecken (MALBERG 2002).

    uni-protokolle.de/Lexikon/Monsun.html

    ie untersuchten Meeresablagerungen aus dem nördlichen Roten Meer und fanden heraus, dass der heute sehr trockene Nahe Osten zwischen 9.000 und 6.500 Jahren vor heute von einer langen Feuchteperiode geprägt war. Damals etablierte sich ein monsunartiges Wettersystem.

    marum.de/Mini-Monsun_im_Mittelmeer.html

    Als Folge langer Dürreperioden, die moderne Geologen erst jüngst durch das Ende des bis dahin unbekannten ostmediterranen Monsun, von 7.000 bis etwa 4.500 v. Chr. nachweisen konnten, schwappten die Kurganeinflüsse in drei Wellen auf die Gebiete des Alten Europa über:

    de.wikipedia.org/wiki/Kurgankultur

    Ich weiß, in Deinen Kreisen mag man Mangini nicht (mehr) oder ?
    (seit er Rahmstorf widersprochen hat)

  4. #4 Horst
    April 23, 2012

    Eure Videos sind schlecht !
    Muahahaha!!

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