Langfristprognosen gehören ja derzeit immer noch zu etwas, das man als höchst experimentell bezeichnen kann. Die Trefferquoten hielten sich bis dato sehr in Grenzen. Jetzt wurde ein neues Langfristmodell vorgestellt, das im Herbst zumindest den Winter-Trend prognostizieren könnte – die ersten Verifikationen sehen vielversprechend aus.
Das Modell stammt von einem privaten meteorologischen Service aus den USA, genannt Atmospheric and Environmental Research oder kurz AER des Meteorologen Judah Cohen und seinen Kollegen.
Deren Modell sCast benötigt als Eingabegröße die Schneebedeckung Sibiriens im Oktober. Das dahinter steckende Prinzip ist dabei tatsächlich gut nachvollziehbar:
Bei überdurschnittlich viel Schnee sammelt sich kältere Luft am Boden, ein kräftiges Bodenhoch entsteht. Dieses Hoch dient dann als Barriere für den Jetstream, ein Starkwindband an der Grenze der unterschiedlichen Luftmassen. Der Jetstream wird gezwungen, in größeren Schlangenlinien um die Erde zu kreisen, er mäandriert stärker.
Dadurch wird auch die höhere Atmosphäre, die Stratosphäre, in Schwingungen versetzt. Nach etwa drei Monaten gibt es dann starke Warmluftvorstöße in der oberen Atmosphäre, welche wiederum den so genannten Polarwirbel stört.
Als Folge wird im Januar des darauffolgenden Jahres eine atmosphärische Strömung entstehen, die Kaltluftvorstöße bis weit nach Süden begünstigt, sowohl in den USA als auch in Europa. Eine ähnliche Situation durften wir im Winter 2008/2009 erleben.
Daraus folgt: Wenn im Oktober in Sibiren mehr Schnee als üblich liegt, so ist die Wahrscheinlichkeit für einen langen Winter auch in Europa und den USA größer.
Die Erfolge von sCast sind dabei wirklich überdurchschnittlich im Vergleich zu anderen Langfristmodellen. Die Trefferquote für monatliche Mittelwerte liegt bei ca. 70%. sCast hat sieben Winter bis dato gut prognostiziert und hat auch 33 Winter in der Vergangenheit sehr gut reproduzieren können.
Mehr Details hierzu findet man bei Jens Christian Heuer.
Kommentare (11)