Gerade die Menschen im Südwesten Deutschlands werden sich noch gut an Weihnachten 1999 erinnern. Damals rauschte Orkan Lothar – viel zu spät gewarnt – über Deutschland hinweg. Mit bis zu 200 km/h wurden auch alte Bäume flächenweise umgeknickt, es entstand ein Schaden von 750 Mio. Euro. Doch fast zehn Jahre danach zeigt sich: Lothar hatte auch was Gutes.
Im Bereich Backnang sorgte Lothar für 300.000 Festmeter Holz, so viel, wie sonst in zehn Jahren auf natürliche Weise verarbeitet werden. Grund hierfür ist das Gelände im Rems-Murr-Kreis, das eine besonders gute Angriffsfläche bot.
Der Schwarzwald nach Orkan Lothar am 29.04.04. Foto von Rynacher, bestimmte Rechte vorbehalten
Auch heute kann man dort noch die ausgedehnten Flächen sehen, die der Orkan am zweiten Weihnachtsfeiertag 1999 hinterlassen hat. Bei der Aufforstung dieser Fläche bot sich aber eine neue Chance.
Und zwar überließ man die Natur zum großen Teil sich selbst. Nur ein Drittel der freien Fläche wurde mit Bäumen aus künstlicher Aufzucht wieder aufgeforstet. Sonst ließ man wachsen, was wachsen wollte. Statt reinem Fichtenbewuchs zeigen sich daher heute in den Wäldern um Backnang auch Laub- und Nadelhölzer. Eine Vielfalt, die Natur, Mensch und Tier gut tut. Der Forstmann des Rems-Murr-Kreises behauptet sogar in den Stuttgarter Nachrichten, dass ein naturverjüngter Wald wesentlich stabiler und gesünder sei als ein aufgeforsteter.
Denn aus Samen gewachsene Bäume stünden wesentlich stabiler als von Menschenhand eingepflanzte. Und sollte die globale Erwärmung tatsächlich kommen, so ist der Mischwald wesentlich widerstandsfähiger gegen Hitze und Trockenheit, da er als Wasserspeicher besser funktioniere. Man sieht also hier, warum Herbststürme auch als Kehrmeister der Wälder bezeichnet werden.
Meteorologisch gut aufgearbeitet hat Marco Puckert den Verlauf von Orkan Lothar, Details sind hier zu finden.
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