Am Dienstag wurde es von den Presseagenturen gemeldet: ein “schwerer Sturm” hat in Argentinien und Brasilien mindestens 17 Menschen getötet. Spekuliert wird darüber, ob es sich um einen Tornado gehandelt hat. Die AFP schreibt von einem “Tornado-ähnlichen Sturm” (was immer das sein soll), der über unglaubliche 40 km gezogen sein soll. Wie wahrscheinlich ist das?
Dazu muss man wissen: Ein Tornado braucht zum einen feucht-warme Luftmassen, die gehoben werden. Vor allem muss aber der Wind mit der Höhe unterschiedlich sein, also zum einen mit der Höhe stark zunehmen und vor allem aus einer anderen Richtung wehen. Erst das bringt die aufsteigende Luftsäule in Rotation, wodurch sich durch den Pirhouetteneffekt der teils sichtbare Schlauch gen Erde entwickelt.
Waren all diese Zutaten gegeben? Schauen wir uns die Lage kurz an. Verursacher der Unwetter war eine markante Kaltfront, also ein Übergang zweier sehr gegensätzlicher Luftmassen auf engem Raum. Diese macht man übrigens sehr gut sichtbar mit der so genannten äquipotenziellen Temperatur. Das ist ein Energiemaß, das nicht nur die fühlbare Temperatur beinhaltet, sondern auch die “latente Wärme”, die gewissermaßen “im Wasserdampf steckt”. Das bedeutet: die höchsten Werte der äquipotenziellen Temperatur hat schwüle Luft, die niedrigste trocken-kalte. Hier die Karte für den 08.09.09, 20 Uhr MESZ:
Äquipotenzielle Temperatur in ca. 1,5 km Höhe am 08.09.09, 20 Uhr MESZ. Quelle: MeteoGroup
Wir müssen hier natürlich etwas auf “Südhalbkugel” umdenken. In diesem Fall näherte sich die Kaltfront von Westen. Man sieht deutlich die blaue “Nase”, die bis in das betroffene Gebiet (besonders Provinz Misiones) herein reicht. Damit wäre schon einmal genügend Dynamik vorhanden.
Diese zeigt sich auch am Starkwindband, das an der Grenze der Luftmassen quasi als Ausgleichbewegung weht. Dieses nennt sich Jetstream. In solch einen Jetstream sind Maxima eingelagert, die man wiederum Jetstreak nennt. Aus physikalischen Gründen ist die Aufwärtsbewegung und die “Wirbelhaftigkeit” am linken Rand solch eines Jetstreaks am höchsten.
Viel wichtiger für die Tornado-Entstehung ist dann die Windscherung, also die Änderung des Windes mit der Höhe. Auch hier können wir ein Häkchen an der Liste machen:
Radiosondenaufstieg aus dem etwas nördlicher gelegenen Porto Alegre, Brasilien. Quelle: University of Wyoming
Gut erkennt man hier den starken Höhenwind, ansatzweise auch die Scherung in den ersten Kilometern Höhe.
Fazit: Ein Tornado ist auf Grund der Wetterlage als Ursache schon als recht wahrscheinlich zu betrachten. Durch seine Lage am südlichen Atlantik und aus geographischer Sicht gehört diese Region ohnehin zu den anfälligen in Sachen Tornados. Hier eine weltweite Übersicht:
Tornadohäufigkeit weltweit. Klicken, um zu vergrößern.
Hier gibt es mehr Details zum Thema Tornado.
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