Kaum ist unser Scienceblogs-Podcaster Thomas Wanhoff auf seiner Reise durch Australien, schon wird er Zeuge eines hier in der Intensität sehr seltenen Ereignisses: Ein kräftiger Staubsturm hat den Himmel von Sydney in Gelbtöne gefärbt, während die Sicht mehr als schlecht war. Wie ist dieser entstanden?
Aufmerksam auf Australien wurde ich bereits in der vergangenen Woche, als ich bei der weltweiten Übersicht von Wettergefahren die EFI-Karten betrachtete. EFI steht für “Extreme Forecast Index” und ist ein Hilfsmittel des europäischen Vorhersagemodells ECMWF, das starke Abweichungen vom Modellklima mit einem Index belegt, dessen größter Wert die “1” ist.
Hier noch einmal die Vorhersagekarte vom 14.09.2009 für extreme Windböen:
EFI für Windböen, Vorhersage vom 14.09.09 für den 17.09.09 für Australien. Quelle: MeteoGroup
Wie das in der Routine so ist, treten solche Achtungszeichen dann wieder angesichts des aktuellen Wetters vor Ort wieder schnell in den Hintergrund. Gestern Abend unserer Zeit las ich aber einen Tweet, der mich aufhorchen ließ. Er stammte von TheLifeGym:
Sydney is covered in red dust… Very weird.
Und danach folgte dann auch Thomas Wanhoff:
sandstorm in sydney?
gefolgt von diesem wunderbaren Bild, das ich hoffentlich veröffentlichen darf:
Staubsturm in Sydney am 22.09.09, fotografiert von Thomas Wanhoff
>> Tolle Fotos zwischen Sydney und Brisbane gibt es auch im Australien Blog <<
…wenn auch fälschlich als Sandsturm bezeichnet.
Was ist passiert?
Es war kein Sandsturm wie anfangs vermutet, sondern ein Staubsturm. Entlang einer markanten Luftmassengrenze stieß von Süden her sehr kalte Luft voran. Auf der Vorderseite dieses Troges waren die Entwicklungsbedingungen äußerst günstig für ein sich schnell verstärkendes Tief:
Temperatur in ca. 5,5 km Höhe und Bodendruck am 22.09.09, 20 Uhr MESZ. Quelle: MeteoGroup
Das so entstandene, kräftige Sturmtief zog dann von Westen her über Australien hinweg. Es sorgte für ungewöhnliche Bedingungen zum Frühlingsanfang: Hagelunwetter, kleine Hitzewellen und eben auch Staubstürme. Denn wir erinnern uns, auf der Südhalbkugel drehen sich die Tiefs mit dem Uhrzeigersinn.
Schauen wir uns das Tief dann auf der obigen Abbildung an, dann sehen wir, dass es den Staub aus dem Outback, zum Beispiel rund um Broken Hill, einen weiten Weg an die australische Ostküste trug. Broken Hill ist bekannt für den größten Erzkörper der Welt, es befindet sich dort also eine Unmenge an Erz- und Bleistaub, der so einen weiten Weg zurücklegen konnte.
Die Experten bezeichnen die Unwetter in Australien als die kräftigsten seit den 40er Jahren. Sydney Harbour wurde zeitweise wegen schlechter Sichtbedingungen geschlossen, Asthmakranken wurde geraten, zu Hause zu bleiben, auch der Flugverkehr war stark beeinträchtigt. Bestimmt kann uns Thomas Wanhoff nach seiner Rückkehr hier weitere Informationen geben.
Zum Abschluss noch das Satellitenfoto vom Morgen des 23.09.09 westaustralischer Zeit, aufgenommen vom Terra-Satelliten der NASA (Spezialseite hier):
Staubsturm im Westen Australiens am Morgen des 23.09.09 Ortszeit. Quelle: NASA
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