i-46dfe705f6635e70e247546bd1d05062-DSC00672.jpgMehr als genug Schnee gab es in der gesamten Nordhälfte Deutschlands bis etwa in den Mittelgebirgsraum, zum Teil wurden die Schneehöhen des Rekordwinters 1978/79 eingestellt. Weiter südlich würde man die Schneemengen derzeit eher als normal bis dürftig bezeichnen. In Richtung Wochenende bahnt sich nun eine große Menge Neuschnee an, was zu großen Problemen mit den Schneemassen führen könnte.

Denn wenn zu den derzeit 17 cm in Potsdam, 18 cm in Hannover oder sogar 28 cm auf Fehmarn (Schneehöhen vom 5. Januar 2010, 1 Uhr) noch einmal zweistellige Werte hinzukommen, wird es kritisch. (Nachtrag: Vielen Dank an dieser Stelle nochmal für die Winterbilder aus Wernigerode von Christian, am 06.01.10 um 1 Uhr wurden von dort 17 cm gemeldet). Man denke alleine schon an die jetzigen Probleme mit ICE-Zügen, Straßenbahnen oder auch herunterfallenden Ästen, da diese die Schneelast nicht mehr tragen können.

Was tut sich also in der Wetterküche? Zunächst einmal ziemlich wenig, denn in der Luft arktischen Ursprungs kreisen die Tiefs gegen den Uhrzeigersinn in so einem großen Bogen um uns herum, dass wir höchsten abgeschwächt betroffen sind und überwiegend ruhiges Wetter herrscht, ob jetzt mit Sonne oder ohne. Wenn dabei Schnee fällt, dann meist in unwesentlichen Mengen.

Neuer Schnee bahnt sich ab Freitag an

Aber ab Freitag kommt wieder Bewegung ins Wetter. Grund dafür ist ein Kaltluftvorstoß arktischer Luft, der an der Ostflanke eines Hochs über dem Nordmeer in Richtung Frankreich. Das begünstigt wiederum die Verstärkung und Verlagerung eines Tiefs im westlichen Mittelmeer. Und dieses wird aller Voraussicht nach noch ein zweites Tief generieren, das über der Tiefebene Ungarns entstehen dürfte. Von hier aus wird es am Wochenende weiter nach Polen ziehen. Hier die Prognose für Sonntag, den 10. Januar 2010 mit den zwei entsprechenden Tiefs:

i-d001917a39f7fd645e62b8cdd0d61712-Europe_2010010406_pmsl_138.png

Bodendruck-Prognose für den 10.1.10, 1 Uhr MEZ. Details siehe Text, für Vergrößerung anklicken. Quelle: MeteoGroup.

Hier sieht man gleich mehrere Gründe, warum vor allem dem Osten Deutschlands Schnee-Probleme bevorstehen:

  1. Zum einen liegen die Isobaren, also die Linien gleichen Luftdrucks an der Grenze zwischen (dann) Nordsee-Hoch und Tiefs eng beieinander. Hier wird es also eine Zone geben, in der der Wind kräftig aus Nordosten blasen wird.
  2. Wenn man berücksichtigt, dass sich die Tiefs gegen den Uhrzeigersinn drehen, kann man an der Abbildung auch erkennen, dass so die feuchte Mittelmeerluft in den Osten Deutschlands geschaufelt wird. Es ist also genug “Material” für Schneefälle vorhanden.
  3. Dazu bleibt in Bodennähe der kalte Nordostwind erhalten, so dass wärmere Luft in der Höhe auf die kalte Luft aufgleitet. Dadurch wird sie gehoben und abgekühlt, dadurch entstehen Schneefälle.

i-925fb008731c1b9f23a8b320706f0005-Europe_2010010406_the700_138.png

Zu 2) und 3) : Prognose der äquipotenziellen Temperaturen für 700 hPa (etwa 3 km Höhe) für den 10.1.10, 1 Uhr MEZ. Hohe Werte stehen für feucht-mildere, tiefe für trocken-kalte Luft. In der Höhe kommt also die wärmere Luft an. Quelle: MeteoGroup.

Ungefährer Ablauf und Gefahren

Dementsprechend wird sich bereits in der Nacht zu Freitag im äußersten Süden und Südosten Deutschlands der erste, noch leichte Schneefall bemerkbar machen. Dieser wird sich dann im Laufe des Freitags über die gesamte Südhälfte ausdehnen, wobei Schwerpunkt der Niederschläge immer der Osten – in diesem Fall also Bayern – ist. Bis zum Samstag hat sich der Schnee voraussichtlich in ganz Deutschland mal gezeigt, dazu frischt der Wind auf. Wo genau lässt sich derzeit noch kaum sagen.

Im weiteren Verlauf am Sonntag fällt im Westen nur noch ab und zu etwas Schnee, während es in der gesamten Osthälfte zwar nicht immer kräftig, aber doch ausdauernd bis Montag weiterschneien kann bei nur allmählicher Abschwächung. Über den gesamten Zeitraum kann dabei natürlich einiges zusammenkommen. Dementsprechend sollte man mit folgenden Gefahren rechnen:

  • Meist werden unter 10 cm Neuschnee hinzukommen (Ausnahme: der äußersten Nordwesten, hier kaum etwas), örtlich sind auch höhere Summen denkbar, Schwerpunkt Ostdeutschland.
  • Gebietsweise kann es durch kräftigen Wind zu erheblichen Schneeverwehungen kommen (hier dann meist 20 cm Neuschneehöhe, örtlich auch mehr), die Straßen unpassierbar machen können. Wo genau dies sein wird, muss man aus der Nähe sehen.
  • Bei anhaltenden Schneefällen ist mit Schneebruch zu rechnen, also mit abbrechenden Ästen oder umstürzenden Bäumen durch die Schneelast.
  • Man sollte sich grundsätzlich auf schwierige Verkehrsbedingungen einstellen, das gilt auch für Bahnen und den Flugverkehr.

Wer also am Wochenende unterwegs ist, sollte sich kurzfristig vorher informieren, ob nicht bereits eine Unwetter-Warnung oder Vorwarnung aktiv ist.

1 / 2 / Auf einer Seite lesen

Kommentare (12)

  1. #1 Christian Reinboth
    Januar 5, 2010

    Also hier im Harz können wir uns über Schneemangel jedenfalls nicht beklagen, in Wernigerode (wo es sonst eher verhalten schneit) liegen gut 20 bis 25cm, im Südharz nochmal deutlich mehr. Auf dem Brocken liegen inzwischen 64cm Schnee, die man sich dank einer Webcam der Harzer Schmalspurbahnen auch am Bildschirm ansehen kann:

    https://webcam.netco.de/hsb/webcams/brocken/brocken_bhf.php

  2. #2 Krishna Gans
    Januar 5, 2010

    In China ist nicht nur die Schmalspurbahn betroffen…
    1400 Passagiere unter Schnee gefangen

  3. #3 Stefan Gotthold
    Januar 5, 2010

    Hi,

    hab Deinen Blog erst gerade entdeckt. Werde aber sicherlich häufiger hier mal nachlesen, was das Wetter alles zu tut. Schade für mich als Amateur-Astronom zu lesen das mehr Schnee kommt. Als Wintersprotler freue ich mich zwar, aber mehr Schnee heißt auch Wolken die diesen erstmal gen Erde schicken müssen. Wolken heißen aber auch das man nicht Beobachten kann.
    Schade und schön.

  4. #4 Karl Mistelberger
    Januar 5, 2010

    15 Zentimeter Neuschnee über 12 Stunden sind am Samstag und Sonntag im Osten Deutschlands durchaus möglich, in der Summe sind auch noch höhere Mengen denkbar.

    Einen richtigen Winter gibt das nicht auch wenn es sich “Gefahrenmeldung” nennt. Übrigens sah es um den Jahreswechsel in den Alpen so aus: https://www.nefkom.net/charlemagne/2009-12-30.jpg

    An wenigen Stellen im Gelände lagen bei 1200m Höhe einige Schneereste. Wer Glück hatte fand in 2000m Höhe einen halben Meter vor. Im Tal grünt es. Wo sich eine Schipiste bilden sollte kann man gerade noch einen weissen Fleck erkennen.

  5. #5 Doctor Who
    Januar 6, 2010

    Ich werde noch ein paar Fotos machen, wer weis wann wir wieder so einen richtigen Winter kriegen

  6. #6 Frank Abel
    Januar 6, 2010

    Hallo Karl,

    sehr wichtiger Einwand! Im Süden sieht es derzeit noch völlig anders aus.

    Viel schlimmer noch: Nachdem der DWD die “40 Zentimeter” in den Raum geworfen hat, drehen fast alle Medien erwartungsgemäß durch.

    Eine “Schneekatastrophe” wird es flächendeckend in Deutschland nicht geben. Natürlich wird es einige Probleme geben, aber man sollte sich jetzt nicht von den Meldungen überrollen lassen. Nach derzeitigem Stand werden bis auf den Nordwesten meist um 10 Zentimeter dazukommen, mit Verwehungen vielleicht 20 cm. Die 40 nur im Extremfall und örtlich.

  7. #7 Frank Abel
    Januar 6, 2010

    Hallo Christian,

    ja, ich habe Deine Fotos sehr genossen. Vielen Dank dafür und entschuldige, dass ich nicht verlinkt habe. Wird sofort nachgeholt…hier könnte es natürlich spannend werden, generell noch mehr an der Nordseite der Gebirge.

    Gruß
    Frank

  8. #8 Alex
    Januar 6, 2010

    Schon komisch, dass 15 Zentimeter Neuschnee unsere angeblich so fortschrittliche Zivilisation gleich ins (mediale) Chaos zu stürzen drohen. Im Voralpenland lächelt man bei solchen Schneemengen nur milde.

  9. #9 Kristin
    Januar 6, 2010

    wir freuen uns auf rodelwetter … der rest ist uns egal 🙂 flachländer sind ja recht eigen, was ihre auffassung von schneechaos angeht. Möchte die mal sehen, wenn ihr mehrere Meter Schnee fallen und man Straßen nicht so räumt, wie die das gewohnt sind, sondern auf ALLEN STRASSEN Schnee liegen bleibt, Salz ein Fremdwort ist und man NICHT über die Straße gucken kann, weil der weggeschobene Schnee schon über 2m mißt …

  10. #10 Karl Mistelberger
    Januar 6, 2010

    Es kommt ja immer wieder vor, dass irgendwo irgendwann eine Menge Schnee liegt. Das Vergnügen wird aber immer seltener und immer kürzer. Am 27. Februar 2009 sah es in Masserberg (Thüringer Wald, 750m Seehöhe) recht gut aus.

    Momentan werden allerdings von dort 25cm Schnee bei 5 Grad unter Null gemeldet. Das ist für Wintersport recht bescheiden.

  11. #11 Krishna Gans
    Januar 10, 2010

    Dem Vernehmen nach sind Hamster ausverkauft…
    ;.)

  12. #12 Karl Mistelberger
    Januar 10, 2010

    Mehr als genug Schnee gab es in der gesamten Nordhälfte Deutschlands bis etwa in den Mittelgebirgsraum, zum Teil wurden die Schneehöhen des Rekordwinters 1978/79 eingestellt.

    So sieht es tatsächlich aus:

    Schneehöhen: So, 10.01.2010 13:00 MEZ

    Zugspitze (2962 m) 170 cm

    Brocken (1142 m) 80 cm

    Wendelstein (1835 m) 58 cm

    Fichtelberg (1215 m) 47 cm

    Zinnwald (882 m) 45 cm

    Großer Arber (1446 m) 40 cm

    Neuhaus (851 m) 39 cm

    Wiesenburg (188 m) 32 cm

    Kahler Asten (841 m) 32 cm

    Cottbus (70 m) 30 cm

    Leipzig/Schkeuditz (136 m) 30 cm

    Magdeburg/Flugplatz (85 m) 29 cm

    Feldberg/Schwarzwald (1493 m) 28 cm

    Gera/Leumnitz (311 m) 28 cm

    Potsdam (100 m) 27 cm

    Lindenberg b. Beeskow (104 m) 26 cm

    Leipzig (151 m) 25 cm

    Schönefeld/Flughafen (48 m) 24 cm

    Erfurt/Bindersleben (322 m) 24 cm

    Artern (166 m) 24 cm

    Görlitz (240 m) 22 cm

    Diepholz (40 m) 22 cm

    Hannover/Flughafen (59 m) 21 cm

    Chemnitz (420 m) 21 cm

    Geislingen/Stötten (737 m) 20 cm

    Angermünde (55 m) 19 cm

    Seehausen (23 m) 19 cm

    Kap Arkona/Rügen (42 m) 19 cm

    Freudenstadt (801 m) 18 cm

    Dresden/Klotzsche (232 m) 18 cm

    Greifswald (6 m) 17 cm

    Berlin-Tegel (37 m) 17 cm

    Hof/Flughafen (568 m) 17 cm

    Bad Lippspringe (158 m) 16 cm

    Lingen (26 m) 16 cm

    Göttingen (171 m) 16 cm

    Lüdenscheid (392 m) 16 cm

    Michelstadt-Vielbrunn (455 m) 16 cm

    Bad Marienberg (555 m) 16 cm

    Aachen (205 m) 15 cm

    Frankfurt/Flughafen (113 m) 15 cm

    Hahn (503 m) 15 cm

    Münster/Osnabrück Flugh. (53 m) 15 cm

    Bremen/Flughafen (5 m) 15 cm

    Emden (5 m) 15 cm

    Nürburg-Barweiler (488 m) 14 cm

    Wasserkuppe (925 m) 14 cm

    Stuttgart/Echterdingen (391 m) 13 cm

    Hamburg/Fuhlsbüttel (15 m) 13 cm

    Nürnberg/Flughafen (318 m) 13 cm

    Rostock-Warnemünde (10 m) 13 cm

    Öhringen (277 m) 13 cm

    Westermarkelsdorf (9 m) 12 cm

    Lahr (156 m) 11 cm

    Düsseldorf/Flughafen (41 m) 10 cm

    Rheinstetten (116 m) 10 cm

    Bad Kissingen (266 m) 9 cm

    Hohenpeissenberg (986 m) 9 cm

    Marnitz (87 m) 8 cm

    Schwerin (68 m) 8 cm

    Schleswig (48 m) 8 cm

    Fürstenzell (480 m) 8 cm

    Mannheim (100 m) 7 cm

    Oberstdorf (812 m) 7 cm

    Weißenburg (424 m) 7 cm

    Köln/Bonn Flughafen (100 m) 7 cm

    Meiningen (453 m) 6 cm

    Saarbrücken/Ensheim (320 m) 6 cm

    Würzburg (272 m) 6 cm

    Regensburg/Oberhub (371 m) 5 cm

    Augsburg/Mühlhausen (477 m) 5 cm

    Norderney (16 m) 5 cm

    Trier/Petrisberg (273 m) 5 cm

    München/Stadt (535 m) 4 cm

    Helgoland/Düne (8 m) 4 cm

    München/Flughafen (447 m) 3 cm

    Cuxhaven (12 m) 2 cm

    St. Peter-Ording (11 m) 1 cm

    Konstanz (397 m) 1 cm

Über Frank Abel auf Google+