Der künstlich heraufbeschworene Hype um Tief Daisy raubt mir etwas die Zeit. Trotzdem möchte ich kurz auf die Wetter News hinweisen, die ich eben verfasste, da ich die Erkenntnisse und möglichen Entwicklungen für unser Wetter hieraus recht interessant finde.
Es geht dabei um eine Beobachtung, die man derzeit in den USA macht. Wie vielleicht bekannt ist, befinden wir uns voraussichtlich am Enden eines mäßig starken El Niño – Ereignisses, einer Strömungsanomalie auf einer Zeitskala von typischerweise 6 bis 18 Monaten.
Während eines El Niños schwächen sich dabei die Passatwinde über dem Pazifik ab, die im Normalfall das wärmere Oberflächenwasser abtransportieren und dafür sorgen, dass das kühlere aus der Tiefe an den amerikanischen Westküsten aufsteigt. Bei schwächeren Winden bleibt dieser Effekt aus, und das wärmere Wasser wird am Äquator über so genannte Kelvinwellen vom asiatischen in den amerikanischen Pazifikraum ostwärts verfrachtet.
Damit kommt es während eines El Niño-Ereignisses häufig zu extremen Regenfällen von Kalifornien bis in Teile Latein- und Südamerikas, während zum Beispiel in Indonesien oder Australien Dürreperioden auftreten. Wie weitreichend dabei die Auswirkung El Niños auf Wetterereignisse weltweit ist, kann dabei noch nicht endgültig nachgewiesen werden.
Regen blieb aus
Die Beobachtungen aus dem Südwesten der USA zeigen jedoch, dass trotz des El Niños die Niederschläge in etwa den langjährigen Durchschnittswerten entsprachen oder nur geringfügig darüber lagen. Die aktuelle Karte der Temperaturanomalien an der Wasseroberfläche zeigt dabei auch ein leicht variiertes Bild gegenüber einem idealisierten El Niño-Muster:
Temperaturanomalie Pazifik zwischen 13.12.09 und 09.01.10. Quelle: NOAA
Die Abweichungen betreffen hier den Schwerpunkt der positiven Abweichungen, er ist etwas südwestwärts verrückt und an den Küsten nur abgeschwächt wirksam. Besonders aber an der Pazifikküste zwischen USA und Kanada erkennt man höchstens geringe positive Abweichungen, die normalerweise deutlicher ausfallen.
PDO überlagert El Niño
Es ist nun wahrscheinlich, dass hier El Niño von einer weiteren Oszillation überlagert wird, der PDO oder Pazifische Dekaden-Oszillation. Man weiß noch nicht, wie sie entsteht und wie sie sich entwickelt. Die (für die Pazifikküste der USA) warme Phase endete Mitte der 90er Jahre, und es sieht so aus, als hätte nun die kalte begonnen. Im Gegensatz zu El Niño dauern diese aber nicht Monate, sondern 15 bis 30 Jahre an.
PDO-Index von 1900 bis September 2009. Quelle: University of Washington
Durch das nun normal temperierte Küstenwasser sind auch die Temperaturen im Bereich der nördlichen Rocky Mountains und Great Plains nicht mehr übernormal. Dadurch wird es für die arktische Luft über Kanada einfacher, südwärts voran zu stoßen und so auch weiter nach Süden voran zu kommen. Eventuell kann man aus dem Zusammenspiel von El Niño und negativem PDO-Index damit den Schnee bis hinunter nach Florida erklären. Auch durch die Veränderung des Jetstreams hat die PDO besonderen Einfluss auf das Wetter der USA und Kanadas, und vielleicht auch weltweit?
Typische Wettermuster in Zusammenhang mit PDO sind bei Wikipedia zu lesen. Ich bin gespannt auf die nächsten Jahre, vielleicht lernt man dann mehr zu den Auswirkungen dieser Oszillation, die uns ja wahrscheinlich noch lange beschäftigen wird. Vielleicht kann aber auch einer unserer anderen Experten mehr dazu erzählen?
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