…Die Schwalbe flog über den Eriesee,
Gischt schäumt um den Bug wie Flocken von Schnee;
Von Detroit fliegt sie nach Buffalo –
Die Herzen aber sind frei und froh…

Die “Schwalbe” wird wohl nicht wie bei Theodor Fontane in “John Maynard” fliegen, sondern bliebe einfach stecken, es sei denn, sie wäre ein Auto. Denn nicht nur in Deutschland haben, beziehungsweise hatten wir es mit hartnäckiger Kälte zu tun. Auch die Ostküste Amerikas erlebte Kälte und Schnee wie teils noch nie.

Denn zum ersten Mal seit 14 Jahren ist der Eriesee, der flachste unter den Großen Seen, mehr oder weniger komplett zugefroren. Sehr dünn ist das Eis dabei an der nördlichen Küste, während die Leute rund um Detroit über zentimeterdickes Eis laufen oder Schlittschuhe fahren können. Hier die aktuelle Meldung vom 16. Februar 2010:

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Eisbedeckung der östlichen Großen Seen. Quelle: NOAA. Aktuelle Daten bei weatherimages.org.

Wie man sieht, ist es nur der Eriesee, der komplett zugefroren ist. Bei den anderen Großen Seen sammelt sich das Eis nur im Küstenbereich. Das liegt daran, dass diese Seen deutlich tiefer sind.

Was folgt aus der Beobachtung?

In den östlichen USA war es also auch über einen längeren Zeitraum zu kalt. Grund hierfür ist die stark meridionale Strömung über der Nordhalbkugel, was bedeutet, dass die Kaltluft sehr weit nach Süden und die Warmluft sehr weit nach Norden vorankommt; letztlich lassen sich so alle “Wetterkapriolen” – Kälte in den USA und großen Teilen Europas, Hitze und Dürre in Brasilien und Lateinamerika, Unwetter auf den Kanarischen Inseln und Marokko – zusammenfassend erklären.

Typische Abweichungen im El Niño-Winter. Quelle: NOAA

Typische Abweichungen in Wintern mit negativem NAO-Index. Quelle: NOAA

Hier hat sicherlich die Anomalie El Niño (ENSO = El Niño Southern Oscillation) ein Wörtchen mitzureden, eine Anomalie der Meerestemperatur im äquatorialen Pazifik mit dementsprechenden Veränderungen der atmosphärischen Strömung. Aber auch auf dem Atlantik hat sich derzeit eine negative Phase der NAO eingestellt, eine periodische Luftdruck-Anomalie, die bei negativem Index den Jetstream weit südwärts verschieben kann.

Wie weit ENSO und NAO miteinander verknüpft sind, wird weiter erforscht. Wahrscheinlich ist jedenfalls, dass es einen Zusammenhang beider Anomalien mit der Sonnenaktivität gibt, wie einige Studien untersucht haben. Da die Sonne allmählich wieder “aufwacht”, wird es nun interessant sein zu beobachten, ob man (mit entsprechender Trägheit) auch Änderungen von ENSO und NAO feststellen kann, mit korrespondieren Änderungen der Wetter-Muster.

Kommentare (3)

  1. #1 Krishna Gans
    Februar 17, 2010

    Die NAO ist nur ein Index, Auswirkung und nicht Ursache.
    Ursache könnte der Solarwindindex (SOWI) sein, wie man hier nachlesen kann
    Was das “Aufwachen” der Sonne angeht bezieht sich das wohl “nur” auf die Flecken. ansonsten schwächelt unser einziger Energielieferant wohl weiter, so daß man feststellt, Dalton minimum repeat goes mainstream

  2. #2 Frank Abel
    Februar 18, 2010

    Hallo Krishna,

    genau so war es oben ja auch gemeint, vielleicht ist es nicht klar genug ausgedrückt. Nur, weil etwas korreliert ist, muss eines nicht ursächlich für das andere sein – es deutet aber darauf hin, dass beide Ereignisse eine gleiche Ursache haben.

    So verhält es sich beispielsweise mit ENSO und PDO. Danke für die Links!

    Gruß
    Frank

  3. #3 Frank Abel
    Februar 18, 2010

    PS: Ich habe die unglückliche Formulierung jetzt leicht angepasst.

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